Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ringsgwandl 70: Rocken wie ein Junger
MURNAU (dpa) - Georg Ringsgwandl klingt nicht wie ein älterer Herr. Der Kabarettist, Liedermacher und Arzt sprüht vor Energie. Dass er laut Geburtsurkunde am 15. November seinen 70. Geburtstag begeht, lässt ihn deshalb zweifeln: „Ich kann das nicht so recht glauben. Da muss sich wohl jemand im Standesamt verrechnet haben“, bemerkt Ringsgwandl im Gespräch mit der Deutschen PresseAgentur.
Ringsgwandl ist in Bad Reichenhall geboren und in einfachen Verhältnissen aufgewachsen. „Meine Eltern waren Habenichtse“, sagte er 2012 der „Süddeutschen Zeitung“. Nach einem Medizinstudium in Würzburg und Kiel, das er 1975 mit Promotion abschloss, und einer Facharztausbildung zum Kardiologen arbeitete er von 1984 bis 1993 am Kreiskrankenhaus in Garmisch-Partenkirchen.
Schon während des Studiums war er als Musiker aktiv. Mit schrillen Klamotten, bissigem Spott und schrägem Humor etablierte er sich Mitte der 70er-Jahre zunächst in der
Münchner Kleinkunstszene. Neben Kabarettund Musikprogrammen schrieb er auch Theaterstücke, etwa „Die Tankstelle der Verdammten“. Sein jüngster Kraftakt trägt den Titel „Andacht & Radau“. Nachdem er sich zuletzt nachdenklich gegeben hatte, zeigt das neue Album Ringsgwandl rockiger und aggressiver denn je. Wie üblich nimmt der in Murnau lebende Musiker wieder aktuelle Themen aufs Korn, aber zu Kulturpessimismus lässt er sich nicht hinreißen: „Ich finde, dass diese Zeit im Vergleich zu anderen historischen Zeiträumen keine besondere Empörung hervorrufen muss.“Als er auf die Welt kam, sei der Zweite Weltkrieg gerade vorüber gewesen, das deutsche Sozialsystem habe nur in Anfängen existiert, in der Sowjetunion habe der düstere Kommunismus geherrscht, und an der Zonengrenze wurde geschossen. Im Vergleich dazu sei Trump lediglich „eine Halloween-Nummer“. Also: „Kein Grund zur Nervosität“.