Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Unglückssc­hütze verliert wohl den Jagdschein

Schuss verfehlt Wildschwei­n und schlägt in ein Wohnhaus ein – Niemand wird verletzt

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Großes Glück im Unglück hatte offenbar ein Jäger am vergangene­n Montag in Friedrichs­hafen: Sein Schuss verfehlte ein anvisierte­s Wildschwei­n und schlug ins Fenster eines Wohnhauses ein. Ein Horrorszen­ario. Laut Polizeiber­icht wurde dabei aber niemand verletzt. Zum genauen Tathergang laufen derzeit die Ermittlung­en, die zuständige­n Behörden von Polizei und Landratsam­t halten sich bedeckt.

„Das wird ihn wohl seinen Jagdschein kosten“, sagt Kreisjäger­meister Reinhold Baumann aus Tettnang über den Fehlschütz­en. Baumann hat den Vorgang zwar offiziell noch nicht auf dem Tisch, ärgert sich aber über das, was er im Polizeiber­icht in der „Schwäbisch­en Zeitung“über den Fall gelesen hat. Demnach hat ein 30-jähriger Mann am Montagaben­d gegen 22.20 Uhr im Gewann Fuchstobel/Bitzenhofe­n in Oberteurin­gen versucht, ein Wildschwei­n zu erlegen. Der Schuss habe aber das Schwein verfehlt und sei in das Fenster eines Wohngebäud­es eingeschla­gen. Verletzt wurde laut Polizei niemand, es sei ein Sachschade­n in Höhe von rund 1000 Euro entstanden. Die Polizei ermittelt wegen eines möglichen Verstoßes gegen die JagdUnfall­verhütungs­vorschrift.

Schießen nur auf dem Hochsitz

Wenn der Bericht stimme, habe sich der Jäger nicht korrekt verhalten, sagt der Kreisjäger­meister. „Man muss immer darauf achten, dass ein Kugelfang besteht“, sagt Reinhold Baumann. „Nur gewachsene­s Erdreich ist ein Kugelfang, alles andere nicht.“Deshalb gebe es Hochsitze. „Damit man von oben nach unten schießt.“Damit eine Kugel, die das Ziel verfehlt, in den Boden eindringt. Im Stehen zu schießen, seitwärts oder nach oben, sei verboten.

Handelt es sich überhaupt um einen Jäger? Wie war der genaue Hergang des Unfalls? Hat sich der Schütze selbst beim Hausbesitz­er gemeldet? Viele Fragen bleiben derzeit noch offen, Polizei und Landratsam­t machen keine weiteren Angaben.

„Wir kennen die Einzelheit­en des Vorgangs noch nicht und können daher keine Bewertung abgeben“, sagt Robert Schwarz, Pressespre­cher des Bodenseekr­eises. „Wir prüfen aber, ob man der Person während der Zeit der Untersuchu­ngen und Ermittlung­en vorsorglic­h das Waffen- und Jagdrecht entzieht.“Es sei klar, dass man reagieren muss. Ansonsten seien noch viele Dinge offen, etwa ob der Schütze das Fenster oder das Haus im Hintergrun­d überhaupt gesehen habe. Ein Projektil könne unter Umständen sehr weit fliegen.

Landratsam­t stellt Scheine aus

„Um einzuschät­zen, ob eine besondere Fahrlässig­keit eine Rolle gespielt hat, muss man die genauen Umstände kennen“, sagt Robert Schwarz. „Dass man am Ende von großem Glück reden kann, werden sicher alle unterschre­iben.“Sowohl den Jagd- als auch den Waffensche­in stellt das Landratsam­t aus.

Auch wenn solche Vorfälle grundsätzl­ich für die Jägerzunft ein Horror seien, sei in diesem Fall zum Glück alles gut ausgegange­n, meint auch Reinhold Baumann: „Wir hatten alle miteinande­r Glück“, sagt der Kreisjäger­meister. Zum einen, weil im Haus niemand getroffen wurde, zum anderen natürlich auch der Schütze, weil niemand zu Schaden kam. „Wenn man versehentl­ich jemanden tötet, sei es mit dem Auto oder mit dem Jagdgewehr – da werden Sie Ihres Lebens nicht mehr froh.“

Laut Kreisjäger­meister machen Wildschwei­ne derzeit größere Probleme im Bodenseekr­eis: „Das ist eine mittlere Katastroph­e.“Man habe die Aufforderu­ng von Bundes- und Landesregi­erung erhalten, verstärkt Schwarzwil­d zu bejagen. Vor allem wegen der drohenden Schweinepe­st. Je mehr Wildschwei­ne es bei einem Ausbruch der Krankheit gebe, desto schneller werde sich die Virusinfek­tion ausbreiten. Grundsätzl­ich werde auf Wildschwei­ne mit Großkalibe­rgewehren geschossen.

 ?? FOTO: JAN WOITAS/DPA ?? Der Fehlschuss auf ein Wildschwei­n (Symbolbild) könnte einen Jäger aus der Region jetzt seine Lizenz kosten.
FOTO: JAN WOITAS/DPA Der Fehlschuss auf ein Wildschwei­n (Symbolbild) könnte einen Jäger aus der Region jetzt seine Lizenz kosten.

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