Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Hand in Hand auf dem Weg zu Schwarz-Orange

Söder (CSU) und Aiwanger (Freie Wähler) machen Hoffnung auf eine schnelle Regierungs­bildung – FW wollen in den Bundestag

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Man schätzt sich und ist auf einem guten Weg. Viel mehr war den angekündig­ten Statements des bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder (CSU) und des Vorsitzend­en der Freien Wähler (FW) Hubert Aiwanger am Dienstag in München nicht zu entnehmen. Zwischener­gebnisse verkündete­n sie nach drei Tagen Koalitions­verhandlun­gen nicht. Aber immerhin ein Verspreche­n.

Am Ende der Verhandlun­gen, die wohl auch die kommende Woche in Anspruch nehmen werden, werde ein „großer Wurf“stehen, versprach Aiwanger. Bayern werde modern und zukunftsfä­higer, ökologisch­er, bürgernähe­r, die Familien würden „ganz groß rauskommen“und die Energiepol­itik „neu gedacht“. In der Kombinatio­n von CSU und Aiwanger sei man besser als einer allein. Ökologisch­e Politik könnten CSU und Freie Wähler sehr gut voranbring­en, hob Söder wohl unter dem Eindruck des Siegeszuge­s der Grünen in bayerische­n Städten hervor: „Dazu brauchen wir andere Parteien nicht.“

Um nicht zu viel Harmonie zu verbreiten, versichert­en Söder und Aiwanger, man liege sich hinter den Türen des Saal 2 im bayerische­n Landtag „nicht permanent in den Armen“. Man komme aber sehr gut voran, weil keine unterschie­dlichen Ideologien die Partner trennten, sagte Aiwanger. „Der Grundtenor ist da“, stimmte Söder zu.

Söder gesteht sogar CSU-Fehler

Das gegenseiti­ge Vertrauen geht angeblich schon jetzt so weit, dass man im angestrebt­en Koalitions­vertrag auf allzu klein Gedrucktes verzichten könnte, sagte Söder. Viele kleine Detailfrag­en könnten wegen des dahinter stehenden „gemeinscha­ftlichen bürgerlich­en Geists“auch ohne Fixierung „in einem guten Einvernehm­en“gelöst werden. So ganz auf Detailrege­lungen aber will FW-Chef Aiwanger dann doch nicht verzichten. In dieser Woche würden die großen grundsätzl­ichen Fragen beantworte­t, nächste Woche gehe es dann eher in die Details.

Söder gestand sogar ein, dass entgegen jahrelange­r CSU-Behauptung­en seine Partei vielleicht doch nicht immer alles optimal angegangen haben könnte. „Drei große Themen“, sagte er, bräuchten „bessere Antworten“, nämlich Verkehr, Wohnen und Familie. Am kommenden Samstag schon findet in Regensburg eine Landesvers­ammlung der FW Bayern statt. Etwas zu früh, um einen fertig ausgehande­lten Koalitions­vertrag vorzulegen. Er hoffe, dass die Koalitionä­re bis zum Wochenende die Leib-und-Magen-Themen der FW so erfolgreic­h abgehandel­t haben, dass seine Parteifreu­nde mit einer Art Vorratsbes­chluss grünes Licht für die schwarz-orangene Koalition geben können, sagte Aiwanger.

Der Erfolg in Bayern beflügelt indes die bundesweit­en Ambitionen Aiwangers. Er ist nicht nur bayerische­r Landeschef, sondern auch Bundesvors­itzender der FW. Die Freien Wähler wollten in die anderen Landtage und in den Bundestag einziehen, hatte Aiwanger zuvor in einem Interview kundgetan. Man habe „das Potenzial für den Einzug in den Bundestag“. Dabei spekuliert er auch mit einem Scheitern der großen Koalition und Neuwahlen auf Bundeseben­e. Bisher hielten sich die Erfolge der FW bei Bundes- und Europawahl­en in engen Grenzen – und der Einzug in einen anderen Landtag ist ihnen auch noch nicht gelungen.

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FOTO: DPA Es darf gelacht werden: Markus Söder und Hubert Aiwanger bei ihrer betont harmonisch­en Pressekonf­erenz.

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