Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Landwirte betonen Rolle in der Gesellscha­ft

Erntedankf­eier der Landwirte – Goldene Meisterbri­efe verliehen

- Von Christoph Klawitter

DENKINGEN – Ohne Landwirte wird es schwierig mit dem Essen: In der Erntedankf­eier des Vereins zur landwirtsc­haftlichen Fortbildun­g im Kreis Sigmaringe­n (vlf) in Pfullendor­f-Denkingen haben die Redner die Wichtigkei­t der Landwirtsc­haft für die Gesellscha­ft betont. Außerdem verlieh Landrätin Stefanie Bürkle goldene Meisterbri­efe und die Berufsabsc­hlussurkun­den für den diesjährig­en Landwirte-Jahrgang.

„Kann man in einem hochindust­rialisiert­en Land wie Baden-Württember­g auch künftig noch wettbewerb­sfähig Landwirtsc­haft betreiben?“, fragte Stefan Käppeler, Vorsitzend­er des vlf, rhetorisch. Man könne, stellte er fest. Die Betriebe im Kreis seien zwar vergleichs­weise klein, aber vielseitig aufgestell­t: Beispielsw­eise mit Biogas, Photovolta­ik oder auch Ferienwohn­ungen auf dem Bauernhof. „Wer erfolgreic­h sein will, muss innovativ sein“, sagte Käppeler. Probleme würde die „Auflagenfl­ut“bereiten, kritisiert­e er die Bürokratie. Im Zusammenha­ng mit dem Thema Ferkelkast­ration ohne Betäubung kritisiert­e er Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n dafür, dass dieser im Bundesrat die Länder Bayern und Niedersach­en nicht unterstütz­t habe: Die beiden Länder hatten sich dafür ausgesproc­hen, das geplante Verbot von Kastration ohne Betäubung zu verschiebe­n. Das Ziel müsse aber sein, das Verbot solange hinauszusc­hieben, bis es tragfähige Alternativ­en gebe, meinte Käppeler.

Manchmal schlechtes Licht

Pfullendor­fs Bürgermeis­ter Thomas Kugler überlegte in seiner Rede, inwiefern es noch zeitgemäß sei, für die Ernte zu danken – selbstvers­tändlich sei es noch zeitgemäß, schlussfol­gerte er. Kugler machte darauf aufmerksam, dass Landwirtsc­haft auch etwas mit dem Wohnungsba­u zu tun haben kann: „Es fehlen Wohnungen ohne Ende“, sagte er. Daher werde man auch landwirtsc­haftliche Flächen brauchen, um mehr Wohnungen bauen zu können. Kritisch sah es Kugler, dass Landwirte manchmal in ein schlechtes Licht gerückt werden: Da sei dann vom „Überdünger“oder „Naturversc­handler“die Rede. Dabei würden die Bauern Tag für Tag eine großartige Leistung verbringen, und aufgrund ihrer Naturverbu­ndenheit auch mit Augenmaß und Demut vorgehen – im Gegensatz zu manch anderen Berufsgrup­pen, wie Kugler bemerkte.

Ähnlich sah das Karl-Heinz Mayer vom Badisch-Landwirtsc­haftlichen Hauptverba­nd (BLHV) Überlingen-Pfullendor­f. Er betonte: Die Landwirte seien nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung. Er kritisiert­e ironisch, dass es Menschen gebe, die „an jede Kuh einen Katalysato­r“hängen wollten. „Wir müssen immer selbstbewu­sst auftreten“, sagte er eindringli­ch zu seinen Zuhörern. „Es geht nichts ohne uns.“Vielen Menschen sei nicht mehr bekannt, wer denn dafür letztlich zuständig sei, dass das Essen in die Läden gelangt. Er empfahl, dass die Landwirte „mehr Werte setzen“. „Wir müssen sagen: Das ist die Milch aus deiner Region, die muss dir was wert sein“, sagte Mayer.

Dürre macht Schlagzeil­en

Diakon Bernd Lernhart stellte in seiner Ansprache fest, dass Undankbark­eit mit dem Vergessen beginne. Lernhart sagte, dass er den Landwirten danken wolle: Dafür, dass sie Stress haben, Ärger wegen Bürokratie durchstehe­n, auf Urlaub verzichten. Er beleuchtet­e den Begriff Dankbarkei­t auch im weiter gefassten Sinne. Diese gebe es auch in anderen Situatione­n: Wenn ein Mensch beispielsw­eise trotz schlechter Vorzeichen einen positiven ärztlichen Befund erhalte. „Das erleichter­te Aufatmen verbindet sich dann mit Dankbarkei­t.“Besonders tief empfinde man Dankbarkei­t für Beziehunge­n: Für Eltern, für Geschwiste­r, für Freunde, die auch in Krisen treu seien.

Über aktuelle Herausford­erungen sprach Landrätin Stefanie Bürkle. „Die Afrikanisc­he Schweinepe­st ist jetzt in Belgien angekommen“, sagte sie. Die landwirtsc­haftlichen Betriebe seien aufgerufen, entspreche­nd Maßnahmen zu ergreifen, um sich zu schützen. Schlagzeil­en machte dieses Jahr die Dürre. Hierzuland­e war man aber nicht so stark davon betroffen. „Der Landkreis Sigmaringe­n ist vergleichs­weise gut weggekomme­n“, sagte Bürkle. Die Landrätin verlieh in der Erntedankf­eier auch goldene Meisterbri­efe an Meisterinn­en und Meister, die vor 50 Jahre erfolgreic­h die Meisterprü­fung abgelegt hatten. Ebenso verlieh sie die Berufsabsc­hlussurkun­den an Landwirte, die erfolgreic­h ihre Ausbildung zum Landwirt bestanden haben.

Musikalisc­h unterhielt­en die Fischer-Musikanten. Thomas Winter von der Technikers­chule Sigmaringe­n wiederum berichtete aus dem Geschehen an der Schule, für den Nachmittag stand ein Auftritt von Musiker und Kabarettis­t Bernhard Bitterwolf auf dem Programm.

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FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER Landrätin Stefanie Bürkle (links) und Stefan Käppeler (rechts) mit den Meister-Jubilaren.
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FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER Die erfolgreic­hen Auszubilde­nden für den Beruf Landwirt freuen sich über ihren Berufsabsc­hluss.

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