Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Landwirt verschenkt 30 000 Kilo Äpfel
Gratis-Obst findet reißenden Absatz – und ist nach weniger als einem Tag abgeerntet
STOCKACH - Eine ganze Plantage voller Äpfel – umgerechnet rund 30 000 Kilogramm: Innerhalb von nur wenigen Stunden waren die kompletten Früchte des Obsthofs Wassmer in Stockach unter die Leute gebracht. Hintergrund ist eine spontan ins Leben gerufene Aktion der Betreiber, die das Obst lieber kostenlos an die Menschen verteilen wollten, anstatt die Äpfel schreddern oder verfaulen lassen zu müssen.
Ursprünglich wäre die Aktion über das komplette Wochenende gelaufen. Aber, so Alfred Wassmer im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“, sei sein Hof mehr oder weniger überrannt worden. Weit über 1000 Menschen sind bereits am Samstag mit Waschkörben, Kisten und Co. ausgestattet vor Ort gewesen und haben die Bäume abgeerntet. Entsprechend mussten Interessierte, die am Sonntag noch vorbeischauen wollten, zumindest auf kostenlose Früchte verzichten.
Überrant und überrascht
Wassmer zeigte sich überrascht vom hohen Interesse. Insbesondere durch die Tatsache, dass die angebotene Apfelsorte bei den Kunden eigentlich gar nicht beliebt ist. „Der Markt nimmt die Sorte eigentlich gar nicht an, statt dessen werden die Supermärkte von ausländischen Äpfeln überflutet“, klagt der Obstbauer. Doch anstatt die Äpfel aus der Region – noch dazu zu günstigeren Preisen – direkt vor Ort zu kaufen, greifen die Verbraucher bei Äpfeln aus Neuseeland, Chile oder Argentinien zu, so sein Vorwurf. Mit der Aktion wolle er die Verbraucher auch aufwecken. Wenn alles umsonst sei, haben alle plötzlich wieder Lust zu kommen. Die jetzt kostenlos angebotenen Äpfel, zuvor zum Selbstkostenpreis von 75 Cent pro Kilogramm selbst zu pflücken, wollte indes kaum jemand. Vor Ort bekamen die Betreiber für die Aktion viel Lob, zahlreiche Apfelpflücker zeigten sich dankbar.
Lisa Wassmer, verglich im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“vor der Spontanaktion die Situation der Obstbauern mit der der Milchbauern. Hintergrund ist, dass die Preise für Äpfel derzeit so gering sind. „Für 100 Kilogramm Äpfel bekommen wir gerade einmal acht Euro“, sagt Lisa Wassmer. Ähnlich geht es Alfred Wassmer auch. Er hätte alternativ zur Verschenkaktion auch Mostobst aus all den Äpfeln machen können – doch damit bekomme er die Kosten auch nicht zusammen. Seine Hoffnung: Eventuell habe es bei dem einen oder anderen Apfelpflücker sprichwörtlich „klick“gemacht und das Obst aus der Region bekomme wieder einen höheren Stellenwert.