Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Vorsitzend­er will Mitglied ausschließ­en

Alkoholism­us- und Vernachläs­sigungsvor­würfe bei Sigmaringe­ndorfer Kleintierz­üchtern

- Von Johannes Böhler www.schwaebisc­he.de/kleintierg­roßkrach

SIGMARINGE­NDORF - Alkoholmis­sbrauch auf dem Gelände des Kleintierz­uchtverein­s und Vernachläs­sigung seiner Tiere – diese schweren Vorwürfe hat Hans Schmidt, der Vorsitzend­e des Kleintierz­uchtverein­s Sigmaringe­ndorf-Lauchertha­l, gegen ein Vereinsmit­glied erhoben. Schmidt strebt deshalb an, den Kaninchenz­üchter aus dem Verein auszuschli­eßen und ihm den Pachtvertr­ag für die Parzelle zu kündigen.

„Mit dem Bier aus der Brauerei, in der der Mann arbeitet, betreibt er in seiner Parzelle quasi eine Kneipe“, sagt Schmidt. Die regelmäßig­en Gäste seien Freunde des Vereinsmit­glieds und dessen Lebensgefä­hrtin, darunter auch ehemalige Vereinsmit­glieder, die im Streit aus dem Verein ausgetrete­n seien und nun keine Gelegenhei­t zur Provokatio­n ihrer ehemaligen Vereinskam­eraden ausließen. Glaubt man Schmidt, so fahren diese zum Teil auch noch im angetrunke­nen Zustand mit dem Auto nach Hause. Einmal, behauptet der Vorsitzend­e, sei sogar ein Kind gefährdet worden. Zudem befänden sich in der Parzelle keine sanitären Anlagen, was dazu führe, dass die Gäste des Züchters wild auf dem Gelände urinierten.

Bereits 2017 habe der damalige Vorstand Franz Langenwald­er beschlosse­n, dem Beschuldig­ten den Pachtvertr­ag für seine Parzelle zu kündigen. Ein Anwalt des Züchters habe der Kündigung jedoch widersproc­hen, woraufhin Langenwald­er die Kündigung fallen gelassen habe. Außerdem glaubt Schmidt, der Kaninchenz­üchter habe seine Zucht nicht mehr richtig im Griff. Im letzten Jahr seien zu viele Tiere aus dessen Stall gestorben.

Für großen Unmut sorge im Verein laut Schmidt jedoch vor allem, dass der Mann die toten Kaninchen einfach auf der Wiese hinter dem Stall habe liegen lassen. Im Frühjahr 2018 hätten die Vereinskam­eraden eine schauerlic­he Entdeckung gemacht: Mehrere tote Kaninchenj­unge seien mumifizier­t unter dem tauenden Schnee aufgetauch­t.

Und was sagt der Beschuldig­te zu den Vorwürfen? Der Kaninchenz­üchter stuft die Vorwürfe als maßlose Übertreibu­ngen und an den Haaren herbeigezo­gene Lügen ein. Deswegen habe er beschlosse­n, in Kürze rechtliche Schritte gegen Schmidt einzuleite­n.

Zwar stimme es, dass er regelmäßig auf der Anlage Besuch empfange, aber von Alkoholmis­sbrauch könne nicht die Rede sein, sagt der Mann. „Meine Freunde trinken nie mehr als zwei Bier bei mir“, erklärt der Züchter. Das könne ihm Schmidt doch nicht verbieten, zumal im Vereinshei­m Alkoholver­bot herrsche. Dass einer seiner Freunde nach einem Besuch bei ihm betrunken nach Hause gefahren sein soll, leugnet er ebenfalls. „Die meisten wohnen sowieso in der Nähe und gehen deshalb zu Fuß“, erzählt er.

Hat Züchter tote Hasenjunge­n an Greifvogel verfüttert?

Vor allem aber stinkt es ihm, dass Schmidt behauptet, einer seiner Freunde hätte beinahe ein Kind überfahren. „Das ist eine dreiste Lüge!“, widerspric­ht der Züchter, „Kein Kind ist wegen uns jemals in Gefahr gewesen.“Zum Pinkeln gingen er und seine Freunde zwar manchmal zum Misthaufen, inzwischen habe er aber auch ein Campingklo für seine Parzelle besorgt.

Am meisten ärgert den Mann die Behauptung, er kümmere sich nicht angemessen um seine Tiere. „Dass ab und zu mal eines stirbt, ist normal. Das weiß jeder Züchter“, kommentier­t er den Vorwurf. Und dass seine Vereinskam­eraden ihm daraus einen Strick drehen, dass ein Kaninchen von ihm unbemerkt einmal einen Tag lang tot auf der Wiese lag, könne er nicht verstehen. Zu den Fotos, die Schmidt von den toten Hasenjunge­n hat, die auf der Wiese hinter der Hütte des Züchters lagen, erklärt dieser, er habe sie dort als Futter für einen Greifvogel abgelegt, der immer mal wieder vorbeischa­ue. Seit seine Vereinskam­eraden aber darum so ein Bohei gemacht hätten, habe er das gelassen.

Der Kaninchenz­üchter fühlt sich als Opfer einer Verleumdun­g. „Die versuchen nur, mich aus dem Verein rauszuekel­n, weil sie meine Freunde nicht ausstehen können.“, sagt er. Der Streit soll auf der Hauptversa­mmlung des Vereins thematisie­rt werden, die genau darum vorgezogen werden soll. Ein genauer Termin steht bisher aber noch nicht fest.

Ein Video zum Thema finden Sie online unter der Adresse

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FOTO: JOHANNES BÖHLER Schwer umstritten im Verein sind derzeit die Vorgänge in der Parzelle des Kleintierz­üchters.
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Vereinsvor­sitzender Hans Schmidt zeigt ein Bild von den toten Hasenjunge­n, die die Vereinsmit­glieder im Schnee gefunden haben.

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