Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ausstellung wandert in das Elsass
Deutsch-französische Erinnerungskultur zieht Kreise
KREIS SIGMARINGEN - Die Ausstellung „Mutations-Wandlungen“ist als „Exposition franco-allemande“von der Kreisgalerie in Meßkirch direkt nach Uffholtz bei Cernay gebracht worden. Am Wochenende war die Eröffnung. Eine Sigmaringer Delegation und die Saxofon-Band „Carlas Saxaffair“kamen zur feierlichen Vernissage. Bis Ende November kann die Ausstellung im Museum „Abri mémoire“besichtigt werden. Nach der Winterpause wird sie dann in dem 2017 von Emmanuel Macron und Frank-Walter Steinmeier eröffneten nahe gelegenen und weit beachteten „Historial“, dem einzigen gemeinsamen Museum und Erinnerungszentrum beider Länder zum Ersten Weltkrieg am Hartmannsweilerkopf, gezeigt.
Das „Abri mémoire“im elsässischen Uffholtz ist als ehemaliges Wirtshaus und deutscher Sanitätsunterstand von der Gemeinde und besonders dem Bürgermeister JeanPaul Welterlen und dem Gemeindeverband Thann-Cernay geführten Gedenkstätte für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten eingerichtet worden. Am nahen Hartmannsweilerkopf oder „Vieil Armand“sind rund 30 000 Deutsche und Franzosen gefallen. Die Toten wurden beerdigt, aber der Ort erzählt heute noch die Geschichte des Krieges. Das Erinnern soll zum Verstehen beitragen und dies wiederum zum Gestalten der gemeinsamen europäischen Zukunft.
Verbindung ins Elsass
Seit Jahren knüpft der Kulturamtsleiter Edwin Ernst Weber eine Verbindung ins Elsass. Mehrere Veranstaltungen, bei denen die Blickrichtungen auf „die Sinnlosigkeit der entgrenzten kriegerischen Gewalt zwischen Staaten“(Weber) von beiden Seiten des Rheines neben- und übereinander gelegt wurden, gingen voraus. Die Zusammenarbeit führte nun zu dieser Ausstellung, bei der die Fotokünstler Nathalie Savey aus Frankreich und Tobias Kern aus Deutschland mit ihrer Kamera den Hartmannsweilerkopf ins Visier genommen haben. Die beiden Künstler waren bei der Eröffnung anwesend und gaben einen Einblick in ihre Auseinandersetzung. Ganz anders, so Kern, sei diese Hängung im Abri Mémoire. In Meßkirch hingen die Fotos nach Künstlern getrennt auf weißen Wänden. Hier im ehemaligen Sanitätsunterstand hängen sie in historischer „Kulisse“, die gleichzeitig Bildgegenstand ist. Das Abgebildete, Relikte oder Perspektiven vom heute bewaldeten Hartmannsweilerkopf, korrespondiert also fast mit dem Ort. Zudem werden die beiden unterschiedlichen künstlerischen Positionen, die es für die Besucher zu entdecken gilt, nebeneinander präsentiert.
Zahlreiche Vertreter der Stadt und der Region waren ebenfalls nach Uffholtz gekommen, um diese Aktion vor Ort zu würdigen und zu bestätigen, dass das offene Erinnern in verschiedenen Ländern für den Frieden von besonders großer Bedeutung ist.
Daniel Mérignargues, sous-préfet des Arrondisements Thann-Guebwiller betonte, dass das jeweilige und das gemeinsame Erinnern zusammen erst einen nachhaltigen Blick in Richtung Zukunft erlauben: Aus einer Kakophonie werde ein gemeinsames Musikstück, das hoffen lasse. Er spielte damit auf die Musik von „Carlas Saxaffair“aus Sigmaringen an. Sie hatten die Matinée mit einer Eigenkomposition, die die beiden Nationalhymnen zu einer Geschichte verschmelzen ließ, eröffnet.