Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die Gier der Superreichen
Es ist vollkommen legitim, mit einem herzhaften „Na, dann geht doch!“auf die neuesten vom „Spiegel“dank der Enthüllungsplattform Football Leaks veröffentlichten Gedankenspiele des FC Bayern München und anderer internationaler Leuchtturmclubs wie Real Madrid, Juventus, Paris Saint-Germain zu reagieren. Bayern München und Borussia Dortmund werden die Bundesliga jedoch nicht zugunsten eines privatwirtschaftlich und außerhalb der Sportverbände organisierten und finanziell noch lukrativeren Konstrukts namens Superliga verlassen. Zumindest jetzt nicht und auch in den nächsten paar Jahren nicht.
Hannovers Manager Horst Heldt, Urheber dieses Satzes, weiß dies. Noch lassen sich nämlich auch die nationalen und internationalen Verbände und deren Geldgeber weiter schröpfen. Da hilft die Drohgebärde Superliga ungemein. Wie sie schon bei der letzten Verhandlungsrunde geholfen hat. Für den aktuellen Rechtezyklus (2018-2021) haben die vier größten Ligen (Spanien, England, Italien, Deutschland) vier garantierte Champions-League-Plätze, zudem gibt es mehr Geld und neue Anstoßzeiten. All das schon jetzt vor allem zugunsten der ganz großen Vereine. Das alles zulasten der Kunden/Fans, die mindestens drei TV-Abos abschließen und mehr als 600 Euro im Jahr ausgeben müssen, um jede Partie ihrer Clubs im TV anschauen zu können.
Beunruhigend an den Enthüllungen ist nicht, dass sich die Clubs mit der Möglichkeit einer Superliga für die Superreichen beschäftigen, nüchtern betrachtet wäre diese die nächste, logische Stufe im durchkommerzialisierten Fußball. Die Kluft zwischen Reich und Superreich ist jetzt schon meilenweit. Beunruhigend ist, dass elf dieser superreichen Clubs – mit Karl-Heinz Rummenigge als eines ihrer Sprachrohre – sich zu einer Art Kartell zusammengeschlossen haben sollen mit der Absicht, die Verbände maximal unter Druck zu setzen. Empörend ist nicht die Gier der Superreichen. Empörend ist, was diese aus Gier zu tun bereit scheinen.
f.cataldo@schwaebische.de