Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Donau bei Scheer wird renaturiert
Gleichzeitig sollen Hochwasserschutzmaßnahmen in Angriff genommen werden
SCHEER - Die Donau soll bei Scheer auf rund 500 Metern renaturiert werden, um sie in eine bessere ökologische Balance zu bringen. Dazu haben Fachleute den Stand der Planung am Montag im Gemeinderat vorgestellt. Die Planung stehe noch ganz in ihren Anfängen, betonten sie. Andreas Stegmaier vom Regierungspräsidium Tübingen war mit den Planern in die Sitzung gekommen. Bürgermeister Lothar Fischer kündigte an, dass es eine Bürgerinformation geben werde, band aber schon in dieser Sitzung die anwesenden Bürger mit ein. Ihr Wissen und ihre Anregungen seien bei den Planungen gefragt.
Die Donau wurde in den 1950erJahren begradigt. Das hatte zur Folge, dass die notwendigen unterschiedlichen Lebensräume für Fauna und Flora verschwunden sind. Wegen den Wehren gibt es keine Durchlässigkeit für die Fische. Das Wasser fließt zu schnell ab, was sich im Fall von Hochwasser flussabwärts negativ auswirkt. Der ökologische Zustand sei sehr schlecht, erklärte Max Schwehr vom Regierungspräsidium. Das Land hat dort Flächen am linken Ufer gekauft, wo die Donau nach dem Ortsausgang in Richtung Mengen einen Knick macht. Sie liegen in der Nachbarschaft des Friedhofs. Dort sollen jetzt Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung der Donau geplant und umgesetzt werden.
Fehler rückgängig machen
Markus Heberle vom Ingenieurbüro Heberle aus Rottenburg stellte die ersten Planungsansätze vor. Das Flussbett soll ausgeweitet werden, der harte Sohleausbau und die Uferbefestigungen herausgenommen, Flachwasserzone, Gumpen, Kiesinseln und Ufersteilwände gebaut werden. Auch ein neues Wegenetz werde geplant, um Zugänge zum Fluss zu schaffen. Durch die Maßnahmen sollen neue Lebensräume entstehen und die Fehler der 1950er-Jahre rückgängig gemacht, erklärte er. Der historische Verlauf des Flusses könne nicht wieder hergestellt werden. Schwehr zeigte Varianten, wie die Renaturierung der Donau an dieser Stelle gestaltet werden könnte. Es werde bei der Ausweitung des Gewässerlaufes viel Aushub anfallen, dieser könne in der Landwirtschaft oder als Auffüllmaterial verwendet werden.
In der Debatte kam die Frage auf, wie sich diese Maßnahmen auf die Hochwassergefahr in der Altstadt auswirken werden. Schwehr versicherte, sie seien neutral. Ob die Kiesund Sandablagerungen vor dem Fallenstock ausgebaggert werden, erkundigte sich Rat Erwin Buck. Wenn die Ablagerungen durch Wurzeln von Weiden nicht verdichtet seien, würde nichts getan, weil diese Schichten bei Hochwasser beweglich seien, so Stegmaier. Im Gemeinderat wurde angezweifelt, dass die Maßnahmen auf diesem kurzen Stück dem Fluss viel bringen. Stegmaier erklärte, dass nach dem Trittsteinprinzip es sich auf längere Abschnitte auswirke, wenn an verschiedenen Stellen die Eintönigkeit der Donau unterbrochen werde. Dies schaffe Lebensräume, die von Tieren und Pflanzen belebt werden.
Der Hochwasserschutz für die Stadt wurde auch besprochen. Es sei eine Lücke entstanden, weil die geplanten Retentionsbecken flussaufwärts nicht wie geplant gebaut worden sind, erklärte Schwehr. Es werde derzeit geplant, den Schutz in der Stadt zu verbessern. Er zeigte Hochwassergefahrenkarten. Niels Ullrich vom Büro für Infrastrukturplanung Rapp und Schmid aus Biberach zeigte, wo die kritischen Stellen sind und welche Maßnahmen angedacht sind. „Es ist noch nichts Konkretes geplant, es sind die ersten Gedanken“, betonte er. Der Bereich der Altstadt sei vermessen worden, um die Situation analysieren zu können. Wenn die Hochwassergefahrenkarten Ende des Jahres fertig gestellt sind, werde man mit den Berechnungen beginnen und die Schutzhöhen neu festlegen, kündigte Ullrich an. Danach werden Mauern, Wälle und Dämme geplant, ertüchtigt und gebaut.