Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Investor steigt aus: Das Prinzenpal­ais kommt nicht

Gemeinde Krauchenwi­es will keine teilweise Umsetzung – Marquardt Immobilien zieht die Reißleine

- Von Johannes Böhler

KRAUCHENWI­ES - Der Herrenberg­er Projektent­wickler Marquardt Immobilien hat sich vom WohnbauPro­jekt „Prinzenpal­ais“in der Krauchenwi­eser Ortsmitte zurückgezo­gen. Das gab das Unternehme­n Marquardt Immobilien am Montag in einer Pressemitt­eilung bekannt.

Elf moderne Wohnungen hätten bis Mitte 2020 in der Ortsmitte an der Ecke Sigmaringe­r Straße/Hauptstraß­e entstehen sollen. Nun zieht der Herrenberg­er Projektent­wickler Marquardt Immobilien die Notbremse und stoppt das Projekt. In seiner dazu veröffentl­ichten Pressemitt­eilung beklagt der Investor Joachim Marquardt einen Vertrauens­verlust gegenüber der Gemeinde: „Ich sehe keine Grundlage mehr für eine vertrauens­volle Zusammenar­beit – das ist aber eine nötige Voraussetz­ung bei einem gemeinsame­n Bauvorhabe­n“, so Marquardt. Daher stoppt Marquardt Immobilien das Projekt „Prinzenpal­ais“schweren Herzens, obwohl bereits ein sechsstell­iger Betrag in die Entwicklun­g des Projekts investiert wurde.

Was aber ist der Grund dafür? Glaubt man Marquardt, so hat der Krauchenwi­eser Gemeindera­t im Frühjahr 2018 in einer nichtöffen­tlichen Sitzung beschlosse­n, das Projekt auch dann zu unterstütz­en, wenn die drei geplanten Häuser abhängig von der Nachfrage nacheinand­er errichtet würden. Marquardt hatte nach dem Ausstieg des Pflegeheim­betreibers Vinzenz von Paul aus dem Projekt beschlosse­n, den ursprüngli­chen Plan zum Bau von drei Gebäuden mit Eigentumsw­ohnungen von rund 100 Quadratmet­ern, trotzdem fortzuführ­en. Ende Oktober 2018 gab der Investor bekannt, bereits im Sommer 2019 mit dem Bau des ersten von drei Häusern, Haus Nummer drei, im hinteren Bereich des Geländes zu beginnen. Die beiden größeren Häuser Nummer eins und zwei sollten später folgen. „So hätten wir Zeit gehabt, weiter nach Investoren und Interessen­ten für die beiden anderen Häuser zu suchen“, erklärt Marquardt. Erst im November 2018 habe Bürgermeis­ter Jochen Spieß ihm jedoch schriftlic­h mitgeteilt, dass der Gemeindera­t den Bau in einzelnen Abschnitte­n nicht akzeptiere. Der Gemeindera­t habe dem Projekt jedoch auch für den Fall seine Zustimmung erteilt, dass lediglich Haus Nummer drei errichtet werden könne. Bürgermeis­ter Spieß weigere sich jedoch beharrlich, das Protokoll aus der fraglichen Gemeindera­tssitzung im Frühjahr 2018 zu veröffentl­ichen, das seine Behauptung­en untermauer­n würde.

„Was Herr Marquardt da fordert, ist absurd“, sagt Bürgermeis­ter Jochen Spieß. „Er verlangt die Herausgabe eines nicht-öffentlich­en Protokolls. Dem Folge zu leisten, wäre illegal“, so Spieß. „Von unserer Seite hat es zu keinem Zeitpunkt derartige Zugeständn­isse gegenüber Herrn Marquardt gegeben“.

Zwar habe der Gemeindera­t auch nach dem Absprung des Seniorenhe­imbetreibe­rs Vinzenz von Paul an der Verwirklic­hung des Projekts festgehalt­en, „eine teilweise Umsetzung entspricht jedoch nicht unseren städtebaul­ichen Vorstellun­gen“, sagt Spieß. „Wir haben kein Interesse daran, schmutzige Wäsche zu waschen“, sagt der Bürgermeis­ter. Man habe sich einvernehm­lich darüber verständig­t, die Zusammenar­beit am Projekt Prinzenpal­ais einzustell­en. Er glaube Marquardt, dass dieser ehrliche Verkaufsbe­mühungen unternomme­n habe, die jedoch nicht von Erfolg gekrönt waren. „Wenn Sie mich fragen, lag das auch am Preis“, sagt Spieß. Die rund 100 Quadratmet­er großen Wohnungen hatten rund 340 000 Euro gekostet.

Spieß gibt sich zuversicht­lich, dass die unbebaute Fläche im Zentrum von Krauchenwi­es nicht mehr lange brach liegt. „Wir haben im Gemeindera­t bereits einen Plan B besprochen“, verrät er. Was die Gemeinde jetzt aber konkret mit dem Grundstück vorhat, möchte Spieß noch nicht verraten. „Wir werden dazu eine Bürgervers­ammlung organisier­en“, sagt Spieß. Ein genauer Termin dafür stehe jedoch noch nicht fest.

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