Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Zusätzliches Krankenhaus für den Notfall
Falls nötig stehen in Meßkirch Räume zur Verfügung – Konzentration in Sigmaringen
- Der Kreis Sigmaringen rüstet sich weiter gegen das Coronavirus. In Meßkirch hat er sich ein ehemaliges Pflegeheim gesichert, falls ein Notkrankenhaus eröffnet werden muss. Dies sagte Landrätin Stefanie Bürkle bei einer Telefonschalte am Montagnachmittag mit Journalisten. Es handelt sich dabei um das Conrad-Gröber-Haus des Caritasverbandes. Die dort untergebrachten Senioren beziehen derzeit einen Neubau. Der Altbau soll im Bedarfsfall zum Notkrankenhaus werden.
Nach Angaben des Gesundheitsamts sind inzwischen 104 Menschen im Kreis Sigmaringen an Covid-19 erkrankt. Das bedeutet, am Montag sind 14 neue Fälle hinzugekommen. Am Sonntag war nur eine Neuinfektion gemeldet worden. Erstmals teilt der Landkreis auch die Zahl der Genesenen mit. Stand Montag haben drei Patienten Covid-19 überstanden und sind auch nicht mehr ansteckend.
Aktuell werden auf der Intensivstation des SRH-Krankenhauses in Sigmaringen zwei Corona-Patienten behandelt. Beide müssen nach Angaben des ärztlichen Direktors Prof. Dr. Georg von Boyen derzeit nicht beatmet werden. Ein Patient sei 50 Jahre alt und ohne Vorerkrankungen ins Krankenhaus gekommen, der andere habe einen ausgeprägten, schweren Krankheitsverlauf und sei schon älter. Auf der Corona-Station für weniger schwere Fälle werden zwei Patienten behandelt.
Das Sigmaringer Klinikum hat seine Kapazitäten für Corona-Patienten stark ausgebaut: 22 Betten sind für Verdachtsfälle eingerichtet, 20 für positiv Getestete. Auf der Intensivstation stehen 14 Betten und zehn Beatmungsplätze für CoronaPatienten zur Verfügung. Ihre Zahl wurde in den vergangenen Tagen um vier aufgestockt.
Von ihrem Schwesterkrankenhaus in Gera haben die Sigmaringer Kliniken Beatmungsgeräte ausgeliehen. „In Thüringen ist die Situation ja noch nicht so schlimm“, sagte die Interimsgeschäftsführerin der drei Krankenhäuser im Kreis, Christine Neu, die in der vergangenen Woche mit ihrer Arbeit begonnen hat. Ob laut den Prognosen diese Plätze ausreichen werden, wird derzeit anhand von Simulationen untersucht, sagte Landrätin Stefanie Bürkle. Der ärztliche Direktor ergänzte, dass aus dem OP-Bereich für den Notfall eine Handvoll weiterer Beatmungsmaschinen zur Verfügung stehe.
Um genügend Personal zur Verfügung zu haben, wurden Ärzte und Pfleger von Bad Saulgau in die Kreisstadt
verlegt. Die dortige Station A für chirurgische und internistische Patienten bleibt bis auf Weiteres geschlossen. Zudem kooperiert die SRH mit den Waldburg-Zeil-Kliniken, um Patienten unkompliziert in die Reha weiterverlegen zu können. „Bis in die vergangene Woche hinein haben wir hier sehr viele Absagen bekommen“, sagte Geschäftsführerin Neu.
Die Kliniken im Bodenseekreis, im Kreis Ravensburg und im Kreis Sigmaringen schließen sich außerdem zum sogenannten „BOS“-Verbund zusammen, womit ein Austausch erreicht werden soll, falls in einem Landkreis intensivmedizinische Betten knapp werden. Die Leitstelle Oberschwaben ist in diesen Verbund eingebunden, um den
Austausch mit zu organisieren. Alle Corona-Patienten werden bis auf Weiteres am Standort Sigmaringen behandelt. Die in Pfullendorf eingerichtete Quarantäne-Station werde ähnlich wie das Meßkircher Pflegeheim als Reserve vorgehalten. Aktuell sei die Lage noch entspannt. „Ich empfinde die Ruhe vor dem Sturm“, sagte Chefarzt Georg von Boyen.
Um die Corona-Patienten am Standort Sigmaringen weitgehend zu isolieren, gibt es zwei verschiedene Eingänge: Der Haupteingang ist für Mitarbeiter und Besucher, in die Pflegegruppe A führt ein Eingang für Patienten ein, der von einem Arzt überwacht wird. Von dort aus ist die Corona-Isolationsstation direkt zu erreichen.