Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Naturschützer sein heißt unbequem sein
Zu ihrem 30-jährigen Bestehen zeigt die Nabu-Gruppe in Mengen eine Ausstellung
MENGEN - In den vergangenen 30 Jahren haben die Mitglieder des Naturschutzsbundes (Nabu) für Mengen, Hohentengen, Scheer und Ostrach nicht nur unzähligen Kröten das Leben gerettet und eine Menge Nistkästen gebaut, sondern auch große und kleine Bauprojekte begleitet und nach naturverträglichen Lösungen gesucht. Im Stadtmuseum Alte Posthalterei in Mengen werden jetzt ausgewählte Projekte vorgestellt, die der Nabu seit seiner Gründung 1988 auf die Beine gestellt hat.
Armin Lenk, der heute einer der drei Sprecher der Nabu-Gruppe ist, kann sich noch genau erinnern, wie Werner Löw Mitte der 1990er-Jahre zu ihm nach Ostrach-Magenbuch kam. „Ich hatte ihn als Nabu-Vorsitzenden um Tipps für die Gartengestaltung gebeten“, erzählte er bei der Ausstellungseröffnung am Freitag. Was Löw aber abgesehen von den Ratschlägen noch mitbrachte, war ein Mitgliedsantrag für den Nabu. Auf dem ist eine Eule zu sehen, die einen mit schiefgelegtem Kopf anschaut und fragt: Freunde?
„Das macht er auch noch so, wenn er beim Herbsttreff auf die Menschen zugeht“, sagte Lenk. Der Erfolg gibt Werner Löw Recht: In drei Jahrzehnten ist die Nabu-Gruppe auf insgesamt rund 500 Mitglieder angewachsen. „Wenn wir uns die Bevölkerung in unseren vier Kommunen anschauen, ist da aber noch Potenzial vorhanden und ein Markt, der erobert werden will“, so Lenk.
Die stellvertretende Bürgermeisterin Brunhilde Raiser zählte die vielen Betätigungsfelder des Nabu auf. „Sie setzen sich für die biologische Vielfalt und gegen zu großen Ressourcenverbrauch ein“, sagte sie und sprach die Nabu-Mitglieder direkt an. „Sie leisten bei Themen wie dem Insektensterben wichtige Aufklärungsarbeit und sprechen bei Renaturierungen, Amphibienschutz und dem Einsatz von erneuerbaren Energien mit.“Zu dieser Arbeit gehöre auch, dass die zu Bauvorhaben und Bebauungsplänen abgegebenen Stellungnahmen oft unbequem seien. „Aber das gehört dazu, wenn naturverträgliche Lösungen gefunden werden sollen“, sagte sie.
Dass man im Landratsamt Sigmaringen den Nabu mitnichten als „unbequemen Stachel“empfände, betonte Adrian Schiefer, der Sachgebietsleiter Umwelt und Arbeitsschutz. „Im Gegenteil: Es ist fruchtbar und hilfreich, wenn wir durch den Nabu in Stellungnahmen wichtige Hinweise erhalten“, sagte er und sprach der Gruppe Anerkennung dafür aus, dass sie sich mit Herzblut bei vielen Themen einbringe. sagt Lisa Eberhard von der Naturschutzjugend.
Viel Lob durften die anwesenden Vertreter der Naturschutzjugend (Naju) entgegennehmen, deren Gruppe es seit zehn Jahren gibt. In kompletter Eigenverantwortung erarbeiten die derzeit 17 jungen Menschen ihr Jahresprogramm und treffen sich mindestens zweimal im Monat in ihren Räumen an der Walke. „In zehn Jahren haben wir 80 Juniorranger ausgebildet und 200 Kinder und Jugendliche in Kontakt mit Naturthemen gebracht“, sagte Lisa Eberhard. „Das sind wirklich beeindruckende Zahlen.“Sie betonte die gute Zusammenarbeit mit den vielen Spezialisten innerhalb des Nabu. „Es ist wichtig, für etwas zu brennen. Und wir wollen unsere Begeisterung für die Natur und den Naturschutz nach außen tragen“, sagte sie. Der bei der Ausstellungseröffnung anwesenden Anne Pfundstein überreichten sie Blumen. „Ohne sie gäbe es die Naju nicht“, betonte Julia Speh.
Gründungsmitglied Werner Löw zählte einige erfolgreiche Projekte auf. „Ich bereue nicht, diesen Weg eingeschlagen zu haben“, sagte er und forderte die Anwesenden auf, sich weiter für den Naturschutz zu engagieren. „Das ist wichtig und gibt außerdem auch ein gutes Gefühl“, sagte er.
„Wir wollen unsere Begeisterung für den Naturschutz nach außen tragen“,
Die Ausstellung ist noch bis zum 18. November im Stadtmuseum Alte Posthalterei in Mengen zu sehen. Öffnungszeiten für Besucher sind samstags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr.