Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Chanson vom Boot der Freunde
Ab und zu gehe ich trotz Corona zu meiner Gitarre und spiele „Les Copains d’abord“, das Chanson vom Boot der Freunde auf dem Ententeich von Georges Brassens. Das Boot kentert nie, weil die Freunde weder Schnösel noch Engel sind, aber doch fest zusammenhalten. Vielleicht singe ich es gerade jetzt so gern, weil es so gut ausdrückt, was notwendig ist. In Zeiten von Corona sitzen wir in einem solchen Boot. Wir sollten uns Freunde sein, die wir schützen, indem wir Abstand halten. Sohn Simon sitzt derzeit in Barcelona fest. Daraus wird die CoronaFreizeitbeschäftigung. Wie sieht es in Spanien aus, wie bei uns? Ab Montag muss jeder, der in Barcelona aus dem Haus geht, eine Selbstauskunft bei sich tragen. Damit kann die Polizei kontrollieren, ob er sich tatsächlich nur in der Nähe der Wohnung bewegt. Wie wird es bei uns weitergehen? Und abends dann TV-Serien. Nach „Unsere wunderbaren Jahre“in der ARD werde ich mir jetzt Real Humans, eine schwedische Sciencefiction-Serie, anschauen. Es geht um menschenähnliche Roboter, die von Menschen als Haushaltshilfen, Altenpfleger und Arbeiter eingesetzt werden. Das ist manchmal lustig, manchmal traurig und manchmal echt anspruchsvoll. Was wäre Corona, wenn es solche Synths (synthetische Menschen) in Zeiten von Corona gäbe? Wir ließen sie im Supermarkt einkaufen und könnten ganz zu Hause bleiben. Wären wir dann gerettet? (Rudi Multer)