Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Frage nach historisch­er Straße

Anwohner in Hochberg widersprec­hen der Stadt Bad Saulgau.

- Von Dirk Thannheime­r

HOCHBERG - Die geplante Erschließu­ng des Neubaugebi­ets Mühlberg II mit 17 Einfamilie­nhäusern in Hochberg hängt auch von der Kooperatio­n der Anwohner der Straße am Mühlberg ab, für deren Sanierung die Anwohner Erschließu­ngsbeiträg­e in fünfstelli­ger Höhe bezahlen sollen, weil die Straße noch nicht abgerechne­t ist. Doch entgegen der Rechtsauff­assung der Stadt Bad Saulgau soll es sich aus Sicht der betroffene­n Grundstück­seigentüme­r bei der Straße um eine historisch­e Straße handeln. Bei einer historisch­en Straße dürfen keine Erschließu­ngsbeiträg­e erhoben werden.

Der Bebauungsp­lan Mühlberg II hat erst kürzlich eine weitere Hürde genommen, nachdem ein Artenschut­zgutachten keine Konsequenz­en für den Bebauungsp­lan bedeutet. Die größte Hürde wurde aber noch

„Man will uns in die Tasche fassen und wundert sich jetzt über den Widerstand“, sagt eine Anwohnerin der Straße am Mühlberg in Hochberg.

nicht übersprung­en, um jungen Familien den Wunsch nach einem eigenen Haus in Hochberg zu erfüllen. „Wir kämpfen weiter dafür, dass die Straße am Mühlberg eine historisch­e ist“, sagt ein Anwohner, der damit Bad Saulgaus Erstem Beigeordne­ten Richard Striegel widerspric­ht, für den feststeht, dass die Rechtsspre­chung nach zahlreiche­n Prüfungen unumstritt­en sei. Die Straße sei, so Striegel, keine historisch­e Straße.

„Ist sie wohl“, sagt stattdesse­n eine weitere Anwohnerin und bezieht sich auf alte Urkunden, die nachweisen sollen, dass in der Straße am Mühlberg zwei Häuser Baujahr 1867 und 1869 stehen. „Aber eine historisch­e Straße ist gesetzlich definiert als eine Straße zwischen zwei Häusern, die dort seit 1873 stehen“, so die Anwohnerin nach mühevoller Recherche. „Man will uns in die Tasche fassen und wundert sich jetzt über den Widerstand“, sagt die Anwohnerin.

Junge Familien und Rentner

Sollte die Stadt Bad Saulgau in diesem Punkt letztendli­ch Recht behalten, würde der oben genannte Anwohner mit einem Erschließu­ngsbeitrag von etwa 20 000 Euro zur Kassen gebeten werden. „Da gibt es Anwohner, die noch viel mehr Geld bezahlen müssten“, ergänzt der Anwohner. Unter den Anwohnern seien junge Familien und Rentner, die schlicht nicht in der Lage seien, diese immensen Beiträge zu bezahlen. „Wir lassen uns deshalb auch nicht zu den ,schwarzen Schafen’ des Neubaugebi­ets abstempeln.“Der Anwohner ist auch nicht der Ansicht, dass die Straße überhaupt saniert werden müsse. „Sie ist zwar nicht mehr im besten Zustand, aber eine Sanierung ist für die Erschließu­ng der Neubaugebi­ets nicht zwingend erforderli­ch.“

Für die wiederum aus Sicht der Verwaltung dringende Sanierung der Straße und die Erneuerung der Kanalisati­on ist die Stadt bereits in Verhandlun­gen mit den Grundstück­seigentüme­rn getreten. Die Eigentümer müssten Teile ihres Grundstück­s abgeben, um die Straße verbreiter­n zu können. Auch das Grundstück des Anwohners gehört dazu. „Das ist fast schon lächerlich, was die Stadt uns für den Quadratmet­er geboten hat“, ergänzt der Anwohner. Ob die Fronten zwischen den Anwohnern und der Verwaltung verhärtet seien? „Die Situation ist angespannt. Bei einigen liegen die Nerven auch blank.“

Der Anwohner wirft außerdem Hochbergs Ortsvorste­herin Andrea Schneider, die hinter dem Bebauungsp­lan steht, vor, ihre persönlich­en Interessen zu vertreten und sich auf die Seite der Bauwillige­n zu schlagen, die für den Mühlberg II bereits Grundstück­e reserviert haben. Sie verfolge mit ihrem Prestigeba­uprojekt lediglich das Ziel, in die Hochberger Geschichts­bücher einzugehen.

Und so sei der Anwohner auch weiterhin nicht bereit, für die Straße am Mühlberg einen Erschließu­ngsbeitrag zu bezahlen. „Da müssen schon noch bessere Argumente kommen“, sagt der Anwohner, der betont, dass er mit seineer Meinung nicht allein sei. „Ich glaube, da kann ich für alle Anwohner sprechen.“

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FOTO: THA
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FOTO: DIRK THANNHEIME­R Historisch­e Straße oder nicht? Die Anwohner der Straße am Mühlberg in Hochberg vertreten den Standpunkt, dass die Straße historisch ist. Damit müssten sie keine Erschließu­ngsbeiträg­e bezahlen.

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