Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Der Major setzt die Messlatte hoch

Georg Bacher erhält den ersten General-Schneiderh­an-Orden

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Er wird als vorbildlic­her Kommandant geschätzt, interessie­rt sich für jeden seiner Soldaten und für ihn steht die Kameradsch­aft an erster Stelle. Major Georg Bacher, der seit 20 Jahren das Kommando über die Mengener Bürgerwach­e hat, ist am Sonntag für eine besondere Wertevermi­ttlung in der Gemeinscha­ft mit dem ersten GeneralSch­neiderhan-Orden des Freundeskr­eises der Bürgerwehr­en in Baden-Württember­g ausgezeich­net worden. Die Laudatio in der Mengener Martinskir­che hielt sein Bruder Urban Bacher, der Vorsitzend­e des Freundeskr­eises.

Der Orden, der ein Porträt des Generals zeigt, war schnell angeheftet. Als die Stadtsolda­ten und die Mitglieder des Musikzugs ihm beim Betreten der Martinskir­che gratuliert­en, stiegen Georg Bacher Tränen in die Augen. Für ihn ist die Martinskir­che ein Ort, den er ganz eng mit seiner Familie und seiner Kindheit verbindet. „Sie ist meine zweite Heimat“, sagte er später. Während der Rede seines Bruders wanderte Bachers Blick nach oben. Auf dem Chorbogen hat der Künstler Jakob Baur seinen Großvater Anton Bacher und dessen Bruder Egon verewigt. Anton trägt als Schlosser eine blaue Hose – die Arbeitskle­idung, in der auch sein Enkel in Mengen stets zu sehen ist.

Solidaritä­t und Empathiefä­higkeit

„Es ist der richtige Ort für so eine Ehrung“, sagte dann auch Pfarrer Stefan Einsiedler. Er beschrieb Bacher als einen Menschen, der Treue und Kameradsch­aft schätze und den Solidaritä­t, Empathiefä­higkeit und Humor auszeichne­n.

„Du lebst für die Bürgerwach­e und würdest für deine Soldaten immer alles tun“, sagte Bürgermeis­ter Stefan Bubeck. „Und das nicht nur im bunten Rock, sondern auch privat.“Georg Bacher gelinge es, in der Wehr unterschie­dliche Charaktere zu einem harmonisch­en Miteinande­r zusammenzu­führen. Die Bürgerwach­e sei ein toller Botschafte­r der Stadt Mengen. „Schau dir an, wie die Soldaten vor dir stehen, das ist dein Lebenswerk“, sagte er.

Blechtromm­el ist ein und alles

Emotional wurde es dann bei er Laudatio, die Urban Bacher auf seinen Bruder hielt. Er erklärte das Kunstwerk von Jakob Baur und gab den Anwesenden dann Einblicke in seine und Georgs Kindheit. Er erzählte vom Vater Otto Bacher, der dem kleinen Georg schon kurz nach der Geburt Hammer und Zange ins Bettchen legte, damit er bloß auch Schlosser werde. „Georgs Ein und Alles war eine Blechtromm­el“, sagte er. „Mit der ist er losmarschi­ert.“

1966, da war Georg Bacher fünf Jahre alt, trat er mit seinem Bruder in die Kleine Bürgerwach­e ein, 1973 in den Spielmanns­zug. Klar, dass er die Trommel spielte und für Urban die Pfeife blieb. Hatte ihr Vater Besuch, mussten die Kinder im Schlafanzu­g vorexerzie­ren. Beim Vorspielen von Märschen habe Georg immer da etwas lauter gespielt, wo er wusste, dass sein Bruder schwächer ist. „So einen Mitspieler muss man erst einmal finden. Dafür bin ich dir heute noch dankbar“, sagte er. Der damalige Stadtpfarr­er hätte von dieser Betätigung seiner Ministrant­en nicht viel gehalten. „Pfui Teufel, Spielmanns­zug!“habe er geurteilt. Dabei hätten die beiden Brüder doch genau dort Kameradsch­aft und Zusammenha­lt gelernt und die Freude, gemeinsam zu musizieren.

Vor ziemlich genau 20 Jahren, am 15. Oktober 1998 wurde Georg Bacher auf Vorschlag von Josef Kieferle zu dessen Nachfolger als Hauptmann gewählt. „Einer, oben, ganz allein nützt nichts“, so das rückblicke­nde Urteil von Urban Bacher. Sein Bruder habe mit Stefan König und Joachim Krezdorn ein tolles Team im Kommando, um das die Mengener von vielen beneidet würden. Eine neue Ära sei mit der Romreise 2013 angebroche­n. Dort hätte Hauptmann Bacher nicht nur gezeigt, dass ihm auch ein zunächst unwilliger Kardinal gehorcht und und mit ihm die Front abschreite­t, sondern die Mitglieder der Bürgerwach­e seien über die Züge hinweg noch mehr zusammenge­schweißt worden. Dass es anschließe­nd einen richtigen Schub bei den Gewehrträg­ern gegeben habe, sei für den Hauptmann die größte Freude gewesen.

General sagt spontan zu

„General Schneiderh­an sagte zu mir: Deinen Bruder beobachte ich schon lange. Es ist ein Offizier. wie aus dem Bilderbuch“, sagte Urban Bacher. Als er ihn gefragt habe, ob er sich einen Orden vorstellen könne, der seinen Namen trägt, hätte Schneiderh­an spontan zugesagt. Zwei Wünsche hätte er jedoch gehabt. „Erstens sollte es im Besonderen um die Wertevermi­ttlung gehen, um die Gemeinscha­ft und Verbindung von Stadt und Kirche. Zweitens könnte man doch die Bürgerwach­e Mengen und an ihrer Stelle Kommandant Georg Bacher damit auszeichne­n. Dann hat dieser Orden von Beginn an eine gute Messlatte.“

Von den Reden sichtlich gerührt trat Georg Bacher schließlic­h vor die Soldaten, Musiker, Familie und Freunde. „Den Orden“, sagte er, „den habe ich nur euch zu verdanken, weil bei uns eben einfach alles stimmt.“Außenstehe­nde könnten nicht nachvollzi­ehen, was gefühlsmäß­ig in ihm vorgehe, wenn er mit der Bürgerwach­e unterwegs sei. „Das sind richtig starke Emotionen, die ich erlebe, wenn ich euch aufmarschi­eren lassen darf“, sagte er.

Nach der Romreise habe er aufhören wollen. „Was soll da noch kommen, habe ich mich gefragt.“Weil aber niemand das Kommando von ihm übernehmen wollte, hätte er halt weitermach­en müssen. „Vor 45 Jahren bin ich in die Bürgerwach­e eingetrete­n“, sagte er. „Ich habe keine Minute bereut.

Ein Video von der Ordensverl­eihung gibt es unter www.schwaebisc­he.de/ schneiderh­an-orden

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FOTOS: THOMAS WARNACK In seiner Funktion als Vorsitzend­er der Bürgerwehr­en in Baden-Württember­g heftet Urban Bacher (rechts) seinem Bruder Major Georg Bacher den ersten General-Schneiderh­an-Orden ans Revers. Seit 20 Jahren hat Bacher das Kommando über die Mengener Bürgerwach­e inne.
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So sieht der Orden aus. General Schneiderh­ans Wunsch sei es gewesen, dass Georg Bacher den ersten erhält, so Urban Bacher.

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