Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
„Targetsprint hat eine olympische Perspektive“
Anja Fischer aus Mengen war beim Academy-Camp der Deutschen Sport-Jugend (DSJ) in Buenos Aires
MENGEN (sz) - Anja Fischer, Sommerbiathletin und Sportschützin aus Mengen, war 18 Tage lang im Rahmen des Academy-Camps der Deutschen Sport-Jugend (DJS) in Argentinien, parallel zu den Youth Olympic Games in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Mit 25 anderen im Sport engagierten Teilnehmern im Alter zwischen 18 und 26 Jahren, besuchte sie die Spiele, lernte Land und Leute kennen, erlebte hochrangige Referenten. Im zweiten Teil des Interviews mit Redakteur Marc Dittmann nimmt Anja Fischer den Sport, die Spiele und die Begleitumstände unter die Lupe.
Sie hatten kurz vor der Abreise noch Prüfungen im Studium ... Das ist richtig. Meine Bachelorarbeit habe ich eine Woche vor Abreise abgegeben und zwei Tage vor dem Abflug die letzte Prüfung abgelegt. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass Wettkampf- und Prüfungsphase zwei unzertrennliche Freunde sind, die es nicht leiden, wenn du bei schönem Wetter auch einfach mal gerne nichts tun würdest.
Welche neue Motivation haben Sie aus dem Aufenthalt geschöpft?
Diese Reise hat es geschafft, in mir die Motivation zu wecken, vielleicht zunächst einmal die aufgeschnappten Spanischvokabeln zu vertiefen. Die größte Motivation betrifft aber den Sport, die Begeisterung hat mich angesteckt. Zum einen hilft mir das bei meinem Training, zum anderen habe ich Lust, diese Begeisterung weiterzugeben. Dafür sind mir durch den Austausch mit der Gruppe auch viele neue Ideen zugetragen worden.
Welche Wettkämpfe haben Sie besucht?
Wir waren an sechs Tagen in den Parks bei den Sportveranstaltungen, um die deutschen Sportler anzufeuern. Teilweise haben uns da allerdings die langen Schlangen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir waren beim Turnen und beim BMX. Dort konnten wir aus erster Reihe die Sprünge des deutschen Mixed-Teams bewundern, das Gold gewonnen hat. Einen weiteren Medaillengewinner haben wir im Badminton gefeiert. Wir waren beim Tischtennis, Tennis, Beachvolleyball, Fechten, Breakdance, Sportklettern, Basketball und Beachhandball. Ein großes Highlight war außerdem ein Futsalspiel der Argentinier.
Die olympische Bewegung erfährt derzeit einen Knacks. Für Winter 2026 gibt es Schwierigkeiten, einen Ausrichter zu finden...
Das finde ich bedauerlich. Dieses Thema war auch ein Inhalt unserer Gesprächsrunde mit dem Innen- und Sportsenator Hamburgs, Andy Grote, der in Hamburg miterleben musste, wie ein Volksentscheid dazu führte, dass eine Bewerbung nicht weiter sagt Anja Fischer.
vorangetrieben werden konnte. Wenn man einmal die Chance hatte, den Geist der Spiele hautnah zu erleben, würde die Zustimmung stark zunehmen. Einem solchen Erlebnis lässt sich sehr schwer ein finanzieller Gegenwert zuordnen. Auf der anderen Seite wird es immer mit Skepsis betrachtet, wenn für Sportgroßveranstaltungen ein Land mit innenpolitischen Schwierigkeiten oder einer unklaren Menschenrechtslage den Zuschlag erhält. Sylvia Schenk von Transparacy International berichtete sie uns auf der anderen Seite, wie Arbeiter aus Drittländern in Katar erstmals in Kontakt mit Arbeitsschutz und Betriebsrat kamen.
Kommt der Geist hinter der olympischen Idee abhanden. Stichwort Gigantismus, Kommerz?
Die Jugendspiele dienen da als Pionierkonzept. In Buenos Aires wurde das Ziel verfolgt, allen einen kostenfreien Zugang zu den Veranstaltungen zu ermöglichen. Insbesondere junge Familien und Schulklassen waren an den zahlreichen Mitmachstationen anzutreffen. Außerdem war der Umweltschutz Thema. Auch bei den Sportstätten stand die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Bei Jugendspielen gelten strengere Vorschriften. Neben der Nutzung bereits vorhandener Sportstätten, gliedern sich neue Anlagen sinnvoll ein oder sind wieder abbaubar.
Auch Olympiastarterin Gina Lückenkemper war als Referentin Gast im Camp?
Sie ist für die jungen Sportler ein Vorbild. Sie selbst war bereits 2016 in Rio bei den Spielen dabei und trägt seitdem die olympischen Ringe auf den Innenarm tätowiert. Sie vermittelt Freude an Leistung, essentieller Bestandteil der olympischen Idee. Außerdem schafft sie es, parallel zu ihrer Karriere als Sportlerin, ein Studium zu absolvieren - Einklang zwischen Körper und Geist, ebenfalls Ziel der olympischen Idee.
Welche Idee haben Sie selbst von den Spielen? Ein realistisches Ziel?
Die Spiele sind für mich eine Veranstaltung, die vom Austausch lebt. Sportler aus den verschiedensten Ländern kommen zusammen, finden mit Olympia etwas, das sie vereint. Sie alle verbindet die Begeisterung für Leistung und damit die olympische Idee. Olympia schafft Gemeinschaft und Zusammenhalt. Ich bin davon überzeugt, dass der Targetsprint eine olympische Perspektive hat. Mit seiner Kombination aus Rennen und Schießen fordert er neben der Schnelligkeit nicht nur den Körper, sondern am Schießstand vor allem die Konzentration und den Geist. Sollte es der Targetsprint tatsächlich ins Programm schaffen, wäre es ein großer Traum für mich, daran teilnehmen zu können. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
„Wenn man einmal die Chance hatte, den Geist der Spiele hautnah zu erleben, würde die Zustimmung stark zunehmen“,