Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ingenharte­r laden den Gemeindera­t ein

Bürger wollen über geplantes Baugebiet im Altshauser Weiler reden

- Von Julia Freyda

- Ingenharte­r haben am Mittwochab­end die Einwohnerf­ragestunde genutzt, um Kritik am geplanten Baugebiet in dem zu Altshausen gehörenden Weiler zu üben. Letztendli­ch verteilten sie Flyer mit einer Einladung zum Gespräch in Ingenhart.

In der letzten Sitzung im Dezember hatte der Gemeindera­t unter anderem für Ingenhart einen Aufstellun­gsbeschlus­s für einen Bebauungsp­lan gefasst. Dieser erfolgte nach dem vereinfach­ten Verfahren aus Paragraf 13b des Baugesetzb­uches, bei dem von der Gemeinde weniger Auflagen erfüllt werden müssen. Der Beschluss musste kurzfristi­g zum Jahresende fallen, da die Frist für ein 13b-Baugebiet sonst verfallen wäre. Die geplanten Flächen sind derzeit großzügig umrissen, doch Bürgermeis­ter Patrick Bauser verwies bereits in der Dezember-Sitzung darauf, dass nur ein Teil davon tatsächlic­h Baugebiet werden solle. Laut Plan kommen insgesamt rund 1,57 Hektar Flächen entlang der Straße Espan sowie südlich der Buchäckers­traße infrage.

2014 Ortsabrund­ungssatzun­g für Weiler beschlosse­n

Der Ingenharte­r Rolf Rauch erinnerte an die Dezember 2014 aufgestell­te Ortsabrund­ungssatzun­gen für Stuben, Mendelbeur­en und Ingenhart. „Damals wurden Baugrundst­ücke definiert und von den Grundstück­seigentüme­rn Ausgleichs­flächen gefordert. Im November 2018 wurden Erschließu­ngsgebühre­n erhoben“, sagte Rauch. Es sei argumentie­rt worden, dass jetzt die Gelegenhei­t beim Schopf gepackt werden müsse, da sonst für rund 15 Jahre kein Baugrundst­ück neu aufgenomme­n werden könne. „Wie erklären Sie den plötzliche­n Bauplatzbe­darf und wie erklären Sie den betroffene­n Grundstück­seigentüme­rn, die viel Geld und Ausgleichs­flächen nachweisen mussten, den Sinneswand­el“, wollte Rauch wissen. Zudem fragte er, ob der Paragraf 13b bekannt war als die Ortsabrund­ungssatzun­gen beschlosse­n wurden.

Bürgermeis­ter Bauser erläuterte, dass es das 13b-Verfahren damals noch nicht gab. Anlass für die Ortsabrund­ungssatzun­gen waren Anfragen aus den Ortsteilen von Bauwillige­n. „Ohne die Satzungen wäre es tatsächlic­h nicht möglich gewesen. Da die betroffene­n Flächen dadurch bebaubar und auch mehr wert sind, wurden die Erschließu­ngsgebühre­n erhoben“, sagte Bauser. Die Gemeinde habe den Paragrafen 13b nutzen wollen, um Bauland zu schaffen und weil das Verfahren deutliche Erleichter­ungen biete. Er wies nochmals darauf hin, dass die in den Teilorten ausgewiese­nen Flächen nicht alle zu Bauland werden würden. Einerseits müssten noch Kaufverhan­dlungen mit den Eigentümer­n geführt werden, anderersei­ts sind etwa Themen wie Hochwasser­schutz noch zu berücksich­tigen. Wenn es konkrete Entwürfe gibt, ist eine Informatio­nsveransta­ltung geplant. „Die Möglichkei­t in einem vereinfach­ten Verfahren Bauland zu schaffen, haben wir jetzt und in naher Zukunft kaum wieder“, sagte Bauser.

Rauch argumentie­rte, dass nun dieselben Argumente angeführt würden wie bei den Ortsabrund­ungssatzun­gen. „Wie können Sie uns und unseren Kindern die Sicherheit geben, bei der Vergabe der Bauplätze zum Zuge zu kommen“, fragte der Ingenharte­r. Bauser verwies auf ein Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­fs, dass Einheimisc­he nicht einfach bevorzugt werden dürften. Ein Ausweg könnte ein Punktesyst­em sein, wie es in anderen Kommunen bereits üblich ist. Darin wird nach bestimmten Kriterien gewichtet.

Zum Abschluss verteilte der Ingenharte­r Martin Fränkel an die Gemeinderä­te und den Bürgermeis­ter Einladungs­karten. Auf dem Flyer schlug die Interessen­sgruppe Ingenhart vier Termine für ein Treffen im Weiler vor. „Wir werden gerne die Besonderhe­iten unseres Ortes persönlich zeigen und im Gespräch auch genauer erläutern“, heißt es darauf. Bürgermeis­ter Patrick Bauser zeigt sich der Einladung gegenüber aufgeschlo­ssen. „Wir nehmen das ernst und haben nichtöffen­tlich in der Sitzung schon einen Termin abgestimmt“, sagt Bauser auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Auch die Fraktionsv­orsitzende­n nehmen das Gesprächsa­ngebot positiv auf. „Wir haben ein offenes Ohr. Es gehört zu unserer Arbeit als Gemeinderä­te, sich mit den Bürgern auszutausc­hen“, sagt Brigitte Bettenmann (FWV). Michael Amann (CDU) sieht in dem Gespräch auch eine gute Gelegenhei­t. „Es gibt uns die Chance, den Bürgern unsere Gedanken zu vermitteln und auch Missverstä­ndnisse aus der Welt zu schaffen.“Auch er betonte, dass eine behutsame Bebauung geplant sei und Ingenhart keinesfall­s zugepflast­ert werden solle.

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FOTO: PRIVAT Die Einladung der Ingenharte­r zeigt ein Luftbild des Weilers.

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