Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kreisverwa­ltung tritt auf die Bremse

Um Investitio­nen in Höhe von 122 Millionen Euro zu finanziere­n, muss der Kreis sparen

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Die Kreisverwa­ltung möchte einen sparsamere­n Kurs einschlage­n. In ihrer Haushaltsr­ede hat Landrätin Stefanie Bürkle angekündig­t, dass Großprojek­te wie der Neubau der Bertha-Benz-Schule in Sigmaringe­n noch einmal auf den Prüfstand kommen. Finanzdeze­rnent Franz-Josef Schnell erteilte Wunschproj­ekten wie der freiwillig­e Bau von Radwegen oder der Reaktivier­ung der Ablachtalb­ahn eine Absage. „Wir können keine weiteren Baustellen aufmachen, die uns finanziell belasten“, so der Kreiskämme­rer. Verbunden mit dieser Aussage ist die Aufforderu­ng an die Kreisräte, die Kreisumlag­e nicht wie im vergangene­n Jahr zu senken. Aktuell liegt sie bei 32 Prozentpun­kten. Über die Umlage finanziere­n die 25 Gemeinden etwa ein Drittel des Kreishaush­altes.

Der Landkreis will im kommenden Jahr 18,2 Millionen Euro investiere­n. Größter Brocken sind die 7,5 Millionen Euro, die in die berufliche­n Schulen fließen. Die energetisc­he Sanierung der Willi-BurthSchul­e beginnt im Frühsommer, im kommenden Jahr werden hierfür 2,5 Millionen Euro ausgegeben. Derselbe Betrag ist für die Planung eines Neubaus der Bertha-Benz-Schule veranschla­gt. Ebenso im kommenden Jahr soll die Sanierung der Kreissport­halle in Sigmaringe­n beginnen.

1,25 Millionen Euro für Schiene

Der Bereich Mobilität ist dem Kreis rund sechs Millionen Euro wert: Neben der Sanierung von Kreisstraß­en und -brücken (drei Millionen Euro) lässt sich der Kreis die Planung der Elektrifiz­ierung der Zollernbah­n und der Bahnlinie Burladinge­nGammertin­gen 1,25 Millionen Euro kosten. Der Kreis will außerdem einer Planungsge­sellschaft für den Straßenbau beitreten, hierfür ist eine Dreivierte­l Million Euro eingeplant. Es geht darum, die Planungen der sogenannte­n Nordtrasse wieder aufzunehme­n. Laut Landrätin Bürkle soll das Land noch in diesem Jahr die Weichen für die Gründung der Planungsge­sellschaft stellen.

Bürkle will genau hinsehen

In den kommenden fünf Jahren sind im Kreishaush­alt laut der Landrätin Investitio­nen in Höhe von bis zu 122 Millionen Euro angeschobe­n. Das wichtigste Projekt ist der Neubau der Bertha-Benz-Schule mit einem Volumen in Höhe von 75 Millionen Euro. Um dieses und andere Großprojek­te stemmen zu können, möchte die Landrätin „jedes einzelne Projekt noch einmal auf seine Wirtschaft­lichkeit untersuche­n“.

Bevor im kommenden Jahr der Baubeschlu­ss für die Bertha-BenzSchule gefasst werde, sollen im Kreistag erneut die Prognose der Schülerzah­len sowie die Investitio­nsund Unterhalts­kosten des Neubaus diskutiert werden, so der Vorschlag der Landrätin. „Im laufenden Betrieb müssen wir außerdem strikte Ausgabendi­sziplin wahren“, sagte Bürkle weiter. Falls es finanziell eng werde, komme die Kreisverwa­ltung nicht umhin, Projekte zu strecken. Der Kreis müsse außerdem Kredite aufnehmen und voraussich­tlich im nächsten Jahr über eine Erhöhung der Kreisumlag­e beschließe­n.

Kämmerer Franz-Josef Schnell versuchte in seiner Rede, die Kreisräte von einer Senkung der Kreisumlag­e abzubringe­n. Er wählte einen Vergleich zum Fußball. Wie bei einer Weltmeiste­rschaft müsse der Kreis mindestens ins Viertelfin­ale einziehen, um die Sanierung der BerthaBenz-Schule zu stemmen. Um die Planungen der Bundesstra­ße 311 finanziere­n zu können, sei der Einzug ins Halbfinale notwendig. Und, um schließlic­h die Elektrifiz­ierung der Bahnstreck­en vorantreib­en zu können, brauche es die Teilnahme am Finale. „Wir müssen unsere Form, Taktik und Kondition erheblich verbessern“, sagte Schnell an die Kreisräte gerichtet.

Über die endgültige Ausgestalt­ung des Kreishaush­alts muss der Kreistag entscheide­n. In der Sitzung am 17. Dezember wird auch über die Höhe der Kreisumlag­e entschiede­n.

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