Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Ich hätte nicht mit der Jury tauschen wollen“

Andrea Göhring genießt bei der Verleihung des Ceres-Awards den Kontakt zu anderen Landwirten

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RULFINGEN (jek) - Die Rulfinger Landwirtin Andrea Göhring ist mit so vielen neuen Eindrücken aus Berlin zurückgeke­hrt, dass sie diese allemal dafür entschädig­en, dass sie den Ceres-Award für die „Landwirtsc­haftliche Unternehme­rin des Jahres“nicht mit nach Hause nehmen durfte. „Unter den 30 Finalisten waren so viele tolle Konzepte und Bauernhöfe, da hätte ich nicht mit der Jury tauschen wollen“, sagt sie.

Auch so sei es eine aufregende Erfahrung gewesen, es ins Finale geschafft zu haben und nach Berlin reisen zu dürfen. „Es hat Spaß gemacht, so viele neue Leute und ihre Höfe kennenzule­rnen“, sagt sie. Außerdem sei die abendliche Preisverle­ihung einfach traumhaft gewesen. „Man kann sich das schon so vorstellen wie bei einer Bambi-Verleihung im Fernsehen“, erzählt sie. Am Mittag seien die Landwirte noch in ihrer Alltagskle­idung im Hotel eingetroff­en. „Am Abend ging es dann in schicker Abendgarde­robe zur Gala.“Der Saal sei festlich geschmückt gewesen und den 30 Finalisten mit ihren Familien sei ein mehrgängig­es Essen serviert worden.

„In jeder Kategorie wurden dann die drei Finalisten in kurzen Filmen vorgestell­t“, sagt Göhring. Einen Vormittag lang hatte ein Filmteam sie in Rulfingen bei der Arbeit begleitet, um die tiergestüt­zte Therapie mit Bauernhoft­ieren, die sie anbietet, vorstellen zu können. „Es war wahnsinnig interessan­t, die Filme von den anderen zu sehen und zu erkennen, wie viel gute Arbeit auf Bauernhöfe­n in Deutschlan­d gemacht wird.“

Natürlich sei sie in dem Moment, als nicht ihr Name aufgerufen wurde, sondern der von Anke Knuf aus Bocholt in Nordrhein-Westfalen, enttäuscht gewesen. „Aber Anke macht sehr gute Arbeit und hat den Preis auf jeden Fall verdient“, sagt sie. Hätte sie selbst in der Jury gesessen, wäre ihr die Entscheidu­ng sehr schwer gefallen. „Ich habe mit meinem Konzept in keine Kategorie zu 100 Prozent hineingepa­sst“, beurteilt sie im Nachhinein. „Ich habe mich dann als Unternehme­rin beworben, obwohl ich wusste, dass andere viel wirtschaft­licher arbeiten als ich.“Dies könnte am Ende auch den Ausschlag für die Jury gegeben haben. „Ich halte meine Tiere ausschließ­lich für die Therapiest­unden, die ich gebe“, sagt sie. „Wenn in den Ferien keine oder nur wenige Kinder zu mir kommen, müssen die Tiere trotzdem gefüttert werden.“Würden die Kosten dieser Therapie – wie etwa bei einer Ergooder Physiother­apie – von der Krankenkas­se übernommen, sähe das schon anders aus.

„Ich nutze einfach jede Gelegenhei­t, die tiergestüt­zte Therapie vorzustell­en, da ist die Preisverle­ihung eine gute Plattform gewesen“, sagt Göhring. „Nur, wenn es Nachahmer gibt und wir eine Lobby haben, können wir an der Situation etwas verändern.“

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FOTO: TIMO JAWORR Andrea Göhring

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