Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die Bürgermeister machen die Musik
17 der 25 Rathauschefs im Kreis bewerben sich um einen Sitz im Kreistag
SIGMARINGEN - Kann die CDU im Kreistag ihre absolute Mehrheit halten? Bei der Wahl vor fünf Jahren holte sie knapp 53 Prozent der Stimmen und kann somit im Kreisparlament durchregieren. Zu spüren war dies bei der alljährlichen Entscheidung über die Höhe der Kreisumlage, die die CDU im Alleingang festlegte. Erstmals bewirbt sich die AfD für den Kreistag – somit gibt es sechs Listen: CDU, Freie Wähler, SPD, Bündnisgrüne, FDP und AfD.
Wie viele Kreisräte sind zu wählen?
Gegenüber der jüngsten Wahl vor fünf Jahren steigt die Zahl der Sitze von 38 auf 40, da die Einwohnerzahl des Landkreises zum Stichtag über 130 000 lag. Der amtierende Kreistag hat 42 Mitglieder, davon vier Ausgleichssitze. Aufgeteilt ist der Kreis in sieben Wahlbezirke: Sigmaringen, SigmaringenLand, Bad Saulgau/Herbertingen, Gammertingen, Mengen, Meßkirch/Stetten am kalten Markt und Pfullendorf.
Wie viele Kandidaten sind es?
Für die 40 Sitze gibt es 220 Kandidaten. Im Vergleich zur Wahl 2014 ist diese Zahl um 45 gestiegen. Dies hängt zum einen an den sieben AfDKandidaten, eine gewichtigere Rolle im neuen Kreistag wollen die Grünen spielen, denn die Zahl ihrer Kandidaten ist von 35 auf 58 angewachsen. Damit stellt sie die zahlenmäßig größte Liste. Im aktuellen Kreistag sind die Grünen nach der CDU und den Freien Wählern zusammen mit der SPD (jeweils fünf Sitze) die drittgrößte Liste.
Wie hoch ist der Frauenanteil?
Aktuell ist er mit fünf Kreisrätinnen beschämend niedrig. Im amtierenden Kreistag ist nur etwa jedes zehnte Mitglied weiblich, der Frauenanteil liegt bei 11,9 Prozent. Zumindest bei den Wahlvorschlägen ist der Frauenanteil deutlich höher: Jede vierte Bewerberin ist eine Frau. Ob der Frauenanteil signifikant steigt, das können auch die Wählerinnen beeinflussen.
Ist der Kreistag ein Bürgermeister-Sprengel?
Ja, ist er schon. 14 aktuelle und ehemalige Bürgermeister sind momentan im Kreistag vertreten. Und daran wird sich vermutlich wenig ändern, ihre Zahl könnte sogar noch steigen, denn 17 der 25 Kreis-Bürgermeister bewerben sich um einen Sitz im Kreisparlament. Sie tun dies, weil sie die Interessen ihrer Gemeinde auf der nächst höheren kommunalen Ebene vertreten wollen. Vor fünf Jahren waren es übrigens genauso viele. Lediglich acht amtierende Bürgermeister verzichten auf eine Bewerbung: Unter ihnen sind die Bürgermeister aus Neufra und Hettingen, die im Zollernalbkreis leben und deshalb nicht wählbar sind. Ein Grund für die Stärke der CDU im Kreistag sind die Bürgermeister, die sich auf ihrer Liste breit machen. 15 der 17 Bürgermeister wollen für die CDU in den Kreistag. Lediglich zwei Bürgermeister – Doris Schröter (Bad Saulgau) und Armin Reitze (Leibertingen) – stellen sich auf der Liste der Freien Wähler zur Wahl.
Wie groß ist die Chance der CDU, dass sie ihre absolute Mehrheit verteidigen kann?
Die Chance besteht, was an den 15 Bürgermeistern liegt, die sich in den Reihen der CDU bewerben. Ihre Bekanntheit ist hoch und deshalb haben sie gute Chancen, auch gewählt zu werden.
Was sind die wichtigsten Themen des Landkreises in den kommenden Jahren?
Die Kernfrage lautet, ob sich der Kreis die Investitionen, die er angeleiert hat, auch leisten kann. Für die kommenden fünf Jahre sind im Kreishaushalt laut Bürkle Investitionen von bis zu 122 Millionen Euro angeschoben. Das wichtigste Projekt ist der Neubau der Bertha-BenzSchule mit einem Volumen in Höhe von 75 Millionen Euro. Um dieses und andere Großprojekte stemmen zu können, möchte die Landrätin „jedes einzelne Projekt noch einmal auf seine Wirtschaftlichkeit untersuchen“. Zu brisanten Vorhaben gehören die Elektrifizierung der Zollernbahn und der Bau der Bundesstraße 311 neu, auch hierzu wird der Kreistag Mittel freigeben müssen.