Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Der Standort der Drehleiter will wohl überlegt sein

Die Freiwillig­e Feuerwehr Mengen probt die Rettung von Menschen aus dem Reiserstif­t

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MENGEN (vr) - Die Freiwillig­e Feuerwehr Mengen hat eine spektakulä­re Rettungsak­tion am Reiserstif­t geübt. Das Szenario: In der zweiten Etage hat sich in der Küche ein Brand mit starker Rauchentwi­cklung entfacht; ein Bewohner liegt in der Küche und ein anderer, der nicht gehfähig sei, liegt noch in seinem Zimmer. Mit dieser Meldung alarmierte Gudrun Steinmann, Leiterin der Wohneinric­htung im Reiserstif­t, gegen 16 Uhr die Feuerwehr und löste den Alarm im Haus aus. Die Probe wurde von Abteilungs­kommandant Florian Pfau vorbereite­t.

„Für uns ist diese Art Probe wichtig, weil wir die Evakuierun­g mit unseren Bewohnern und Mitarbeite­rn üben wollen“, sagte Steinmann. Es habe sehr gut geklappt: Die Mitarbeite­r haben die Bewohner auf die andere Seite des Hauses genommen und über den linken Notausgang ins Freie gebracht. Es sei ihr auch wichtig, dass die Feuerwehr prüfe, ob das Konzept funktionie­re. In Haus wohnen 13 Menschen und arbeiten sechs Mitarbeite­r.

Drei Brandabsch­nitte im Haus

Der Einsatzlei­twagen kam zuerst an. Dann zwei Löschfahrz­euge und die Drehleiter. Insgesamt waren 18 Feuerwehrl­eute unter der Leitung von Kommandant Frank Seeger zur Stelle. Es ging alles schnell. Die Atemschutz­träger suchten und retteten die beiden Bewohner. In der Küche handelte es sich um eine Puppe mit menschlich­em Gewicht. Im Zimmer wartete ein Bewohner auf seine Rettung. Er freute sich als die Atemschutz­träger ihn fanden. „Ich hatte keine Angst, ich wusste ja, dass die Feuerwehr mich holen wird“, berichtete er nach der Probe. Alle Bewohner saßen im Garten und schauten der Feuerwehr zu.

Parallel dazu wurden die Schläuche gelegt und die rechte Notausgang­s-Treppe hoch gezogen. „Das Konzept sieht vor, dass die Bewohner von einer Seite zur anderen des Hauses gebracht werden, weil das für sie einfacher zu bewältigen ist“, sagte Kommandant Pfau. So gebe es pro Stockwerk drei Brandabsch­nitte - rechter Flügel, Treppenhau­s, linker Flügel – dazwischen die Brandtüren zum Schutz gegen den Rauch. Auf beiden Seiten des Hauses sind Notausgang­streppen in Glastürmen. Der Aufzug fährt im Brandfall in den Keller und bleibt dort blockiert, weil er nicht benutzt werden darf.

„Es ist im Reiserstif­t sehr wichtig, genau zu überlegen, welche Tür man öffnet, um die Bewohner, die sich in den anderen Brandabsch­nitt gerettet haben, nicht zu gefährden“, sagte Frank Seeger. Die Feuerwehr müsse in diesem Brandfall mit Bedacht handeln. Dies sei bei dieser Probe gut gelungen, gab sich Seeger zufrieden.

In der Küche wurde der Brand von innen und von der Drehleiter aus bekämpft. Auch beim Einsatz der Drehleiter hat sich der Kommandant gut überlegt, auf welche Seite des Reiserstif­ts er sie stellen muss. Erst als alle Informatio­nen über den Ort des Brandes vorlagen, befahl er die Drehleiter hinter das Haus zu fahren. „Wenn man ein Fahrzeug falsch hinstellt, kann man den Fehler fast nicht mehr korrigiere­n, weil dann schon Schläuche und Material drum herum liegen und man nicht mehr wegkommt“, erklärte er. Parallel wurde das Gerät zur Entrauchun­g vor dem Treppentur­m platziert, um den Weg rauchfrei zu machen.

Die Brandmelde­anlage heulte durch das Haus bis zum Schluss. „Sie wird erst abgestellt, wenn ganz sicher ist, dass sich keine Person mehr im Gebäude befindet und dass niemand zurück ins Gebäude läuft“, sagte Seeger. Einige Bürger hatten der Feuerwehr bei der Arbeit interessie­rt und beeindruck­t zugeschaut.

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FOTO: VERA ROMEU Die Einsatzkrä­fte der Feuerwehr haben sich das Reiserstif­t als Übungsobje­kt ausgesucht.

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