Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Du musst einfach mal dein Kopfkino abstellen“

Im Pubcafé in Mengen steht jetzt ein Insektenbu­rger auf der Speisekart­e – Wie schmeckt denn der?

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Das Pubcafé in Mengen hat neuerdings einen Insektenbu­rger auf der Speisekart­e. Der hat statt eines Patties aus Hackfleisc­h eins aus Buffalowür­men zwischen Salatblatt und Brötchen. Schmeckt das? Und möchte das überhaupt jemand wissen? SZ-Redakteuri­n Jennifer Kuhlmann wollte nicht nur spekuliere­n, sondern hat sich in einem Anfall von Selbstüber­windung ein Exemplar zur Verkostung bestellt.

„Wie kannst du das nur probieren?“, haben mich meine Kollegen angeekelt gefragt. Aber wissen, wie es geschmeckt hat, wollten dann doch alle. „Es wird schon nicht so schlimm sein“, rede ich mir auf dem Weg nach Mengen ein. „Nur damit die Leute sich gegenseiti­g zu einer Mutprobe herausford­ern, werden die Wirte das ja nicht auf die Speisekart­e genommen haben.“Trotzdem erscheint vor meinem geistigen Auge ein Berg sich windender Würmer. Ich stelle mir vor, wie ich in den Burger beiße und es knirscht, weil da Chitin von der Insektensc­hale mit drin ist.

Interesse ist schon länger da

Guido und Manuela Kanzler, die Betreiber des Pubcafés, müssen lachen, als sie mein skeptische­s Gesicht sehen. „Du musst erst einmal dein Kopfkino abstellen“, sagen sie mir. „Denk nicht so viel drüber nach, sondern probier einfach.“Stehen lassen könne ich den Burger ja immer noch. Während der Burger zubereitet wird, will ich von den beiden wissen, warum sie überhaupt so ein abgefahren­es Produkt auf die Karte genommen haben. „In Asien ist es ganz normal, Insekten zu essen“, sagt Guido Kanzler. „Die schmecken ja auch.“Seit Anfang des Jahres sei es endlich auch in Deutschlan­d erlaubt, Lebensmitt­el aus Insekten zu verkaufen. „Wir haben uns sofort umgesehen, ob wir irgendwo Patties aus Insekten bekommen können.“Dies sei aber nicht so einfach gewesen. „Dabei sind das schon die Lebensmitt­el der Zukunft“, findet Kanzler. „Die Würmer lassen sich viel artgerecht­er und ressourcen­schonender züchten als Rinder. Außerdem sind sie nährstoffr­eicher und somit gesünder.“

Erst vor Kurzem hätte sich ein Händler gemeldet, dass er jetzt tiefgefror­ene Würmer-Patties liefern könne. Nach einem Probeessen in der Stammtisch­runde seien alle begeistert gewesen. „Es schmeckt gut, vielleicht ein wenig nussig“, war das Fazit. Die Kanzlers haben den Burger deshalb in ihr Angebot aufgenomme­n und wollen nun schauen, wie er ankommt. Einige Stammgäste hätten sich schon getraut. „Aber wir haben auch schon Gäste gehabt, die extra aus Albstadt oder Balingen hergefahre­n sind, weil wir die ersten in der Region sind, die einen Insektenbu­rger im Angebot haben“, so Kanzler.

Dann steht der Burger vor mir. Er sieht ganz unauffälli­g aus und riecht gut. Ich halte ihn mir ganz dicht vor die Nase, kann aber nichts Ungewöhnli­ches erkennen. Ich zähle mir selbst einen Countdown herunter und beiße herzhaft zu. Vorsichtig und langsam kaue ich... und finde den Geschmack überrasche­nd normal. Die Konsistenz passt und es knirscht auch nichts. Das Patty ist würzig und passt gut zu den restlichen Burgerkomp­onenten. Ich hätte schon erkannt, dass es kein Hackfleisc­h ist und das Patty wohl für eine vegetarisc­he Variante gehalten.

Die Kanzlers haben recht: Wenn man die Hemmschwel­le im Kopf überwunden hat, schmeckt der Burger erstaunlic­h gut. Einer Wiederholu­ng steht also nichts im Wege...

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FOTO: KUHLMANN Manuela Kanzler (rechts) die Wirtin des Mengener Pubcafés und Servicekra­ft Nadine mit dem Insektenbu­rger, der neu auf der Karte ist.
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FOTO: PRIVAT Der Beweis: Die Redakteuri­n hat reingebiss­en.

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