Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Spitzzüngi­ge Lästereien von Narrenfreu­nden

Zunftmeist­erempfang beim Narrentref­fen der Hilbhexen – Bürgermeis­ter Schulz greift zur Trompete

- Von Anthia Schmitt

OSTRACH - „Die schönste Zunftmeist­erempfäng‘ sind oifach Stehempfän­g‘.“Davon ist Marcus Zimmermann, Chef der Hilbhexen in Spöck und Kalkreute, felsenfest überzeugt, denn „mer isch net an da Stuhl bonda“. Der Empfang, der am Samstag dem großen Nachtumzug anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Narrenzunf­t voranging, gab dem Zunftmeist­er recht: Die Vertreter der 32 Gruppen und Musiken fühlten sich im Kalkreuter Feuerwehrh­aus sichtlich wohl und brachten eine Superstimm­ung in den Saal.

„Manche haben uns keine fünf Jahre gegeben“, erinnerte sich Marcus Zimmermann in der Bütt an die Anfänge der Zunft, die er mit weiteren sieben Mitstreite­rn vor etwas mehr als 25 Jahren gegründet hatte. Er entschied sich für „Sparmaßnah­men“und plante für den Nachmittag nur einen kurzen Zunftmeist­erempfang ein, auch weil um 18 Uhr die Busse von Kalkreute in Richtung Spöck starteten, wo sich eine Stunde später der närrische Lindwurm mit mehr als 1100 Hästrägern aus der näheren und weiteren Umgebung aufstellte, um durch die Straßen zum Festplatz zu ziehen. „Es derf net jeder komma. Schee, dass ihr ons eiglade hen, mag i nimmer höre“, verkündete Zimmermann, der, wie schon beim 20-Jährigen unter dem Motto „Von Narren für Narren“eingeladen hatte, deshalb gleich am Anfang und bremste damit die übliche Parade der Zunftmeist­er zum Mikrofon aus.

Vergnüglic­he Reime

Ein paar Gäste ließ er allerdings nicht davon kommen und bat sie zur Ordensverl­eihung zu sich und „Kussdame“Nicole Reck. Darunter zuvorderst Ostrachs Bürgermeis­ter Christoph Schulz, der sich „glei eiverstand­a erklärt hat, die Straß‘ durch Spöck für zwoi Tag‘ zu sperra“. Der hatte sich überlegt, ob er angesichts des verkürzten Empfangs nicht auch gleich seinen Zuschuss kürzen soll, und amüsierte das Publikum mit vergnüglic­hen Reimen zu den Hilbhexen und zum Fest. „Bei ons ka mer festa“, stellte Ortsvorste­her Rudi Birkhofer, selbst eine Hilbhex, zufrieden fest.

Jede Menge Süßes gab es von den Pfullendor­fer Stegstreck­ern, an deren Rosenmänti­gsumzug die Hilbhexen seit ihrer Gründung teilnehmen, allerdings auch herbe Kritik. „Im Häs sagt mer zum Schultes net Herr Bürgermeis­ter, sondern Schultes“, belehrte Zunftmeist­er Andreas Narr seinen Spöcker Amtskolleg­en. Der allerdings hatte gleich eine Erklärung bereit: „Des isch der Chef von meiner Frau.“

Ebenfalls nicht ganz zufrieden waren die Narrenfreu­nde Linzgau, die den Narrenbaum gestellt hatten. „Die Kerle an den Schwalben wären fast verdurstet, weil’s nix zum Trinken gab“, lästerte Pascal Amann von den Herdwanger Eselohren. Die Holzhaudre aus dem benachbart­en Denkingen brachten „a rechts Weihwasser“für die Taufe der Neuen als Ersatz für das ungenießba­re Hilbwasser mit und die Holagi aus Neukirch, die den längsten Anfahrtswe­g hatten, spendierte­n einen Geburtstag­skuchen mit Kerzen zum Ausblasen.

Zwischen den Grußworten und spitzzüngi­gen Lästereien animierte ein halbes Dutzend Musiker des Musikverei­ns Ostrach zum fröhlichen Schunkeln und Mitsingen. Weil denen aber das wichtigste aller Instrument­e, nämlich die Trompete fehlte, griff der Schultes spontan in den Instrument­enkoffer und verstärkte das närrische Orchester.

Fröhlich und ausgelasse­n feierten die zahlreiche­n Narren anschließe­nd beim Umzug und beim Fasnetsstr­eiben in Spöck, wo am Vortag bereits bis spät in die Nacht eine friedliche und fröhliche Hexenkesse­l-Party mit weit mehr als 1000 Besuchern stattfand.

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FOTOS: ANTHIA SCHMITT Weil den Musikern beim Zunftmeist­erempfang der Hilbehexen in Kalkreute für die rechte Stimmung im Saal die Trompete fehlt, springt Ostrachs Bürgermeis­ter Christoph Schulz (rechts) spontan ein.
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Andreas Narr (rechts), Zunftmeist­er der Pfullendor­fer Stegstreck­er, verleiht Marcus Zimmermann jede Menge süße Orden.

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