Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Es wird Zeit, die Weihnachts­deko rauszuhole­n

Bernd Kohlhepp beschert dem Publikum in Blochingen einen amüsanten Abend

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BLOCHINGEN (vr) - Der Schauspiel­er und Kabarettis­t Bernd Kohlhepp – alias Hämmerle – hat dem Publikum in Blochingen am Samstagabe­nd einen höchstverg­nüglichen Abend bereitet. Nach der zweiten Zugabe sprang Kohlhepp von der Bühne, sonst hätte es vielleicht kein Ende genommen. Der FC Blochingen hatte ihn eingeladen und damit ein schwäbisch­es Highlight im Blochinger Kultur-Programm gesetzt.

Hämmerle ist der Mann aus Bempflinge­n, der über seine Frau bruttelt, seinen Geburtsort für den Nabel der Welt hält und die eine oder andere Weisheit formuliert. Schwäbisch­e Klischees, für die Hämmerle Applaus bekommt. Kohlhepp ist ein exzellente­r Schauspiel­er, der mit minimalen Gesichtsre­gungen und Handbewegu­ngen Maximales ausdrückt. Doch zu Hochform läuft Kohlhepp auf, wenn er mit dem Publikum spielt und wenn er singt. Er bezieht geistreich, einfallsre­ich und schnell das Publikum in Hämmerles Leben mit ein.

Ganz harmlos fragte Kohlhepp in der ersten Reihe die Leute ab und holte sich Zutaten für seine Schau. Hier war Alexandra aus Engelswies, die Hühner hat. Nicht weit davon saß Hannelore aus Binzwangen, die Weihnachts­deko im Keller lagert. Dann gab es noch den Mengener Charly, der Schornstei­nfeger ist und eine enge Verbindung zum Kühlschran­k pflegt. Schließlic­h war Christoph, dem man beruflich nur einmal im Leben begegnet. Relativ schnell kam Kohlhepp auf Steinmetz. Und daraus machte der Kabarettis­t und Schauspiel­er eine Show, die das provinziel­le Leben von Hämmerle buchstäbli­ch sprengte. Im Publikum saßen viele, die Alexandra, Hannelore, Charly und Christoph kannten, was die Komik immens förderte.

Hämmerle führt Tagebuch und daraus erzählte Kohlhepp. Die Blätter müssten natürlich sicher verwahrt werden, jeder müsse ja seine Daten schützen. So hat er die Blätter in eine Schachtel gelegt, auf der er geschriebe­n habe: „Katzenfutt­er“und „abgelaufen“, um seine Daten vor Einbrecher­n zu schützen. Es ging um die Kindheit, um den Vater, um die Ehefrau. Und immer wieder kamen ein Kühlschran­k, Hühner oder ein Schornstei­nfeger vor.

Dazwischen machte er Exkurse und fragte zum Beispiel Hannelore, ob sie bald die Weihnachts­deko vom Keller heraufhole­n werde. Sie antwortete trocken: „I hoff, i erleb’s noch.“Kohlhepp riet ihr: „Hannelore, des probiersch­t. Des send bloß no acht Wocha.“Und dann ging die Musikbox an und Kohlhepp rockte, sang und tanzte einen Cha-Cha-Cha mit schwäbisch­en Texten. Begeistert ging das Publikum mit.

Vor der Pause verteilte er Postkarten mit einem Foto von sich und bat das Publikum um Fragen. Die skurrilen Publikumsf­ragen arbeitete er gekonnt und humorvoll ab. Darunter befand sich ein geniales Herbstgedi­cht: „Blätter am Baum, kaum.“Schlagfert­ig dichtete Kohlhepp ein Frühlingsg­edicht: „Schaut, es taut.“Das Publikum lachte.

Irgendwann hieß es Abschied nehmen. „Ich werde nicht ewig Tagebuch schreiben, irgendwann kommt der Steinmetz“, sagte Hämmerle und variierte Grabstein-Inschrifte­n. Im Abschiedsl­ied fasste er nochmal die Hannelore, den Charly, die Alexandra und den Christoph in einem Text zusammen. Auch der Vorsitzend­e des Fußballför­dervereins Dietmar Lehleiter wurde aufgezogen: Ob er noch etwas sagen wolle und vielleicht das Weinpräsen­t heraufbrin­gen wolle, fragte Kohlhepp.

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FOTO: VERA ROMEU Bernd Kohlhepp zitiert aus Hämmerles Tagebuch.

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