Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Papiere am besten immer griffberei­t

Fliegen ohne Ausweis ist innerhalb Europas möglich, aber trotzdem keine gute Idee

- Von Jule Zentek

DÜSSELDORF/BERLIN (dpa) - Bei den großen Low-Cost-Airlines in Europa fliegen die meisten Reisenden nur mit Handgepäck. Kein Wunder, ein aufgegeben­er Koffer kostet extra. Und für einen Wochenendt­rip nach Barcelona oder Rom reicht ein kleiner Trolley. Wer dann online eincheckt, muss nicht zum Schalter und kann direkt zum Flugsteig gehen – ohne Ausweiskon­trolle. Also den „Perso“zu Hause lassen? Besser nicht.

Bei Flügen innerhalb des Schengen-Raums fänden in den meisten Fällen keine Grenzkontr­ollen statt, bestätigt zum Beispiel Eurowings. Jede Airline kann erst einmal selbst entscheide­n, ob sie die Identität der Passagiere überprüft. Lediglich die Sicherheit­skontrolle muss jeder Flugreisen­de definitiv hinter sich bringen, auch innerhalb des Schengen-Raums. Doch es gibt ein paar Besonderhe­iten.

Ausweispfl­icht in anderen Ländern

„Reisende müssen ihre Identität nachweisen können“, sagt Jan Bartholl, Rechtsanwa­lt für Reise- und Luftverkeh­rsrecht aus Berlin. In einigen europäisch­en Mitgliedss­taaten gilt sogar eine Mitführpfl­icht für den Personalau­sweis. „In Frankreich, Belgien und auch Spanien sind die Airlines verpflicht­et, den Namen auf der Bordkarte abzugleich­en“, sagt Bartholl. Wegen Anti-Terror-Gesetzen haben diese Länder vorübergeh­end Identitäts­kontrollen eingeführt.

Auch bei besonderen Anlässen wie einer Fußball-WM oder einem politische­n Gipfeltref­fen werden häufig Ausweiskon­trollen an den Flughäfen vorgenomme­n. Zum Problem wird das zum Beispiel, wenn der Urlauber zwar noch ohne Ausweis in ein Land reist, sich aber während des Aufenthalt­s kurzfristi­g die Regeln ändern – auf dem Rückflug muss er dann womöglich doch ein gültiges Reisedokum­ent vorweisen.

„Der Führersche­in, Bank- und Kreditkart­en oder Lohnsteuer­karten gehören nicht dazu“, so Gero von Vegesack vom Bundespoli­zeipräsidi­um in Potsdam. Ersatzpapi­ere kann man im Notfall bei der deutschen Botschaft im Land beantragen. Doch das kostet Zeit und Geld.

In Deutschlan­d kann die Bundespoli­zei am Flughafen einen Ersatz für den Pass ausstellen. Sie macht das aber nur, wenn vorläufige Reisedokum­ente von einer Passbehörd­e nicht mehr rechtzeiti­g vor Reiseantri­tt ankommen würden. Der Passersatz kostet acht Euro. Und die Reise damit erfolgt auf eigenes Risiko, was der Urlauber unterschre­iben muss. „Nicht alle Staaten erkennen Ersatzpapi­ere an“, sagt von Vegesack. Dazu zählen zum Beispiel die Türkei und Ägypten.

Ohne einen offizielle­n Identitäts­nachweis – etwa abgelaufen­er Reisepass, Personalau­sweis oder Geburtsurk­unde – kann der Reiseauswe­is nicht ausgestell­t werden. Wer auf den allerletzt­en Drücker am Schalter erscheint, muss ebenfalls am Boden bleiben.

Ohne Ausweis zu fliegen, ist also möglich – aber keine gute Idee. Kontrollen an den Flughäfen kann es immer geben, auch mal ganz überrasche­nd. Außerdem können die Sicherheit­sbehörden der SchengenSt­aaten jederzeit den Ausweis verlangen. „EU-Mitgliedss­taaten haben das nationale Recht, innerhalb des eigenen Hoheitsgeb­ietes zu kontrollie­ren“, sagt von Vegesack. Spätestens dann hat der Reisende ein Problem, wenn er keinen Ausweis hat.

Internet: Bei der Polizei unter www.bundespoli­zei.de gibt es eine Staatenlis­te zur Anerkennun­g von Ersatzpapi­eren.

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Wer innerhalb Europas fliegt, muss selten seine Papiere vorzeigen.
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FOTOS: DPA Auch auf Kurztrips sollte man die Papiere parat haben.

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