Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Männer singen zu elektronischen Klängen
Im Fauststudio geben der Antschischati-Chor und Hans-Joachim Irmler ein Konzert
SCHEER - Nach dem Tanzkonzert in der Stadthalle gibt es nun am kommenden Wochenende eine weitere deutsch-georgische Uraufführung. Unter dem Titel „Tradition und neue Töne“wird der Chor der Antschischati-Basilika in Tiflis im Fauststudio in Scheer zum ersten Mal eine Komposition der georgischen Komponistin Russudan Meipariani vor Publikum vortragen. Der Gesang trifft auf die Improvisationen von Studio-Inhaber Hans-Joachim Irmler, der seinem „analog-elektronischen Instrumentarium“wuchtige Klänge entlocken will.
Der neunköpfige Chor aus Tiflis pflegt mittelalterliche Kirchen- und Volksmusik aus Georgien. Er wurde 1989 gegründet, unmittelbar nachdem in Georgien die Ausübung von Kirchenmusik wieder erlaubt worden war. „In seiner Heimat ist der Männerchor sehr bekannt“, sagt Monika Nuber. Die Künstlerin aus Stuttgart begleitet das Kunstprojekt und wird dazu ein Musikvideo herstellen. Vier Tage lang werden die Sänger im Fauststudio untergebracht sein und die neue Komposition einstudieren. „Die Männer waren von der Idee, dass die traditionelle georgische Musik auf moderne Töne trifft, ganz begeistert“, sagt Nuber.
Gesang gehört zum Kulturerbe
Bei den beiden Konzerten am Samstag, 24. November, um 20 Uhr und am Sonntag, 25. November, um 15 Uhr wird der Männerchor zunächst sein traditionelles Programm präsentieren. „Darauf dürfen die Besucher wirklich gespannt sein“, sagt HansJoachim Irmler. Die sogenannte archaische georgische Polyphonie sei ein ganz eigener Gesang und gehöre zum immateriellen Kulturerbe der Unesco. „Das erweitert den Horizont und gibt Einblicke in eine ganz andere Kultur“, so Irmler.
Irmler freut sich auf Interaktion
Er freut sich natürlich vor allem auf die Interaktion mit den Sängern im Rahmen der neuen Komposition. „Es ist uns eine große Ehre, dass der Antschischati-Chor sich bereit erklärt hat, sich auf Neuland einzulassen und eine zeitgenössische Partitur zu singen. Neue Klänge, gesungen im georgischen Tonsystem“, heißt es in der Pressemitteilung.
Mit diesen beiden Terminen knüpfen Hans-Joachim Irmler und sein Team an die im Jahr 2014 ins Leben gerufenen Studiokonzerte an, die oft mit der Aufnahme von Studioalben verbunden sind. In der Vergangenheit hat es so etwa eine Uraufführung von Fraktus II und mehrere Gemeinschaftsproduktionen mit Carl Oesterhelt gegeben. „Wir zeigen mit diesen Konzerten, dass internationale Kunst auch im ländlichen Raum, bei uns in der Alten Papierfabrik stattfinden kann“, sagt Irmler.
Auch dieses Projekt wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes BadenWürttemberg gefördert. Weil aber die Projektkosten die Zuschüsse um einiges übersteigen, sind die Künstler auf Spenden und die Einnahmen aus dem Kartenverkauf angewiesen.
Die Konzerte finden am Samstag, 24. November, um 20 Uhr sowie am Sonntag, 25. November, um 15 Uhr im Fauststudio, Fabrikstraße 32-40 in Scheer, statt. Der Eintritt kostet 15 Euro, ermäßigt zwölf Euro. Karten sind an der Abendkasse erhältlich.