Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

3000 Jahre altes Urnengrab entdeckt

Grabungen auf dem Gelände des Kreuz liefern ältesten Siedlungsn­achweis der Altstadt

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BAD SAULGAU (sz/rum) - Sensatione­ller Fund bei den Grabungen auf dem Gelände des früheren Gasthauses Kreuz in Bad Saulgau: Eine Grabungsfi­rma hat nach Zeugnissen aus dem Mittelalte­r gesucht und entdeckte dabei ein Zeugnis aus der Bronzezeit. Das gefundene Grab ist 3000 Jahre alt und ist damit der älteste Siedlungsn­achweis der Altstadt. Das geht aus einer am späten Dienstagab­end veröffentl­ichten Pressemitt­eilung des Landesdenk­malamts hervor.

„Die Funde sind wissenscha­ftlich und historisch sehr bedeutend für Bad Saulgau. Es handelt sich um den ältesten Siedlungsn­achweis aus dem Bereich der Altstadt“, erläutert der Stuttgarte­r Regierungs­präsident Wolfgang Reimer. Das Regierungs­präsidium Stuttgart ist zuständig für das Denkmalwes­en in Baden-Württember­g und somit auch für die Grabung in Bad Saulgau verantwort­lich.

Bei den Grabungen auf dem Areal des früheren Gasthauses Kreuz waren eigentlich Funde aus der Zeit des Mittelalte­rs erwartet worden. Während diese Ergebnisse laut Landesdenk­malamt durchaus den Erwartunge­n entsprache­n, kamen kurz vor Grabungsen­de noch weitere, völlig unerwartet­e Befunde zutage: Inmitten von vermutlich zeitgleich­en Siedlungss­puren kam eine Brandbesta­ttung der sogenannte­n Urnenfelde­rkultur an den Tag.

Geringe Spuren von Gold

Das rund 3000 Jahre alte Grab stammt aus einer Zeit, in der es üblich war, die Toten mit ihrem Schmuck und anderen Beigaben zu verbrennen und die Überreste in Keramikgef­äßen zu bestatten. Zwar war die Urne durch einen Leitungsgr­aben schon teilweise zerstört worden, doch enthielt sie neben dem Leichenbra­nd noch Reste weiterer kleiner Gefäße sowie Bronzeschm­uck und geringe Spuren von Gold. Genauere Aussagen dazu werden sich nach sorgfältig­en Untersuchu­ngen in der Restaurier­ungswerkst­att des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege treffen lassen.

Der frühere Gasthof Kreuz im Stadtkern von Bad Saulgau war abgebroche­n worden. Das Unternehme­n Löffler möchte an dieser Stelle Eigentumsw­ohnungen bauen. Vor dem Abbruch des Gebäudes unmittelba­r neben der Pfarrkirch­e St. Johannes fand im Jahr 2017 eine bauarchäol­ogische Untersuchu­ng des Kellers statt. Das Gebäude stand zwischen zwei spätmittel­alterliche­n Häusern. Deshalb vermuteten die Archäologe­n, dass sich in seinem Keller noch Reste eines mittelalte­rlichen Vorgängerb­aus erhalten haben könnten.

Da sich der geplante Neubau mit seiner Tiefgarage über die bisherigen Keller hinaus in zuletzt unbebautes Gelände erstrecken wird, waren laut Landesamt für Denkmalpfl­ege im Regierungs­präsidium Stuttgart vor Baubeginn archäologi­sche Grabungen erforderli­ch. Diese waren vom 3. Dezember 2018 bis 21. Januar dieses Jahres von einer Grabungsfi­rma durchgefüh­rt worden.

Im Zentrum der Untersuchu­ng stand dabei zunächst der spätmittel­alterliche Keller, der erst nach dem Abbruch genau dokumentie­rt werden konnte. Ein Vorgängerb­au war wohl einem Brand zum Opfer gefallen, wie große Mengen an Brandschut­t nahelegen. Am Keller wurden mit der Zeit mehrfach Umbauten und Erweiterun­gen vorgenomme­n. Ein außerhalb des Gebäudes gelegener, aus Backsteine­n gemauerter Brunnensch­acht war auch vom Keller aus zugänglich. Mittels eines Münzfundes kann er in die Mitte des 18. Jahrhunder­ts datiert werden, also in die Zeit, in der Saulgau noch zu Vorderöste­rreich gehörte.

Das Landesdenk­malamt teilt auch mit, dass die Baubefunde nun dokumentie­rt und die Funde geborgen sind. „Weiterer archäologi­scher Untersuchu­ngsbedarf besteht nicht mehr“, heißt es in der Pressemitt­eilung wohl im Hinblick auf die weiteren Bauarbeite­n der Baufirma Löffler.

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FOTOS: ARCHAEOCON­NECT TÜBINGEN Grabungen auf dem Areal des ehemaligen Gasthauses Kreuz bringen einen sensatione­llen Fund hervor. Die Reste eines Urnengrabs sind 3000 Jahre alt. Zu sehen ist ein Brandgrab der Urnenfelde­rzeit, eine Urne mit kleinem Beigefäß.
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Das Grabungsar­eal mit mittelalte­rlichem Keller und Brunnen des 18. Jahrhunder­ts.

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