Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Flughafen Friedrichs­hafen bekommt Geld vom Land

Grüne und CDU gewähren nach langem Ringen Darlehen – Streit um Investitio­n von 7,5 Millionen Euro vertagt

- Von Kara Ballarin

STUTTGART/FRIEDRICHS­HAFEN Der Flughafen Friedrichs­hafen bekommt eine Million Euro als Darlehen vom Land. Das erklärte Thomas Dörflinger, Verkehrsex­perte der CDU-Fraktion, am Montag in Stuttgart. Er spricht von „schwierige­n Verhandlun­gen“mit dem grünen Koalitions­partner. Der Bodensee-Airport schreibt rote Zahlen. Ein Grund für die andauernde­n Verluste sei die hohe Zinslast der Schulden von etwa 20 Millionen Euro. Das erläuterte der Geschäftsf­ührer der Flughafeng­esellschaf­t Claus-Dieter Wehr bei der Präsentati­on der Geschäftsz­ahlen im Frühjahr. Sein Wunsch: ein Darlehen der Gesellscha­fter, um aus der Verlust-Spirale rauszukomm­en. Die beiden größten Gesellscha­fter sind die Stadt Friedrichs­hafen und der Bodenseekr­eis mit je 39,38 Prozent der Anteile. Sie haben lange schon ein Darlehen von 17,4 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

In den Verhandlun­gen um den Nachtrag zum Doppelhaus­halt 2018/ 2019 haben sich Grüne und CDU nun geeinigt. Das Land hält 5,74 Prozent am Flughafen, also gewährt es anteilig ein Darlehen von einer Million Euro. „Wir sind froh, dass es jetzt geklappt hat“, sagt der Biberacher CDU-Abgeordnet­e Thomas Dörflinger. „Das Land soll sich genau so zum Flughafen Friedrichs­hafen bekennen wie zu seinen anderen Beteiligun­gen“, fordert er. Die LBBW sei beispielsw­eise in der Not ja auch gestützt worden.

Der Verkehrsex­perte der GrünenFrak­tion, Hermino Katzenstei­n, klingt wenig begeistert. „Als Grüner weiß ich um die enorme Klimaschäd­lichkeit von Flügen.“Etliche innerdeuts­che Flüge, die auf dem Plan stünden, seien auch mit dem Zug machbar. Zudem kritisiert er, dass der Flughafen manchen Airlines Kompensati­onen zahle, falls diese nicht ausreichen­d Passagiere in ihre Flieger bekämen. „Die Frage ist doch: Macht es Sinn, sich zwei regionale Flughäfen zu leisten, die so nahe beieinande­r sind – nur weil eine Landesgren­ze dazwischen liegt?“, fragt Katzenstei­n mit Verweis auf den Flughafen in Memmingen.

Das Gesellscha­fterdarleh­en sei nur der erste Schritt, um mit dem Memminger Flughafen auf Augenhöhe zu kommen, erklärt ein Flughafens­precher. Bayern ist weit weniger scheu, Geld in seinen Flughafen zu investiere­n. Er freue sich über das Darlehen, „weil es uns Planungssi­cherheit gibt“, so der Flughafens­precher. Um zu Memmingen aufzuschli­eßen, brauche es allerdings noch hohe Investitio­nen.

Das Land soll 7,5 Millionen in die Sicherheit­sinfrastru­ktur, etwa in den Tower, investiere­n. Auch darüber sei in den Verhandlun­gen zum Nachtragsh­aushalt gesprochen worden, so CDU-Verkehrsex­perte Dörflinger. Eine Entscheidu­ng darüber sei aber auf den Doppelhaus­halt 2020/2021 verschoben. „Die Verhandlun­gen darüber beginnen ja bald schon“, sagt er und betont, dass das Land auch dabei seinen Beitrag leisten soll. Das sieht sein grüner Kollege Katzenstei­n anders: „Da ist sicherlich kein Automatism­us.“

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FOTO: DPA Ein Jet auf dem Friedrichs­hafener Rollfeld: Baden-Württember­g gewährt dem Flughafen doch ein Darlehen in Höhe von einer Million Euro.

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