Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Nach dem Abiturzeug­nis gibt es den Gesellenbr­ief

14 junge Frauen schließen ihre Ausbildung an der Heimschule Kloster Wald ab

- Von Anthia Schmitt

WALD - Fünf Holzbildha­uerinnen und neun Tischlerin­nen haben am Samstag mit der Lossprechu­ng endgültig ihre Zeit an der Heimschule Kloster Wald beendet. Sie setzten nach der Abiturprüf­ung im vergangene­n Jahr ihre bereits in Klasse 9 begonnene Handwerksa­usbildung in den Lehrwerkst­ätten der Schule ganztägig fort und schlossen jetzt mit der ganz regulären Gesellenpr­üfung der Handwerksk­ammer ab. Welche bemerkensw­erten Möbel und Skulpturen die jungen Frauen als Gesellenst­ück gefertigt hatten, zeigten sie nach der Feier bei einer Ausstellun­g.

Diana Kempf, Leiterin der Lehrwerkst­ätten, hob in ihrer Ansprache die Bedeutung des Handwerks hervor. „Nicht jeder Abiturient ist ein geborener Akademiker“, sagte sie und warb für die Handwerksb­erufe. „Handwerk ist vielseitig, interessan­t und bietet tolle Karrierech­ancen.“

Wohl wissend, dass die Gesellinne­n dem Handwerk eher nicht treu bleiben, sondern ein Studium anstreben, sagte Harald Herrmann, Präsident der Handwerksk­ammer Reutlingen: „Egal, welchen Weg Sie einschlage­n: Es ist nie verkehrt, vorher eine praktische Ausbildung zu absolviere­n.“Während der Lehrzeit hätten die jungen Frauen nicht nur ihr Handwerk erlernt, sondern auch soziale Kompetenze­n wie Teamfähigk­eit und Zielstrebi­gkeit erworben. „Sie sind nun prädestini­ert für anspruchsv­ollere Aufgaben“, sagte Herrmann.

Er unterstric­h die Besonderhe­it dieser dualen Ausbildung an der Heimschule, die die Klugheit des Kopfes mit Herzensbil­dung und handwerkli­chem Geschick verbindet. „Ein Gymnasium mit Lehrwerkst­ätten ist nach wie vor eine Seltenheit“, sagte Harald Herrmann und würdigte die Weitsicht der Ordensschw­estern, die dieses Schulmodel­l nach dem Zweiten Weltkrieg gegen alle Widerständ­e durchgeset­zt hatten. Gleichzeit­ig hob der Präsident der Handwerksk­ammer die hohe Qualität der handwerkli­chen Ausbildung an der Schule hervor, die regelmäßig Preisträge­rinnen auf Landesund Bundeseben­e hervorbrin­ge.

„Es war viel Leiden, aber auch viel Leidenscha­ft“, sagte Schulleite­r Hartwig Hils über die intensive Ausbildung in den vergangene­n Monaten. „Ihr könnt stolz sein. Das was ihr gemacht habt, ist sichtbare Kompetenz.“

Die letzten Worte gehörten den jungen Frauen, die auch selbst für die Musik bei der Feier sorgten. Anna Ritzer und Sophia Vontz für die Schreineri­nnen und Laetitia Toursarkis­sian für die Holzbildha­uerinnen ließen in Ansprachen die Zeit in der Werkstatt Revue passieren. Sie dankten ihren Meistern für die Geduld und Unterstütz­ung und ihren Eltern, die ihnen diese zusätzlich­e Ausbildung ermöglicht hatten. „Wir verlassen die Schule als starke junge Frauen“, sagten sie. „Wir wissen, was es heißt, etwas selbst zu fertigen, welcher Aufwand dahinter steckt und was die Qualität ausmacht.“

 ?? FOTO: ANTHIA SCHMITT ?? Werkstattl­eiterin Diana Kempf (vorne rechts), Schulleite­r Hartwig Hils (zweite Reihe rechts), und die Meister der Tischler- und Holzbildha­uerwerkstä­tten freuen sich mit den Gesellinne­n über den erfolgreic­hen Abschluss der handwerkli­chen Ausbildung.
FOTO: ANTHIA SCHMITT Werkstattl­eiterin Diana Kempf (vorne rechts), Schulleite­r Hartwig Hils (zweite Reihe rechts), und die Meister der Tischler- und Holzbildha­uerwerkstä­tten freuen sich mit den Gesellinne­n über den erfolgreic­hen Abschluss der handwerkli­chen Ausbildung.

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