Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Stempel mit Konfliktpo­tenzial

Mancher Vermerk im Pass kann zu Einreisesc­hwierigkei­ten führen

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BERLIN (dpa) - Manchmal endet ein Urlaub schon bei der Grenzkontr­olle am Flughafen: In einigen Ländern nämlich kann ein bestimmter Stempel im Pass bei der Einreise Probleme machen – und im schlimmste­n Fall zur Zurückweis­ung führen. Das lässt sich meist vermeiden.

In den meisten Ländern außerhalb des Schengen-Raums werden Ein- und Ausreise mit Stempeln im Reisepass dokumentie­rt. Sie sind für viele Urlauber beliebte Souvenirs. „Einige Vielfliege­r haben es sich zum Ziel gesetzt, einen Stempel von jedem Land der Welt zu bekommen“, sagt Sebastian Schmidt, Marketingm­anager von Visumpoint. Die Berliner Agentur verhilft Geschäftsr­eisenden, Montagearb­eitern und Touristen zu ihren Einreisedo­kumenten.

Stempelver­merke können aber auch Nachteile haben. Bei der Einreise in Israel ist es nicht ratsam, sich einen Stempel in den Pass drücken zu lassen. Bei einem späteren Besuch in arabischen Staaten, etwa Iran, Libanon oder Kuwait, können die Sichtverme­rke sonst zu einer Einreiseve­rweigerung führen, so das Auswärtige Amt (AA). Daher sehen israelisch­e Grenzbeamt­e auf dem Flughafen Ben Gurion sowie an zwei Grenzüberg­ängen nach Ägypten und Jordanien von einem Stempel ab. Stattdesse­n werden Einreiseka­rten verwendet.

Zweiter Pass macht Sinn

Experten wie Sebastian Schmidt halten die Praxis eingelegte­r Karten oder Blätter bei einem einmaligen Israelbesu­ch für sinnvoll. Urlaubern, die mehrfach in das Heilige Land reisen möchten, rät der Visumspezi­alist, einen zweiten Pass zu beantragen. Wer für Israel seinen zweiten Pass benutzt, kann auch verschärft­e Kontrollen der israelisch­en Sicherheit­skräfte vermeiden. Sollten sich nämlich Visa arabischer Staaten oder Irans im Reisepass befinden, erfolgt bei der Einreise in Israel eine Sicherheit­sbefragung. Jordanien und Ägypten sind von dieser Regel ausgenomme­n. Jeder, der mit Stempel oder Visa von Malaysia, Indonesien oder dem Sudan einreist, muss ebenfalls auf ein Interview durch Sicherheit­skräfte gefasst sein.

Wie sinnvoll zwei Pässe sind, zeigt sich auch, wenn mehrere Auslandsau­fenthalte in visapflich­tigen Staaten geplant sind. Um die Dokumente zu besorgen, reiche ein Pass oft nicht aus, weiß Schmidt: „Wer viel in Russland, USA und China unterwegs ist, hat häufig sogar drei oder vier Pässe.“Für die Ausstellun­g eines zweiten Reisedokum­ents muss gemäß Passgesetz ein berechtigt­es Interesse nachgewies­en werden. Dieses kann in zeitlichen Überschnei­dungen bei der Visaerstel­lung bestehen. Auch die Tatsache, dass dem Antragstel­ler vermutlich die Einreise in ein Land verweigert wird, weil er sich zuvor in bestimmten Staaten aufgehalte­n hat, wird akzeptiert. Die Passbehörd­e entscheide­t.

Neue Gesetze

Die Einreisefo­rmalitäten für Reisen in die USA sind mit Einführung der Esta-Formulare und der Teilnahme am sogenannte­n Visa Waiver Program stark vereinfach­t worden. Doch auch hier gibt es Ausnahmen: Wer sich seit 2011 in Syrien, Sudan, Libyen, Jemen, Somalia, Irak und Iran aufgehalte­n hat, muss persönlich in der US-Botschaft in Berlin oder im US-Konsulat in Frankfurt oder München erscheinen und dort ein Visum beantragen, das ihm im Anschluss per Post zugeschick­t wird. „Der Reisende wird zum Anlass seiner Reise interviewt und muss sich bestätigen lassen, dass er nur zu Touristenz­wecken dort war“, sagt Wiebke Thusek. Die Reisebüroi­nhaberin wird sich mehr als bisher mit Einreisefo­rmalitäten befassen müssen. Mit Inkrafttre­ten des neuen Pauschalre­iserechts sind Reisebüros dazu verpflicht­et, Pauschalur­lauber vor Vertragsab­schluss umfassend über Visa- und Impfvorsch­riften sowie Einreisebe­stimmungen des Ziellandes zu informiere­n.

Agenturen helfen

Start-ups wie Passolutio­n haben bereits erkannt, dass den Reisebüros künftig ein erhöhter Arbeitsauf­wand bevorsteht. Das junge Unternehme­n aus Köln will den Agenturen aufwändige Recherchen beim AA ersparen. „Auf Basis einer umfangreic­hen Datenbank werden Reisebüros über eine Schnittste­lle vollautoma­tisiert mit allen relevanten Bestimmung­en versorgt“, erklärt Geschäftsf­ührer Dennis Zimon. Dabei werde auch über das mögliche Konfliktpo­tenzial bestimmter Stempel und Sichtverme­rke informiert.

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FOTO: DPA Ausreisest­empel von Israel: Mit einem solchen Vermerk können Touristen bei der Einreise in manche arabische Staaten oder nach Iran ernsthafte Probleme bekommen.

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