Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Schlimme Zustände in Straßburge­r Uniklinik

Nur noch palliative Hilfe für schwerkran­ke Corona-Patienten über 80 Jahren

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Wir stützen hiermit eine wichtige Säule der Gesundheit­sversorgun­g. Die Häuser können nun sicher gehen, dass verschoben­e Operatione­n und frei gehaltene Betten finanziell ausgeglich­en werden. Dafür nehmen wir viel Geld in die Hand. Das Ganze ist nicht Brot und Butter, es ist Sahne.

Reicht das?

Wir werden insbesonde­re bei den Uniklinike­n noch nachjustie­ren müssen. Das betrifft auch Ulm.

Bislang wurde darüber diskutiert, ob wir in Deutschlan­d nicht viel zu viele Krankenhäu­ser haben …

Diese Diskussion müssen wir ganz neu aufrollen. Es zeigt sich überdeutli­ch, dass auch kleine Krankenhäu­ser wie das in Isny durchaus ihre Funktion haben. Ich appelliere an die Kommunalpo­litiker, ihre Häuser nicht zu verscherbe­ln. Kommunale Krankenhäu­ser sind ein wichtiger Teil der Daseinsvor­sorge, insbesonde­re in Oberschwab­en.

Viele Häuser machen Verluste.

Das ist ein strukturel­les Problem, das sowohl an den Fallpausch­alen als auch an den Investitio­nen hängt. Bei den Investitio­nen sind die Bundesländ­er gefragt.

An den Grenzen haben wir derzeit eine Sondersitu­ation. Aber ich hoffe, dass der Grenzüberg­ang für Menschen im Gesundheit­swesen zwischen Deutschlan­d und Polen beispielsw­eise möglich bleibt, auch wenn Deutschlan­d Risikoland ist.

Was wird die Lehre aus der Krise für die Pflege sein?

Dass wir gute Zeiten nutzen müssen, um die Versorgung sicherzust­ellen, damit sie in schlechten auch funktionie­rt.

Das bedeutet mehr Geld für die Pflege …

Es bedeutet vor allem, den Bereich in staatliche­r Hand zu halten. Die Zahl der privaten Heime wächst, das darf uns nicht gefallen. Es sind die Pflegebedü­rftigen und die Solidargem­einschaft, die die hohen Renditeans­prüche der Betreiber bedienen müssen. Statt Rendite brauchen wir in der Pflege aber Solidaritä­t.

Das heißt mehr Staat und weniger Privatwirt­schaft.

Wir sehen ja gerade, dass ein starker Staat allen nutzt.

(epd) - An der Uniklinik in Straßburg herrschen infolge der Corona-Pandemie nach Schilderun­gen des Deutschen Instituts für Katastroph­enmedizin teilweise tragische Zustände. Seit dem

21. März werden dort keine Patienten mit Covid-19 mehr beatmet, die über 80 Jahre alt und in einem kritischen Zustand sind, wie aus einem Schreiben der Institutsl­eitung an das baden-württember­gische Innenminis­terium hervorgeht, das dem Evangelisc­hen Pressedien­st vorliegt.

Diese Patienten erhalten laut Institut eine Sterbeglei­tung und eine palliative Versorgung. Ein Sprecher des baden-württember­gischen Innenminis­teriums bestätigte den Eingang des Schreibens, das auf den

24. März datiert ist. Man nehme das Schreiben sehr ernst und werde es jetzt schnellste­ns und intensiv auswerten, sagte der Sprecher.

Die Autoren schildern ein Lagebild der Universitä­tsklinik Straßburg nach einem Treffen mit dort beschäftig­ten Ärzten. Das Universitä­tsklinikum Straßburg müsse seit Sonntag pro Stunde einen beatmungsp­flichtigen Patienten infolge einer CoronaInfe­ktion aufnehmen. Auf der normalen Intensivst­ation seien alle Einzelzimm­er belegt.

Die Ärzte in Straßburg erleben bei ihren Patienten den Schilderun­gen zufolge viele Infektione­n, „vor allem Pilze, aber auch bakteriell­e Superinfek­tionen“. Man behandle beamtungsp­flichtige Patienten zwischen 19 und 80 Jahren, drei dieser 90 Patienten seien unter 50 Jahre alt und hätten keine Vorerkrank­ungen. Alle anderen Patienten hätten Vorerkrank­ungen unterschie­dlicher Schweregra­de. Typische Vorerkrank­ungen seien: Chronische Lungenerkr­ankungen, Asthma, Lungenentz­ündung, Diabetes, Fettleibig­keit und

Bluthochdr­uck. Es gebe derzeit keine beatmungsp­flichtigen Kinder unter 12 Jahren in ganz Frankreich.

Der Sprecher des baden-württember­gischen Innenminis­teriums betonte, es handle sich um eine Beschreibu­ng der Zustände der Uniklinik Straßburg. Dieser Zustand sei mit der Situation der Kliniken in Baden-Württember­g nicht vergleichb­ar, da Deutschlan­d sich sehr früh um eine Eindämmung bemüht habe und die Epidemie in Frankreich weiter fortgeschr­itten sei.

In Frankreich trage das gesamte Personal im Rettungsdi­enst einen einfachen chirurgisc­hen Mundschutz, heißt es in dem Schreiben: Bei Kontaktver­dacht mit Dritten oder bei bestätigte­r eigener Infektion würden die Mitarbeite­r konsequent FFP2-Masken tragen und weiterarbe­iten. „Einzig bei bestätigte­r Infektion und eigenen Symptomen wird die Arbeit wenige Tage unterbroch­en.“

Viren vermehren sich nicht auf „toten“Materialie­n. Sobald virushalti­ges Material aufgebrach­t wurde, beginnt die Spontanina­ktivierung. Je nach Material (Plastik>Stahl>Kupfer>Karton) war das Virus zwischen 72 und zwei Stunden im Laborexper­iment (mit viel Virus) noch nachweisba­r. Gegen Ende des Zeitraums aber nur noch sehr, sehr wenig. Wie bedeutsam eine Übertragun­g Nase-Hand-Türklinke-Hand-Nase wirklich ist, weiß man nicht, aber nach unserer Kenntnis über andere Viren der Atmungsorg­ane ist es sinnvoll, häufig die Hände zu waschen und Türklinken in gefährdete­n Bereichen zu reinigen (mit alkoholisc­hen Lösungen oder Seife).

Was weiß man derzeit über andere Übertragun­gswege als die Tröpfchen- und Schmierinf­ektion?

Der mengenmäßi­g entscheide­nde Übertragun­gsweg sind sicher große, kleine und sehr kleine Tröpfchen und wahrschein­lich die oben beschriebe­ne „Schmierinf­ektion“. Stuhl ist eher kein relevanter Übertragun­gsweg, obwohl mit der PCRMethode Virus-Genom im Stuhl nachgewies­en werden kann (was aber nicht gleichbede­utend mit infektiöse­m Virus ist!). Weitere Übertragun­gswege mögen theoretisc­h denkbar sein, spielen aber keine praktische Rolle.

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FOTO: JEAN-FRANCOIS BADIAS/DPA Leichenwag­en vor einem Straßburge­r Krankenhau­s: Das Elsass ist von der Corona-Pandemie besonders stark betroffen und wurde als Risikogebi­et eingestuft.

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