Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Es gibt einen neuen Käufer für Ehoch4
Die Gemeinde Hohentengen muss jetzt über ihr Vorkaufsrecht entscheiden.
HOHENTENGEN - Das Ehoch4-Gelände soll verkauft werden. Jürgen Gaugel, dem das Grundstück und die Immobilien der ehemaligen Oberschwabenkaserne in Hohentengen gehören, ist sich offenbar mit einem Interessenten einig geworden. Der Notartermin hat bereits stattgefunden, der Kaufvertrag liegt nun zur Prüfung bei der Gemeindeverwaltung Hohentengen. Das bestätigt Bürgermeister Peter Rainer auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Im Gemeinderat muss nun entschieden werden, ob die Kommune von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen möchte.
Für Verwaltung und Gemeinderäte ist es ein Dejà-vu-Erlebnis: Bereits vor einem Jahr hatte der Ehoch4-Geschäftsführer einen Kaufvertrag vorgelegt. Damals war der Investor, der laut Gemeinderat und CDU-Landtagsabgeordneten Klaus Burger aus den Arabischen Emiraten stammen soll, als eher unseriös eingestuft worden. Die Gemeinde verzichtete auf ihr Vorkaufsrecht. „Im Nachhinein hat sich unsere Einschätzung bestätigt“, sagt Peter Rainer. Der Verkauf sei nämlich nie vollzogen worden. „Es hat im vergangenen Jahr keine Veränderung der Eigentumsverhältnisse gegeben, Jürgen Gaugel steht nach wie vor im Grundbuch.“
Den neuen Interessenten schätzt der Bürgermeister da schon anders ein. „Diesmal haben erste Gespräche mit einer Kontaktperson stattgefunden, die uns auch Hintergrundinformationen über das interessierte Unternehmen gegeben hat“, sagt Rainer. Ob es sich, wie in der Göge gemunkelt wird, um einen Interessenten aus Saudi-Arabien handelt, dazu möchte der Bürgermeister nichts sagen. „Zum jetzigen Zeitpunkt geht es darum, dass unsere Anwälte prüfen, ob die Rechte, die der Gemeinde vertraglich von Jürgen Gaugel eingeräumt wurden, auch beim neuen Eigentümer gelten und wir nicht schlechter gestellt werden“, sagt er.
Der Gemeinderat muss außerdem entscheiden, ob die Gemeinde ihr Vorkaufsrecht nutzen möchte. Dazu müsste allerdings der Kaufpreis aufgebracht werden und ein eigenes Nutzungskonzept erstellt werden. Zum Kaufpreis schweigt Peter Rainer, aber im vergangenen Jahr hatte er SZ-Informationen deutlich über zehn Millionen Euro gelegen. „Die Freiflächen zu vermarkten, wäre nicht das Problem“, schätzt Rainer die Lage ein. „Aber es geht ja um die ganzen Immobilien. Hätten wir da ganz am Anfang ein gutes Konzept gehabt, hätten wir nicht an Gaugel verkauft.“Klaus Burger hat noch einmal mit den Verantwortlichen der Landesregierung über die Polizeischule gesprochen. „Da gibt es aber nicht mehr den Hauch einer Chance“, sagt er.
Absichten werden nicht verraten
Die komplette Frist von vier Monaten werden Gemeinderat und Verwaltung daher wohl nicht ausschöpfen, bis sie eine Entscheidung fällen. „Wir wollen konkreten Planungen für das Gelände ja auch nicht im Wege stehen“, so Rainer. Was genau der Investor mit dem riesigen KasernenAreal vorhat, weiß der Bürgermeister eigenen Aussagen zufolge auch noch nicht im Detail. „Für den Investor ist es am einfachsten, wenn er etwas in dem Bereich realisieren will, auf das der Bebauungsplan zugeschnitten ist“, sagt er. „Für alles andere müsste der Plan geändert werden und dafür sind intensive Gespräche notwendig.“
Klaus Burger verdeutlicht: „Soll ein Hotel oder eine Gastronomie gebaut werden, passt das in den Bebauungsplan.“Ein produzierendes Gewerbe sei nicht ohne weiteres möglich. „Ich hatte mich seinerzeit für Ehoch4 stark gemacht, weil der Lernund Erlebnispark überregionale Strahlkraft gehabt hätte, Arbeitsplätze geschaffen und Besucher in die Region geholt hätte“, sagt er. „Das wünsche ich mir natürlich auch für neue Pläne für das Gelände.“
Sollte der Verkauf rechtskräftig werden, wollen Bürgermeister Rainer und sein Stellvertreter Burger darauf einwirken, dass die Pläne des Investors möglichst früh der Öffentlichkeit vorgestellt werden. „Bei dem Thema kursieren in der Göge schnell Gerüchte, denen kann man am besten entgegenwirken, wenn ein Konzept transparent gemacht wird“, so Rainer. Ehoch4-Geschäftsführer Jürgen Gaugel wollte sich gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“nicht zum Thema Verkauf äußern.