Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Staatsanwa­lt wirft „El Chapo“„blutigen Krieg“vor

Prozess gegen den Drogenboss gestartet

- Von Christina Horsten, Sara Barderas und Helen Corbett

NEW YORK (dpa) - Mit einem „blutigen Krieg“hat Joaquín „El Chapo“Guzmán nach Ansicht der Staatsanwa­ltschaft über Jahrzehnte ein „riesiges Drogenschm­uggel-Imperium“verteidigt. Hunderte Menschen seien in dieses Kartell verwickelt gewesen, aber Guzmán sei ein Chef gewesen, der die Dinge auch selbst in die Hand genommen habe, sagte Staatsanwa­lt Adam Fels vor Gericht in New York in seinem Eröffnungs­plädoyer zum Auftakt des Mammut-Prozesses gegen den einst mächtigste­n Drogenboss der Welt.

Wenn „El Chapo“jemanden loswerden wollte, habe er Auftragski­ller gebeten, oder selbst geschossen, sagte Staatsanwa­lt Fels weiter. Die USRegierun­g habe so viel Kokain von Guzmáns Imperium beschlagna­hmt, dass sie theoretisc­h jedem US-Bürger – mehr als 300 Millionen Menschen – eine Prise abgeben könnte.

Die Verteidigu­ng wies die Vorwürfe zurück. Guzmán werde als der größte Drogenhänd­ler der Weltgeschi­chte dargestell­t, aber das sei „nicht wahr“, sagte Anwalt Jeffrey Lichtman. Sein Klient habe das Scheinwerf­erlicht genossen, in Wirklichke­it aber „gar nichts kontrollie­rt“. Der eigentlich­e Boss des Kartells sei Guzmáns früherer Partner Ismael „El Mayo“Zambada gewesen, dieser habe auch früheren und dem derzeitige­n Präsidente­n Mexikos Schmiergel­d in Millionenh­öhe bezahlt, damit sich diese nicht in die Geschäfte des Kartells einmischte­n.

Mexikos Präsident Peña Nieto wies die Vorwürfe umgehend zurück. „Die Regierung von Enrique Peña Nieto hat den Kriminelle­n Joaquín Guzmán verfolgt, gefasst und ausgeliefe­rt. Die Behauptung­en seines Anwalts sind komplett falsch und diffamiere­nd“, schrieb der mexikanisc­he Regierungs­sprecher Eduardo Sánchez auf Twitter. Auch Mexikos Ex-Präsident Felipe Calderón wies die Anschuldig­ungen zurück.

Guzmán verfolgte den Prozessauf­takt mit spanischer Simultanüb­ersetzung im Ohr und stoischem Gesichtsau­sdruck von der Anklageban­k aus, gekleidet in einen dunkelblau­en Anzug. Seine Ehefrau, die frühere Schönheits­königin Emma Coronel, war ebenfalls in den Gerichtssa­al gekommen. Der Prozess gegen „El Chapo“hatte am Dienstag unter strengsten Sicherheit­svorkehrun­gen im New Yorker Stadtteil Brooklyn begonnen. Bei strömendem Regen hatten sich schon am frühen Morgen Dutzende Reporter und Schaulusti­ge vor dem Gericht angestellt, um einen Platz im Saal zu bekommen. Die Jury-Mitglieder sollen auf Anordnung des Richters zu ihrer eigenen Sicherheit anonym bleiben.

Die US-Justiz wirft dem wegen seiner Körpergröß­e von etwas mehr als 1,60 Meter „El Chapo“(Der Kurze) genannten Guzmán unter anderem Drogenhand­el, Geldwäsche und das Führen einer kriminelle­n Organisati­on – des mexikanisc­hen Drogenkart­ells Sinaloa – vor. Er soll tonnenweis­e Kokain und Heroin in die USA geschmugge­lt und damit Milliarden verdient haben. Zudem soll er für bis zu 3000 Morde verantwort­lich sein.

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FOTO: DPA So sieht der Gerichtsze­ichner Joaquin „El Chapo“Guzmán.

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