Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Linolschnitt fasziniert nicht nur Künstler
Neue Ausstellung „Betreten verboten“in Laubbach eröffnet
LAUBBACH - Nur noch eine Ausstellung gibt es pro Jahr im Atelier Laubbach und so ist das Interesse der Besucher wohl besonders groß, wenn Sigrid und Peter Weydemann nach Ostrach-Laubbach einladen. Mehr als 50 Gäste hat der Künstler am Sonntagvormittag zur Eröffnung begrüßt. „Es ist schön, dass Sie sich vom Titel nicht haben abschrecken lassen“, sagte Weydemann. Denn der lautet „Betreten verboten“. Am kommenden Sonntag, 18. November, führt Peter Weydemann um 11 Uhr durch die Ausstellung und wird zu Technik sowie Geschichte des künstlerischen Linoldrucks sprechen.
Linoldrucke von sechs Künstlern zeigt die Ausstellung. „Da man auf Linol meistens rumtrampelt, aber auf Kunst eben nicht, haben wir uns für diesen Titel entschieden“, erläutert Peter Weydemann. Bei der Idee für eine Ausstellung ausschließlich mit Linoldrucken fühlten Weydemanns sich durch zwei Zufälle bekräftigt: In diesem Jahr wurden von der Unesco die künstlerischen Druckverfahren zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt. Zudem entdeckten sie bei einem Galeriebesuch am Bodensee über Leipziger Druckkunst direkt zwei Künstler, die in die Ausstellung in Laubbach passen würden. Christiane Werner, Stephanie Marx, Peter Schulz Leonhardt, Karola und Wolfgang Smy sowie Gastgeber Peter Weydemann präsentieren in den nächsten Wochen ihre Werke. Am Sonntag waren bis auf Stephanie Marx alle gekommen, um Fragen über sich und ihre Werke zu beantworten.
Zeichnung ist Ausgangspunkt
Karola und Wolfgang Smy leben in einem sächsischen Dorf zusammen in einem alten Bauernhaus, haben aber getrennte Ateliers. „Arbeitet ihr auch mal zusammen“, fragte Sigrid Weydemann. „Eigentlich macht jeder Seins, aber wir helfen einander“, sagte Karola Smy. Von Wolfgang Smy wollte Sigrid Weydemann wissen, ob er phasenweise arbeite, da er außer Linoldruck unter anderem auch Skulpturen mache. Ausgangspunkt ist für Smy immer die Zeichnung. „In den Rest schliddere ich dann so rein. Es drängt mich, das widerzuspiegeln, was ich sehe. Am liebsten würde ich Sie alle, so wie Sie da stehen, jetzt zeichnen“, sagte er ans Publikum gerichtet. Ähnlich geht es Peter Schulz Leonhardt. „Ich notiere per Hand sozusagen auf meine Weise, was um mich herum passiert“, sagte der Berliner. In der Ausstellung ist eine Serie aus Shakespeares Macbeth zu sehen. „Vieles aus dieser Theaterwelt, etwa Macht und Machtmissbrauch, finde ich in unserer heutigen Welt wieder“, sagte Schulz Leonhardt. Von ihrem Mann wollte Sigrid Weydemann wissen, warum er nicht male, da seine Linoldrucke schließlich wirken würden als seien sie gemalt worden. „Ich bin vom Druck fasziniert“, begründete Peter Weydemann. Vor allem reize ihn die Möglichkeit, durch seine Technik eine Mischung aus harten Linien und weichen Übergängen zu schaffen. Christiane Werners Drucke erinnern teilweise an Textilstrukturen. „Ich habe den Prozess des Webens in die Zeichnung übersetzt“, schildert Werner, die ihr Kunstdiplom in Halle im Fachbereich Malerei und Textil gemacht hat.
Mit der fehlenden Stephanie Marx hatte Sigrid Weydemann vorab gesprochen und berichtete den Besuchern davon. Marx’ Werke zeigen fast immer eine Mischung aus Tier und Maschine. Einerseits liege das an einem großen Interesse an Technik, andererseits habe Marx zwei Jahre beim Brockhausverlag gearbeitet und die Darstellungsweisen in deren Enzyklopädien in ihre Kunst übernommen. „Meine Faszination für Technik ist so groß, dass ich ihr Leben einhauchen will. Meine Maschinen müssen nicht funktionieren, sondern wirken“, zitierte Sigrid Weydemann die Künstlerin aus Leipzig.
Ergänzt werden die Linoldrucke von Skulpturen. Im Atelier stehen neue Werke von Jolanta Switajski, die Besucher noch von der Ausstellung im vergangenen Jahr kennen. „Bei den Skulpturen ist Anfassen ausdrücklich erlaubt“, muntert Sigrid Weydemann auf.
Die Ausstellung geht bis zum 2. Dezember. Das Atelier Laubbach ist an jedem Wochenende von 11 bis 19 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter 07585/
93 53 61 geöffnet. Weitere Informationen zu Ausstellung, Künstlern, Galerie und Anfahrt gibt es im Internet unter