Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die erste Wohngruppe ist belegt
Die Bewohner haben sich im Mengener Seniorenzentrum gut eingelebt.
MENGEN - 56 Menschen haben seit der Eröffnung des Seniorenzentrums der Zieglerschen in Mengen in der Einrichtung gelebt. Die meisten haben sie nach einem Aufenthalt in der Kurzzeitpflege wieder verlassen, fünf sind verstorben und 15 sind als Dauergäste geblieben. Damit ist die erste von drei Wohngruppen und ein Drittel der stationären Plätze besetzt. Einrichtungsleiterin Mirjam App und ihr Team sind mittlerweile gut eingespielt. Künftig wollen sie noch mehr Kontakte zu Ehrenamtlichen knüpfen.
Obwohl im Mengener Seniorenzentrum eigentlich nur fünf Kurzzeitpflegeplätze vorgesehen sind, nimmt das Haus derzeit deutlich mehr auf. „Es ist so üblich, dass neue Einrichtungen das tun, bis sie nach rund eineinhalb Jahren alle stationären Plätze belegt haben“, sagt Steffen Bucher, Regionalleiter Süd der Altenhilfe der Zieglerschen. Hintergrund sei, dass insgesamt der Bedarf an Kurzzeitpflegeplätzen steige und Menschen oft an ihrem Heimatort nicht untergebracht werden können. „Deshalb haben wir momentan auch Kurzzeitgäste aus dem Allgäu da“, so Bucher.
Für Mirjam App bedeutet das natürlich einen Mehraufwand: Für jeden Bewohner wird eine umfassende Dokumentation erstellt und die Pflegekräfte müssen sich auf immer wieder neue Krankheitsbilder und Eigenheiten der Bewohner einstellen. „Das ist organisatorisch eine große Herausforderung, gibt uns aber auch die Möglichkeit, als Team zusammenzuwachsen und Abläufe zu optimieren und fest im Tagesgeschehen zu verankern“, sagt sie.
Pflegekräfte passen sich an
26 Mitarbeiter, darunter vier Auszubildende und ein Alltagsbegleiter, sind für die Pflege und Betreuung der Bewohner zuständig. „Um die ersten, die eingezogen sind, konnten wir uns in ganz anderer Intensität kümmern als wenn wir voll belegt sind“, sagt Mirjam App. „Das müssen Bewohner und Mitarbeiter gleichermaßen lernen und sich an die veränderte Situation anpassen.“
Den Bewohnern, die dauerhaft in der Einrichtung bleiben werden, soll ein möglichst stabiles Umfeld geboten werden. „Natürlich kann es dort auch einmal zu Veränderungen kommen, aber in unserer ersten Wohngruppe kennen sich jetzt alle untereinander und haben sich gut eingelebt“, sagt App. Haci Yildirim etwa, der in der Türkei geboren ist, mache sich gern einen Spaß daraus, türkisch zu sprechen und die anderen damit zu verwirren. „Dabei spricht er eigentlich super deutsch“, sagt App. Vielleicht möge aber Yildirim auch die Pflegekraft besonders gern, die sich auf türkisch mit ihm unterhalten könne. „Wir haben Mitarbeiter aus 13 Nationen, das kommt uns bei Bewohnern mit Migrationshintergrund natürlich sehr zugute“, sagt Pflegedienstleiterin Nicole Findeiß. Dies werde auch bei der Einteilung der Mitarbeiter beachtet. „Gerade die älteren Menschen freuen sich, wenn sie jemand in ihrer Muttersprache anspricht.“
Oskar Josef Lanz hat sich seit seinem Einzug verändert. „Er lebt in der Gesellschaft richtig auf“, findet Mirjam App und schaut zufrieden zu Lanz hinüber, der mit strahlenden Augen von seiner Ehrenmitgliedschaft im Deutschen Roten Kreuz berichtet. Antonie Winter aus Blochingen ist an drei Tagen in der Woche zur Tagespflege im Seniorenzentrum. „Das Essen schmeckt sehr gut und das Pflegepersonal ist nett“, lobt sie. „Viele Angehörige wissen gar nicht, dass die Tagespflege bis zu einem gewissen Grad von der Pflegekasse übernommen wird“, sagt Bucher. Dabei könne es für Betroffene eine große Entlastung sein, wenn sie sich an einzelnen Tagen nicht um den pflegebedürftigen Vater oder die Mutter kümmern müssen. Viele würden auch die Einrichtung erst einmal ganz genau ansehen, um zu entscheiden, ob sie einen Angehörigen in der Obhut der Pflegekräfte lassen wollen.
Mirjam App findet, dass die Mengener das Seniorenzentrum in ihrer Mitte gut aufgenommen haben. So hätten bereits Jahrgänger ihr 90erFest im Cafébereich gefeiert und Projekte mit Schülern seien geplant. „Wir wollen aber künftig unseren Austausch mit den Kirchengemeinden intensivieren und die Zusammenarbeit mit Vereinen und anderen Ehrenamtlichen ausbauen. Dafür brauchen wir noch etwas Zeit.“