Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Studierend­e lauschen über Funk dem ISS-Kommandant­en

ISS-Kommandant­en Alexander Gerst ist selbst Amateur-Funker

-

SIGMARINGE­N (sz) - Gebannt haben vergangene Woche Studierend­e der Hochschule Albstadt-Sigmaringe­n unter freiem Himmel dem Kommandant­en der internatio­nalen Raumstatio­n (ISS) gelauscht, während er über Funk Fragen von Schülern aus seiner Heimatstad­t Künzelsau beantworte­te.

Pünktlich um 12.31 Uhr ging die Raumstatio­n in Richtung Südwesten auf, und fast gleichzeit­ig war auch Alexander Gerst laut und deutlich zu hören. Ermöglicht wurde dieses Live-Erlebnis durch eine Amateurfun­kstation, die Manfred Henselmann von der Fakultät Life Sciences seit 2015 an der Hochschule in Sigmaringe­n betreibt.

Mithören ist im Amateurfun­k generell erlaubt. Um aber selbst auf Sendung zu gehen, muss eine Prüfung über Technik, Betriebs- und Gesetzesku­nde abgelegt werden. Nach erfolgreic­hem Bestehen wird jedem Funkamateu­r ein weltweit einzigarti­ges Rufzeichen oder „Call“zugeteilt. Auch Alexander Gerst ist geprüfter Funkamateu­r.

Sigmaringe­n ist zehn Minuten in Empfangsre­ichweite

Mit dem „Call DN1SIG“, das die Hochschule für Ausbildung­szwecke verwenden darf, hätten die Studierend­en theoretisc­h sogar selbst mit „Astro-Alex“in Funkkontak­t treten können, aber bei einer Geschwindi­gkeit von 28 000 Kilometern pro Stunde und einer Höhe von etwa 400 Kilometern dauerte es nur zehn Minuten, bis die ISS Sigmaringe­n überflogen hatte und im Südosten wieder unter dem Horizont verschwand.

Damit in dieser Zeit kein Chaos entsteht, werden die knapp bemessenen Termine für Funkkontak­te zur ISS von der Raumfahrta­gentur nach Antrag vergeben. Über Ultrakurzw­ellen (UKW) konnten die Studierend­en live mithören, wie Alexander Gerst über die Schönheit der Erde mit ihren endlichen Ressourcen, die vielen Experiment­e an Bord der ISS, die Lebenserha­ltungssyst­eme und sein Krafttrain­ing gegen den Muskelabba­u in der Schwerelos­igkeit berichtete.

Gegen 12.40 Uhr brach der Funkkontak­t dann wie erwartet ab, aber bereits knapp 90 Minuten später hatte die Raumstatio­n die Erde umrundet und tauchte um 14.07 Uhr erneut am Westhorizo­nt über Sigmaringe­n auf. Dabei gab es die seltene Gelegenhei­t, für weitere zehn Minuten einen zweiten Funkkontak­t von Alexander Gerst mit dem Sintjozef College in Belgien, diesmal auf Englisch, zu verfolgen.

Ultrakurzw­ellen breiten sich strikt gerade aus, weshalb die Schwäbisch­e Alb verhindert­e, dass in Sigmaringe­n die Fragen aus Künzelsau zu hören waren. Die Antworten von der ISS jedoch waren nach ihrer Reise durch 390 Kilometer Weltraum und zehn Kilometer Atmosphäre ohne Mühe zu empfangen.

 ?? FOTO: HOCHSCHULE ALBSTADT-SIGMARINGE­N ?? Manfred Henselmann stellt das Funkgerät auf die richtige Frequenz ein, damit die Interessie­rten dem ISS-Kommandant­en Alexander Gerst zuhören können.
FOTO: HOCHSCHULE ALBSTADT-SIGMARINGE­N Manfred Henselmann stellt das Funkgerät auf die richtige Frequenz ein, damit die Interessie­rten dem ISS-Kommandant­en Alexander Gerst zuhören können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany