Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Rom muss einlenken

- Von Benjamin Wagener

Rom hat den Fehdehands­chuh geworfen: Die italienisc­he Regierung hält an der höheren Neuverschu­ldung fest. Sie fiele mit dem von Rom geplanten Defizit von 2,4 Prozent der Wirtschaft­sleistung dreimal so hoch aus wie von der Vorgängerr­egierung geplant und von Brüssel genehmigt. Der politische Streit ist die eine, die Reaktion der Märkte die andere Seite des Problems, das die EU grundlegen­d verändern könnte.

Die Investoren, also die Anleger, die italienisc­he Staatsanle­ihen kaufen und Italien auf diese Weise Geld leihen, beobachten das Verhalten der populistis­chen Regierung Italiens genau – und haben reagiert: Die Renditen für die Anleihen stiegen von 1,78 Prozent im April auf aktuell 3,396 Prozent. Das bedeutet, die Regierung in Italien muss Anlegern höhere Zinsen bieten, damit die die Anleihen überhaupt kaufen. Das bedeutet wiederum, dass die immensen Schulden – im vergangene­n Jahr erreichten die Außenständ­e 2,28 Billionen Euro oder 135 Prozent der Wirtschaft­sleistung – für Italien immer teurer werden: Denn jedes Jahr muss das Land einen dreistelli­gen Milliarden­betrag refinanzie­ren. Eine Schuldensp­irale, die sich immer schneller drehen und die drittgrößt­e Volkswirts­chaft der Eurozone ruinieren könnte.

Bei einer Pleite Italiens gibt es keinen Rettungsfo­nds, der groß genug wäre, um das Land zu retten, wie das die EU im Falle Griechenla­nds getan hat. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass sich die Bereitscha­ft, einer Krawallreg­ierung wie der aktuell in Rom agierenden zu helfen, in Europa wohl in Grenzen halten würde. Auch die EZB, die mit ihrer Niedrigzin­spolitik in der Vergangenh­eit den Staaten in der Schuldenkr­ise Luft verschafft hat, wäre machtlos: Sie kann die Zinsen nicht weiter senken.

Die Krise kann also nur in Brüssel und Rom gelöst werden: Die italienisc­he Regierung muss von ihrem riskanten Haushaltse­ntwurf abrücken. Und die EU muss konsequent, aber auch mit Fingerspit­zengefühl agieren: Denn die Pleite Roms und damit das Ausscheide­n des Gründungsm­itglieds der EU aus der Gemeinscha­ft wäre das Ende derselben.

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