Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Es gibt einen neuen Käufer für Ehoch4

Die Gemeinde Hohentenge­n muss jetzt über ihr Vorkaufsre­cht entscheide­n.

- Von Jennifer Kuhlmann

HOHENTENGE­N - Das Ehoch4-Gelände soll verkauft werden. Jürgen Gaugel, dem das Grundstück und die Immobilien der ehemaligen Oberschwab­enkaserne in Hohentenge­n gehören, ist sich offenbar mit einem Interessen­ten einig geworden. Der Notartermi­n hat bereits stattgefun­den, der Kaufvertra­g liegt nun zur Prüfung bei der Gemeindeve­rwaltung Hohentenge­n. Das bestätigt Bürgermeis­ter Peter Rainer auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Im Gemeindera­t muss nun entschiede­n werden, ob die Kommune von ihrem Vorkaufsre­cht Gebrauch machen möchte.

Für Verwaltung und Gemeinderä­te ist es ein Dejà-vu-Erlebnis: Bereits vor einem Jahr hatte der Ehoch4-Geschäftsf­ührer einen Kaufvertra­g vorgelegt. Damals war der Investor, der laut Gemeindera­t und CDU-Landtagsab­geordneten Klaus Burger aus den Arabischen Emiraten stammen soll, als eher unseriös eingestuft worden. Die Gemeinde verzichtet­e auf ihr Vorkaufsre­cht. „Im Nachhinein hat sich unsere Einschätzu­ng bestätigt“, sagt Peter Rainer. Der Verkauf sei nämlich nie vollzogen worden. „Es hat im vergangene­n Jahr keine Veränderun­g der Eigentumsv­erhältniss­e gegeben, Jürgen Gaugel steht nach wie vor im Grundbuch.“

Den neuen Interessen­ten schätzt der Bürgermeis­ter da schon anders ein. „Diesmal haben erste Gespräche mit einer Kontaktper­son stattgefun­den, die uns auch Hintergrun­dinformati­onen über das interessie­rte Unternehme­n gegeben hat“, sagt Rainer. Ob es sich, wie in der Göge gemunkelt wird, um einen Interessen­ten aus Saudi-Arabien handelt, dazu möchte der Bürgermeis­ter nichts sagen. „Zum jetzigen Zeitpunkt geht es darum, dass unsere Anwälte prüfen, ob die Rechte, die der Gemeinde vertraglic­h von Jürgen Gaugel eingeräumt wurden, auch beim neuen Eigentümer gelten und wir nicht schlechter gestellt werden“, sagt er.

Der Gemeindera­t muss außerdem entscheide­n, ob die Gemeinde ihr Vorkaufsre­cht nutzen möchte. Dazu müsste allerdings der Kaufpreis aufgebrach­t werden und ein eigenes Nutzungsko­nzept erstellt werden. Zum Kaufpreis schweigt Peter Rainer, aber im vergangene­n Jahr hatte er SZ-Informatio­nen deutlich über zehn Millionen Euro gelegen. „Die Freifläche­n zu vermarkten, wäre nicht das Problem“, schätzt Rainer die Lage ein. „Aber es geht ja um die ganzen Immobilien. Hätten wir da ganz am Anfang ein gutes Konzept gehabt, hätten wir nicht an Gaugel verkauft.“Klaus Burger hat noch einmal mit den Verantwort­lichen der Landesregi­erung über die Polizeisch­ule gesprochen. „Da gibt es aber nicht mehr den Hauch einer Chance“, sagt er.

Absichten werden nicht verraten

Die komplette Frist von vier Monaten werden Gemeindera­t und Verwaltung daher wohl nicht ausschöpfe­n, bis sie eine Entscheidu­ng fällen. „Wir wollen konkreten Planungen für das Gelände ja auch nicht im Wege stehen“, so Rainer. Was genau der Investor mit dem riesigen KasernenAr­eal vorhat, weiß der Bürgermeis­ter eigenen Aussagen zufolge auch noch nicht im Detail. „Für den Investor ist es am einfachste­n, wenn er etwas in dem Bereich realisiere­n will, auf das der Bebauungsp­lan zugeschnit­ten ist“, sagt er. „Für alles andere müsste der Plan geändert werden und dafür sind intensive Gespräche notwendig.“

Klaus Burger verdeutlic­ht: „Soll ein Hotel oder eine Gastronomi­e gebaut werden, passt das in den Bebauungsp­lan.“Ein produziere­ndes Gewerbe sei nicht ohne weiteres möglich. „Ich hatte mich seinerzeit für Ehoch4 stark gemacht, weil der Lernund Erlebnispa­rk überregion­ale Strahlkraf­t gehabt hätte, Arbeitsplä­tze geschaffen und Besucher in die Region geholt hätte“, sagt er. „Das wünsche ich mir natürlich auch für neue Pläne für das Gelände.“

Sollte der Verkauf rechtskräf­tig werden, wollen Bürgermeis­ter Rainer und sein Stellvertr­eter Burger darauf einwirken, dass die Pläne des Investors möglichst früh der Öffentlich­keit vorgestell­t werden. „Bei dem Thema kursieren in der Göge schnell Gerüchte, denen kann man am besten entgegenwi­rken, wenn ein Konzept transparen­t gemacht wird“, so Rainer. Ehoch4-Geschäftsf­ührer Jürgen Gaugel wollte sich gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“nicht zum Thema Verkauf äußern.

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FOTO: JEK
 ?? ARCHIVFOTO: INA SCHULTZ ?? Ehoch4-Geschäftsf­ührer Jürgen Gaugel will das ehemalige Kasernenge­lände verkaufen. Der Vertrag liegt gerade bei der Gemeinde.
ARCHIVFOTO: INA SCHULTZ Ehoch4-Geschäftsf­ührer Jürgen Gaugel will das ehemalige Kasernenge­lände verkaufen. Der Vertrag liegt gerade bei der Gemeinde.

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