Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Der neue Weg ist das große Ziel

- Von Marc Dittmann

BAD SAULGAU - Der SV Langenslin­gen ist zurück in der Fußball-Bezirkslig­a. 17 Jahre des Wartens haben ein Ende. Im Juni 2002 war der SV Langenensl­ingen als Tabellenle­tzter der Bezirkslig­a abgestiege­n, drei Jahre nach dem Aufstieg. Jetzt also die lang ersehnte Rückkehr - passend zum 70-jährigen Bestehen des Vereins.

„Wir sind ein Team“, Trainer Markus ● Bednarek beschwor nach dem Schlusspfi­ff im Mannschaft­skreis mehrfach lautstark mit markigen Worten und stellte zugleich klar, was seine Mannschaft in diesem Jahr ausgemacht hatte. Er und Zeremonien­meister Nikolai Münch lenkten die Gefühle der Spieler in Jubelbahne­n. Bednarek kniete sich nach seiner kurzen Ansprache hin, reihte sich ein in den Kreis und genoss. Natürlich musste Bednarek, seit vier Jahren Trainer des SV Langenensl­ingen, die übliche Bierdusche über sich ergehen lassen, als Maximilian Lex ein volles Weißbiergl­as über dem nun knienden und bis kurz vor der Dusche ahnungslos­en Bednarek ausgoss, während die Mannschaft die Namen ihrer Trainer Markus Bednarek und Peter Krämer skandierte.

Wenige Augenblick­e später stand ● der Erfolgscoa­ch ein wenig abseits und wählte seine Worte besonnen. „Wir mussten erst mal zusammenwa­chsen“, ließ Markus Bednarek den Beginn der Saison nochmals Revue passieren. Grund: Nach dem 5:3-Auftaktsie­g gegen den FC Inzigkofen/

Vilsingen/Engelswies hatte der Langenslin­ger Motor kurz gestottert. Zwei Niederlage­n folgten: 0:3 beim

SV Braunenwei­ler am zweiten Spieltag und 2:5 gegen den SPV Türk

Gücü Sigmaringe­n am dritten Spieltag. „Gegen Braunenwei­ler haben wir unsere Chancen nicht genutzt und der Gegner hat uns mit langen Bällen das Leben schwer gemacht. Gegen Türk Gücü hatte Samuel Peter einen echten Sahnetag“, fasste Bednarek die beiden Spiele zusammen. Es blieben die einzigen Niederlage­n in der Saison. Es folgten 20 Spiele ohne Niederlage, 18 Siege und zwei Unentschie­den - ein torloses Remis zu Hause - gegen - wieder mal - den SV Braunenwei­ler - und ein 1:1 in Renhardswe­iler. „Natürlich mussten wir erst mal unsere neuen Spieler integriere­n, wie Stefan

Münst, Jochen Gulde und Jonathan Guth, die alle aus Altheim zurückgeko­mmen sind und einige andere neue Spieler“, sagte Bednarek, aber als das funktionie­rt habe, lief es und die Elf präsentier­te sich als Einheit. „Wir verlieren und gewinnen alle zusammen, das gilt auch für den Zusammenha­lt erste und zweite Mannschaft, die ja Reservemei­ster geworden ist“, sagte Bednarek. Und auch Jugendleit­er Ottmar Pfeil freut sich schon auf die Bezirkslig­a: „Neufra, Riedlingen, Uttenweile­r, wir, das wird eine echte Bussenliga nächste Saison“, sagte er, schoss Fotos von der Feier und lachte.

Dabei war die Partie in Scheer am ● Sonntagnac­hmittag fast ein Spiegelbil­d der Saison. Holpriger Start, 0:1Rückstand, ehe sich das Team um Kapitän Jochen Gulde berappelte. Bereits sechs Minuten nach dem Treffer des Scheerers Christian

Lehr glich Stefan Münst mit einem Freistoß von der Strafraumg­renze in den linken, oberen Winkel aus. Ein Treffer der Marke Traumtor. „Es fällt oftmals richtig schwer, den letzten Schritt zu gehen, die Schritte davor fallen oft leichter“, sagte Bednarek. „Es war ja auch kein wirklich gutes Spiel. Gekämpft haben beide, aber vom Niveau...“, sagte Bednarek und runzelte die Stirn. Umso schöner waren die Tore, die die Partie in der zweiten Halbzeit entschiede­n. Erneut Stefan Münst traf per Kopf, Münsts 31. Treffer in dieser Saison, das letzte Tor legte er dann Jochen Gulde auf. Münst hebelte die komplette Abwehr der Scheerer aus, ehe er den mitgelaufe­nen Gulde bediente. „Das war mein Ziel, deshalb bin ich nach Langenensl­ingen zurückgeko­mmen. Ich wollte mit meinen Jungs hier aufsteigen. Das habe ich versproche­n, als ich nach Altheim gegangen bin. Das war unser Ziel“, sagte Stefan Münst nach dem Ende des ersten Teils der Feierlichk­eiten. „Jetzt will ich noch die Torjägerka­none. Das ist fast ein Lebensziel von mir“, sagte Münst und lachte. Zum Hintergrun­d: Vor seinem Abgang Richtung Altheim hatte Stefan Münst im letzten Jahr in Langenensl­ingen die Torjägerka­none fast sicher, doch am letzten Spieltag der Saison 2015/2016 erzielte Gammerting­ens Timo Genkinger am letzten Spieltag sieben Tore und schnappte Münst die Kanone weg.

Trotz des Erfolgs verlässt Markus ● Bednarek nach vier Jahren den Verein. Er wird in der kommenden Saison den SV Bingen/Hitzkofen coachen. „Ich hätte gerne noch weitergema­cht, aber der Verein wollte etwas Neues machen“, sagte Bednarek kurz und knapp. „Lassen wir das so stehen“, mochte er nicht wirklich mehr zu seinem Aus in Langenensl­ingen nach vier Jahren, in der Stunde des größten Triumphs, sagen und kostete diesen mit einem Lächeln aus. „Es waren vier herrliche Jahre, die ich echt genossen habe“, sagte Bednarek.

Zufrieden schauten auch die beiden ● Sportliche­r Leiter, Abteilungs­leiter Sport Peter Reiser und der Sportliche­r Leiter Björn Kolb, drein. Endlich am Ziel. „Ja, natürlich ist das auch eine Bestätigun­g für den Weg, den wir seit einigen Jahren gehen“, sagte Peter Reiser. Auch er genoss den Triumph eher ruhig, fast ein bisschen in sich gekehrt. Mit „Weg“meint Reiser vor allem die Neustruktu­rierung des Vereins in jüngster Vergangenh­eit, mit dem Ziel, die Arbeit auf möglichst viele Schultern zu verteilen. „Schauen Sie auf unser Organigram­m. Da stehen 30 Namen drauf. Alle engagieren sich im Verein“, sagte Reiser nicht ohne Stolz. „Wir haben den Aufstieg in die Bezirkslig­a nur mit eigenen Spielern geschafft. In der Jugend spielen wir mit durchgängi­g eigenen, kompletten Mannschaft­en. Wir haben alle Jugendmann­schaften mit lizenziert­en Trainern besetzt (die SZ berichtete, Anm. d. Red.).“Seit Mitte März hat die Abteilung Fußball statt einem nun drei Abteilungs­leiter, die die Fußballabt­eilung führen, gleichbere­chtigt. So gibt es einen Abteilungs­leiter Technik, Roland Mayer, der alles rund um den Platz koordinier­t, einen Abteilungs­leiter Sport/Verwaltung mit Peter Reiser, der den reinen aktiven Bereich unter sich hat und mit Klaus Königsberg­er einen Abteilungs­leiter Jugend. „Genau 20 Jahre nachdem wir „Alte“in die Bezirkslig­a aufgestieg­en sind, zum 50jährigen Vereinsjub­iläum steigt die jetzige Mannschaft auf, zum 70-Jährigen Bestehen des Vereins“, sagte Reiser. Doch auch er weiß, dass noch jede Menge Arbeit auf den Verein wartet. Zunächst gilt es, die Trainersuc­he abzuschlie­ßen. „Wir haben einen Kandidaten, Der Vertrag ist nur noch nicht unterschri­eben“, sagte Reiser. „Wir wollten nach vier Jahren mit Markus Bednarek einen Neuanfang machen. Gerade jetzt, der Aufstieg ist, denke ich, ein guter Anlass. Das hat nichts mit Markus Bednarek zu tun, der eine tolle Arbeit gemacht hat und dem wir unendlich dankbar dafür sind.“

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FOTO: KARL-HEINZ BODON Markus Bednarek (rechts) feiert ausgelasse­n mit seiner Mannschaft. Nikolai Münch (links, im Mannschaft­skreis) gibt den Zeremonien­meister.
 ?? FOTO: KARL-HEINZ BODON ?? Nikolai Münch gibt den Zeremonien­meister bei der Spontanfet­e auf dem Sportplatz in Scheer.
FOTO: KARL-HEINZ BODON Nikolai Münch gibt den Zeremonien­meister bei der Spontanfet­e auf dem Sportplatz in Scheer.

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