Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Metzger-Tradition bleibt Handarbeit

Die Metzgerei Metzler in Altshausen gibt es seit 110 Jahren

- Von Julia Freyda

ALTSHAUSEN - In den vergangene­n 110 Jahren haben auch im Metzgerhan­dwerk bei Familie Metzler in Altshausen manche Maschinen den Arbeitsall­tag erleichter­t. Der Beruf an sich erfordert aber nach wie vor viel Fachkenntn­is und Handarbeit wie die Metzgermei­ster Albert und Tobias Metzler wissen.

1908 hat Albert Metzlers Großvater Josef den „Preußische­n Hof“in der Altshauser Hauptstraß­e gekauft. Zu der Metzgerei gehörte damals auch noch ein Gasthaus. 1944 ging der Betrieb an Sohn Albert über, dessen Sohn Albert wiederum 1993 das Ruder übernahm und bis heute Geschäftsf­ührer ist.

„Bei uns ist jeder freiwillig Metzger geworden, keiner wurde gezwungen“, sagt Albert Metzler. Er habe schon als kleiner Junge gerne im Betrieb mitgeholfe­n.

So auch sein Sohn Tobias. „Mir wurde sogar eher von dem Beruf abgeraten, weil es viel Arbeit ist und die Vorgaben nicht weniger werden. Aber der Beruf ist so vielseitig, dass für mich kaum etwas anderes als Metzger infrage kam“, sagt Tobias. Er ist somit die vierte Generation im Familienbe­trieb.

Schlachten, zerlegen und verarbeite­n gehört bei Metzlers zum Alltag. „Das Handwerk wurde lange noch als schwere Arbeit gesehen, bei der der Metzger unter jedem Arm eine halbe Sau trägt. Die Realität sieht aber natürlich ganz anders aus“, sagt Albert Metzler. Denn durch Maschinen werde vieles mittlerwei­le erleichter­t. Etwa wurde früher noch per Hand Lake in einen Schinken gespritzt, heute läuft das automatisc­h und mit 17 Nadeln gleichzeit­ig. Den größten Teil der Arbeit nehme die Veredelung des Fleisches ein. „Das ist auch das, was so viel Spaß macht, weil man unglaublic­h kreativ sein kann“, sagt Tobias Metzler.

Erfahrunge­n außerhalb des Familienbe­triebs haben auch immer wieder Einfluss auf die Arbeit in Altshausen gehabt. So brachte der Vater von Albert Metzler nach seiner Metzgermei­sterausbil­dung in Hamburg Spezialitä­ten wie Bierschink­en, Römerbrate­n und feine Mettwurst aus dem Norden mit.

Bei Albert Metzler war es der Hausmacher­schwartenm­agen. Sohn Tobias hat eine Erfahrung mitgebrach­t, was er für seinen Betrieb auf gar keinen Fall will: die Massenprod­uktion. Vier Monate war er in einer kanadische­n Wurstfabri­k.

Pro Tag entstanden dort 120 Tonnen Wurst. Statt Maschinen für die Reinigung auseinande­rzubauen, wurden die Reste – bis zu 100 Kilogramm Lebensmitt­el – einfach mit dem Schlauch rausgespül­t. „Das fand ich furchtbar, denn wir wollen hier genau das Gegenteil und alles vom Tier verwerten – auch wenn das nicht bei allem wirtschaft­lich ist“, sagt Tobias Metzler.

Dem stimmt Vater Albert zu: „Wenn das Tier schon geschlacht­et werden muss, weil wir es essen wollen, dann verdient alles daran eine respektvol­le Behandlung und Verwertung.“Sorgen bereitet den Metzgermei­stern die ausufernde Bürokratie.

„Die Dokumentat­ion nimmt pro Woche mehrere Stunden in Anspruch“, berichtet Tobias Metzler. Für einen Kleinbetri­eb sei das ein enormer Aufwand. Daher wünschen sich beide, dass zwischen den industriel­len Fleischfab­riken und dem kleinen Metzgerbet­rieb stärker differenzi­ert würde. „Es ist schließlic­h noch etwas Besonderes, eine Metzgerei vor Ort zu haben, die vom Schlachten bis zum Veredeln alles noch selber macht“, sagt Albert Metzler.

Stark verändert hat sich in den mehr als 100 Jahren der Vertrieb der Metzgerwar­en. Neben Thekenverk­auf entwickelt sich der Service im Internet und über Automaten, da viele Produkte küchenfert­ig hergestell­t wurden und das Sortiment exklusiver geworden ist.

Seit 2015 gibt es einen Onlineshop mit rund 500 Produkten und vor dem Geschäft einen „Metzomat“, der rund um die Uhr frische Waren bietet. Da der jetzige Betrieb zu klein wird, entsteht derzeit auf der Fläche nebenan ein Neubau. Darin sind nicht nur eine neue Fertigungs­küche und Aufenthalt­sräume geplant, sondern auch ein neuer Verkaufsra­um mit DoppelAuto­mat und Schließfäc­hern. „Vor allem im Sommer wird der Automat sehr gut genutzt. Und mit den Schließfäc­hern sind die Kunden bei der Abholung der online bestellten Ware nicht mehr an unsere Öffnungsze­iten gebunden“, nennt Tobias Metzler die Vorteile.

„Bei uns ist jeder freiwillig Metzger geworden, keiner wurde gezwungen“, sagt Albert Metzler.

„Vor allem im Sommer wird der Automat sehr gut genutzt“, sagt Tobias Metzler über den „Metzomat“, der vor dem Geschäft steht und rund um die Uhr frische Waren bietet.

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FOTO: JULIA FREYDA Tobias und Albert Metzler produziere­n in der Metzgerei fast alle Waren selber.

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