Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Freizeitkünstler blicken auf 45 bewegte Jahre zurück
Der Freizeitkunstverein feiert sein Jubiläum mit einer Vernissage
ENNETACH - Die Ausstellung des Freizeitkunstvereins Oberschwaben ist ein Erfolg gewesen: Im Bürgerhaus standen viele Tische, beladen mit schönen handgemachten Dingen: Schmuck, Weihnachtsdekoration, Seifen, Tiffany-Glas, Lederwaren, Gestricktes, Genähtes, Postkarten und Bilder. Sehr ästhetisch war alles präsentiert. Viele Besucher erfreuten sich daran, führten Gespräche und kauften nach Herzenslust ein. In diesem Jahr gab es am Vorabend der Ausstellung eine eigene Vernissage, um das Jubiläum zu feiern: Die Freizeitkünstler haben sich vor 45 Jahren zusammengetan und einen Verein gegründet. Seit 15 Jahren stellen sie im Bürgerhaus aus. Es gab Reden, Sekt und Häppchen.
Vorsitzender Herbert Merten begrüßte die Aussteller und die Ehrengäste der Feier, Stefan König, Artur Bay, Norbert Schreiber und Ulla Rapp, und dankte ihnen für ihre Treue. Gründungsmitglied Artur Bay blickte zurück. Vor 45 Jahren publizierten drei Saulgauer Handwerker in der Schwäbischen Zeitung einen Aufruf: Wer male, schnitze oder sich in der Freizeit künstlerisch betätige, möge in den Schillergarten kommen. Es bildete sich die erste Gruppe. 1964 beantragte die Gruppe beim Gemeinderat, über Ostern in den Räumen der Fähre ausstellen zu dürfen. „Manche Gemeinderäte waren entrüstet und sagten: Was wolled denn dia do?“, berichtete Bay. Dennoch war die Ausstellung ein unglaublicher Erfolg: Es kamen 5000 Besucher über das Osterwochenende. Die Gemeinderäte seien aus allen Wolken gefallen. „Diesen Rekord hat die Fähre nie mehr gebrochen“, sagte Bay augenzwinkern. Damals waren es vor allem Maler, Zeichner und Schnitzer, die ausstellten. „Wir hatten sehr begabte Leute in der Gruppe“, so Bay. Inzwischen habe sich die Gruppe in eine andere Richtung entwickelt. Malerei sei nicht mehr der Schwerpunkt, sondern kunsthandwerkliche Objekte aus Holz, Stoff, Papier, Leder, Metall. „Kunst erfreut das Herz der Menschen.“Etwas zu malen oder mit den Händen herzustellen sei einfach schön, schwärmte er.
Austausch steht im Fokus
Norbert Schreiber sprach aus der Sicht eines aktiven Freizeitkünstlers. Er sei schon 30 Jahre im Verein. Damals sei er eingetreten, um sich mit anderen Freizeitkünstlern auszutauschen, um die Bilder in der Öffentlichkeit zu zeigen und Gemeinsames in Sachen Kunst zu unternehmen. Früher habe es in der Gruppe mehr Maler gegeben. Höhepunkt der Tätigkeit in den 90er-Jahren seien die Ausstellungen im Hundersinger Heuneburgmuseum gewesen. Bürgermeister Siegfried Abt habe die Gruppe sehr unterstützt. Heute finde der Jahreshöhepunkt in der Ennetacher Bürgerhalle statt, dank der Unterstützung von Ortvorsteher Wolfgang Eberhardt. Viele Aussteller seien keine Mitglieder, sondern Gäste des Vereins, es sind rund 40 Prozent Frauen. Die Altersspanne liege zwischen 44 und 82 Jahre. Schreiber Bedauerte, dass zu wenig junge Leute sich in ihrer Freizeit dem Kunsthandwerk widmen. „Junge Leute wären in unserem Verein sehr willkommen“, betonte er. Ortsvorsteher Eberhardt erinnerte in seiner Rede, wie damals der Vorsitzende der Freizeitkünstler, Herbert Merten, auf ihn zugekommen sei und ihn gebeten habe, die Halle mieten zu dürfen. „Könnt ihr die Halle füllen?“, habe er ihn gefragt. Und die erste Ausstellung sei sofort ein voller Erfolg gewesen. Kunsthandwerk bedeute, mit den eigenen Händen, Schönes herzustellen. „Hier werden selbstgemachte Unikate angeboten“, sagte er. Er wünschte, dass viele junge Leute kommen mögen, um zu sehen, was man selber herstellen kann, und vielleicht Lust bekommen, selber sich im Kunsthandwerk auszuprobieren. Jedenfalls gehöre die Ausstellung der Freizeitkünstler zum festen Programm des Kulturlebens in Ennetach und Mengen, dankte Ortsvorsteher Eberhardt. Es gab tosenden Applaus. Anschließend lud Vorsitzender Merten zum kleinen Empfang ein.