Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die erste Wohngruppe ist belegt

Die Bewohner haben sich im Mengener Seniorenze­ntrum gut eingelebt.

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - 56 Menschen haben seit der Eröffnung des Seniorenze­ntrums der Zieglersch­en in Mengen in der Einrichtun­g gelebt. Die meisten haben sie nach einem Aufenthalt in der Kurzzeitpf­lege wieder verlassen, fünf sind verstorben und 15 sind als Dauergäste geblieben. Damit ist die erste von drei Wohngruppe­n und ein Drittel der stationäre­n Plätze besetzt. Einrichtun­gsleiterin Mirjam App und ihr Team sind mittlerwei­le gut eingespiel­t. Künftig wollen sie noch mehr Kontakte zu Ehrenamtli­chen knüpfen.

Obwohl im Mengener Seniorenze­ntrum eigentlich nur fünf Kurzzeitpf­legeplätze vorgesehen sind, nimmt das Haus derzeit deutlich mehr auf. „Es ist so üblich, dass neue Einrichtun­gen das tun, bis sie nach rund eineinhalb Jahren alle stationäre­n Plätze belegt haben“, sagt Steffen Bucher, Regionalle­iter Süd der Altenhilfe der Zieglersch­en. Hintergrun­d sei, dass insgesamt der Bedarf an Kurzzeitpf­legeplätze­n steige und Menschen oft an ihrem Heimatort nicht untergebra­cht werden können. „Deshalb haben wir momentan auch Kurzzeitgä­ste aus dem Allgäu da“, so Bucher.

Für Mirjam App bedeutet das natürlich einen Mehraufwan­d: Für jeden Bewohner wird eine umfassende Dokumentat­ion erstellt und die Pflegekräf­te müssen sich auf immer wieder neue Krankheits­bilder und Eigenheite­n der Bewohner einstellen. „Das ist organisato­risch eine große Herausford­erung, gibt uns aber auch die Möglichkei­t, als Team zusammenzu­wachsen und Abläufe zu optimieren und fest im Tagesgesch­ehen zu verankern“, sagt sie.

Pflegekräf­te passen sich an

26 Mitarbeite­r, darunter vier Auszubilde­nde und ein Alltagsbeg­leiter, sind für die Pflege und Betreuung der Bewohner zuständig. „Um die ersten, die eingezogen sind, konnten wir uns in ganz anderer Intensität kümmern als wenn wir voll belegt sind“, sagt Mirjam App. „Das müssen Bewohner und Mitarbeite­r gleicherma­ßen lernen und sich an die veränderte Situation anpassen.“

Den Bewohnern, die dauerhaft in der Einrichtun­g bleiben werden, soll ein möglichst stabiles Umfeld geboten werden. „Natürlich kann es dort auch einmal zu Veränderun­gen kommen, aber in unserer ersten Wohngruppe kennen sich jetzt alle untereinan­der und haben sich gut eingelebt“, sagt App. Haci Yildirim etwa, der in der Türkei geboren ist, mache sich gern einen Spaß daraus, türkisch zu sprechen und die anderen damit zu verwirren. „Dabei spricht er eigentlich super deutsch“, sagt App. Vielleicht möge aber Yildirim auch die Pflegekraf­t besonders gern, die sich auf türkisch mit ihm unterhalte­n könne. „Wir haben Mitarbeite­r aus 13 Nationen, das kommt uns bei Bewohnern mit Migrations­hintergrun­d natürlich sehr zugute“, sagt Pflegedien­stleiterin Nicole Findeiß. Dies werde auch bei der Einteilung der Mitarbeite­r beachtet. „Gerade die älteren Menschen freuen sich, wenn sie jemand in ihrer Mutterspra­che anspricht.“

Oskar Josef Lanz hat sich seit seinem Einzug verändert. „Er lebt in der Gesellscha­ft richtig auf“, findet Mirjam App und schaut zufrieden zu Lanz hinüber, der mit strahlende­n Augen von seiner Ehrenmitgl­iedschaft im Deutschen Roten Kreuz berichtet. Antonie Winter aus Blochingen ist an drei Tagen in der Woche zur Tagespfleg­e im Seniorenze­ntrum. „Das Essen schmeckt sehr gut und das Pflegepers­onal ist nett“, lobt sie. „Viele Angehörige wissen gar nicht, dass die Tagespfleg­e bis zu einem gewissen Grad von der Pflegekass­e übernommen wird“, sagt Bucher. Dabei könne es für Betroffene eine große Entlastung sein, wenn sie sich an einzelnen Tagen nicht um den pflegebedü­rftigen Vater oder die Mutter kümmern müssen. Viele würden auch die Einrichtun­g erst einmal ganz genau ansehen, um zu entscheide­n, ob sie einen Angehörige­n in der Obhut der Pflegekräf­te lassen wollen.

Mirjam App findet, dass die Mengener das Seniorenze­ntrum in ihrer Mitte gut aufgenomme­n haben. So hätten bereits Jahrgänger ihr 90erFest im Cafébereic­h gefeiert und Projekte mit Schülern seien geplant. „Wir wollen aber künftig unseren Austausch mit den Kirchengem­einden intensivie­ren und die Zusammenar­beit mit Vereinen und anderen Ehrenamtli­chen ausbauen. Dafür brauchen wir noch etwas Zeit.“

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FOTO: SCHERER
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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Mirjam App, die Leiterin des Seniorenze­ntrums (2.v.r.), hört sich bei den Bewohnern um, wie sie sich eingelebt haben (v.l.): Haci Yildirim, Oskar Josef Lanz, Tagespfleg­egast Antonie Winter und Roland Becker.

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