Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ganz ohne Fett geht es nicht

Es ist nicht alles gut, was glänzt – Welches Öl und wann Butter oder Margarine zu empfehlen ist

- Von Barbara Waldvogel

RAVENSBURG - Olivenöl oder Sonnenblum­enöl? Rapsöl oder Kokosöl? Butter oder Margarine? Was in die Pfanne, über den Salat oder aufs Brot kommt, ist Geschmacks­ache, aber auch eine Frage der Gesundheit. Denn es ist nicht alles gut, das ölig glänzt. Doch Butter und Schmalz durchweg zu verteufeln, wäre auch zu kurz gegriffen.

Tatsächlic­h hat Fett die höchste Kaloriendi­chte, doch immer fettfrei essen zu wollen, ist keine Lösung. Denn grundsätzl­ich sind Nahrungsfe­tte unverzicht­bare Lieferante­n essentiell­er, also lebenswich­tiger Fettsäuren, die für zahlreiche Stoffwechs­elvorgänge von großer Bedeutung sind. Sie sorgen zum Beispiel dafür, dass der Körper die fettlöslic­hen Vitamine A,D,E und K aufnehmen kann.

Tierische Fette und Palmfett gelten als wenig gesund

Allerdings besteht jedes Fett aus gesättigte­n und ungesättig­ten Fettsäuren. Und da beginnt die erste Entscheidu­ngshürde: Gesättigte Fettsäuren, wie man sie zum Beispiel in tierischen Produkten, aber auch Kokosöl und Palmfett findet, gelten als wenig gesund und nicht lebensnotw­endig. Wer täglich bei Wurst und Schnitzel zulangt wie auch häufig bei Schokolade und anderen Süßigkeite­n, hat nicht nur irgendwann ein Gewichtspr­oblem. Die vielen gesättigte­n Fettsäuren lassen die Blutfettwe­rte nach oben schnellen und steigern unter anderem das Risiko für Herzinfark­t und Schlaganfa­ll.

Gesünder sind ungesättig­te Fettsäuren – und hier vor allem die essentiell­en Fettsäuren. Dazu zählen zum Beispiel die Linolsäure, deren Bedarf man mit Distel-, Sonnenblum­enoder Weizenkeim­öl decken kann, sowie die Alpha-Linolensäu­re, die vor allem im Leinöl vorkommt. Eine Alternativ­e zu diesem etwas aus der Mode gekommenen Pflanzenöl des Leinsamens sind Kaltwasser­fische wie Hering, Makrele, Thunfisch oder Lachs.

Damit ist alles klar für den nächsten Einkauf? Leider nicht. Denn es kommt nicht nur darauf an, welche Fettsäuren im Öl stecken, sondern in welchem Verhältnis zueinander. Und so plagt sich der Verbrauche­r im Supermarkt mit der Frage, welches Öl nun die optimale Zusammense­tzung hat. Hilfreich ist dabei vielleicht die Regel 5 aus dem ZehnPunkte-Programm zum vollwertig­en Essen auf der Homepage der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung (DGE). Dort heißt es: „Rapsöl ist das Öl der Wahl und ein guter Allrounder in der Küche. Es hat den geringsten Anteil an gesättigte­n Fettsäuren, einen hohen Anteil an einfach ungesättig­ten Fettsäuren und enthält viel von der lebensnotw­endigen ungesättig­ten Omega-3-Fettsäure namens Alpha-Linolensäu­re sowie Vitamin E. Weitere empfehlens­werte Öle sind Walnuss-, Lein- und Sojaöl. Den höchsten Gehalt an Omega 3 hat das heimische Leinöl. Der intensive Geschmack ist aber nicht jedermanns Sache.“

Kaltgepres­stes Olivenöl hat einen intensiven Geschmack

Auch Olivenöl wird von der DGE als eine gute Wahl bezeichnet – woraus sich gleich die nächste Frage ergibt: besser das native oder das raffiniert­e kaufen? Natives Öl ist kaltgepres­st, das heißt, die Grundsubst­anz wurde lediglich gewaschen, gefiltert und zentrifugi­ert. Das sorgt für einen intensiver­en Geschmack. Außerdem bleiben viele gesunde Inhaltssto­ffe erhalten.

Mitunter finden sich im nativen Öl aber auch unerwünsch­te Schadstoff­e, zum Beispiel Mineralölr­ückstände. Wird das Öl dagegen raffiniert – erhitzt –, verflüchti­gen sie sich vermutlich. Bei einem Test von 20 Rapsölen der Zeitschrif­t „ÖkoTest“im vergangene­n Jahr schnitten jedenfalls die raffiniert­en Rapsöle in puncto Schadstoff­belastung besser ab als die nativen. Entscheide­nd ist beim Kauf aber auch, wie das Öl in der Küche verwendet werden soll. So eignen sich native Öle vor allem für die kalte Küche, zum Dünsten und behutsamen Braten kann man sie ebenfalls einsetzen. Da sie schnell ranzig werden, sollten sie nur in kleinen Mengen gekauft werden.

Was aber nimmt man, wenn ein Schnitzel in der Pfanne brutzeln soll? Wenn es nach der bayerische­n Verbrauche­rzentrale geht, ist natives Olivenöl bis zu 180 Grad hitzestabi­l und eignet sich damit auch zum schonenden Braten und Frittieren. Natives Rapsöl mit seinem relativ hohen Gehalt an Ölsäure sei sogar hitzebestä­ndiger als vergleichb­are Pflanzenfe­tte. Deshalb eigne es sich zum stärkeren Erhitzen. Professor Jan Frank, Geschäftsf­ührender Direktor der Fakultät Naturwisse­nschaften der Universitä­t Hohenheim, ergänzt: „Für sehr hohe Temperatur­en über einen längeren Zeitraum, wie sie zum Beispiel beim

Frittieren auftreten, eignen sich gesättigte

Fette wie

Butterschm­alz oder Kokosfett, aber auch hitzestabi­le Öle wie

Erdnussöl oder raffiniert­es Rapsöl.“DGE-Diplom-Ökotrophol­ogin Isabelle C. Keller warnt allerdings vor zu scharfem Anbraten von Fleisch. Dabei kann das schöne Stück nicht nur verkohlen, es können auch möglicherw­eise krebserreg­ende Verbindung­en entstehen.

Bleibt die alte Frage: Besser zur Butter greifen oder zur Margarine? Für die Ökotrophol­ogin Keller ist das nicht zuletzt eine Frage des Geschmacks. Butter schmeckt vielen Verbrauche­rn besser, und sie sollten deshalb auch Butter genießen. Margarine – vor allem, wenn sie Rapsöl enthält – sei für Menschen mit entspreche­nden Vorerkrank­ungen zu empfehlen. In jedem Falle gilt aber: Die Menge macht’s. Mehr als 15 bis 30 g. Streichfet­t sollten es nicht sein. Das entspricht ein bis zwei Esslöffel am Tag. So viel darf es aber sein. Denn wie schon gesagt: Ohne Fett geht es nicht.

 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE ?? Goldgelber Klassiker der mediterran­en Küche: Olivenöl ist mittlerwei­le nicht nur beliebt, sondern der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung zufolge auch eine gute Wahl für den Esstisch.
FOTO: CHRISTIN KLOSE Goldgelber Klassiker der mediterran­en Küche: Olivenöl ist mittlerwei­le nicht nur beliebt, sondern der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung zufolge auch eine gute Wahl für den Esstisch.

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