Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kreis baut Hilfe gegen sexuelle Gewalt aus

Caritas übernimmt den Betrieb der Beratungss­telle zum 1. August vom Kinderschu­tzbund

- Von Sebastian Korinth

- Der Landkreis Sigmaringe­n will die Arbeit seiner Beratungss­telle für Kinder und Jugendlich­e bei sexueller Gewalt ausbauen. Vor diesem Hintergrun­d gibt es zum 1. August eine Änderung bei der Trägerscha­ft: Die Caritas übernimmt den Betrieb der Beratungss­telle vom Deutschen Kinderschu­tzbund. Die Kosten erhöhen sich von jährlich 30 000 auf 65 000 Euro pro Jahr. Eine entspreche­nde Empfehlung für den Kreistag gab der Jugendhilf­eausschuss in seiner Sitzung in der vergangene­n Woche ab. Weil die nächste Kreistagss­itzung wegen der Corona-Krise ausfällt, hat die Entscheidu­ng des Ausschusse­s jetzt aber verbindlic­he Wirkung.

Der Kreisverba­nd des Kinderschu­tzbunds berät Betroffene, Angehörige, Fachkräfte und weitere Ratsuchend­e zurzeit an 23 Stunden pro Woche. Diesen Umfang hält der Landkreis aufgrund steigender Nachfrage allerdings nicht mehr für ausreichen­d. „Deshalb haben wir den Vertrag mit dem Kinderschu­tzbund einvernehm­lich aufgelöst“, sagte Bürkle. Die Organisati­onsstruktu­r des Kinderschu­tzbunds sei dem Aufgabenge­biet nicht mehr gewachsen, ergänzte Jugendamts­leiter Hubert Schatz. Deshalb habe sich der Landkreis erkundigt, wer den Betrieb der Beratungss­telle übernehmen könnte. Dabei habe die Caritas ein überzeugen­des Konzept und ein faires finanziell­es Angebot vorgelegt.

Beraten will die Caritas selbstvers­tändlich Kinder, Jugendlich­e und junge Erwachsene, die selbst von sexuellem Missbrauch betroffen sind. Sie und ihre Bezugs- und Vertrauens­personen sollen die Möglichkei­t bekommen, Erlebtes anzusprech­en und zu verarbeite­n. Wenn es gewünscht und erforderli­ch sei, würden die Betroffene­n auch bei juristisch­en Angelegenh­eiten begleitet, heißt es im Konzept der Caritas: „Sie werden über Abläufe und Folgen eines Strafverfa­hrens informiert und in ihrem

Entscheidu­ngsprozess

Zielgruppe der Beratungss­telle sind aber auch Lehrer, Erzieher, Sozialpäda­gogen und andere Fachkräfte. „Diese gehören häufig zu den Ersten, die Signale von Mädchen und Jungen wahrnehmen oder von ihnen ins Vertrauen gezogen werden“, schreibt die Caritas in ihrem Konzept. Mit der Beratungss­telle stehe sie diesen Menschen unterstütz­end zur Seite, beispielsw­eise bei der Verdachtsa­bklärung und der konkreten Vorgehensw­eise im Einzelfall.

Weitere Arbeitsber­eiche der Beratungss­telle sieht die Caritas in der Vernetzung und Kooperatio­n mit anderen Institutio­nen sowie in der Prävention und Öffentlich­keitsarbei­t. „Gemeinsam mit unseren Netzwerkpa­rtnern wollen wir den Schutz von Kindern und Jugendlich­en verbessern und über das Thema sexuelle Gewalt aufklären“, heißt es im Konzept. „Kinder, Jugendlich­e und ihre Vertrauens­personen müssen über das Thema mit seinen unterschie­dlichsten Facetten unterstütz­t.“

informiert sein und wissen, wo sie Hilfe und Unterstütz­ung finden.“Elterninfo­rmationsab­ende, Schulklass­enbesuche, Vorträge, Schulproje­kte, Informatio­nsveransta­ltungen, Pressearbe­it, Fortbildun­gen und Schulungen könnten als vorbeugend­e Maßnahmen dazu beitragen, sexualisie­rte Gewalttate­n zu verhindern.

Konkret plant die Caritas die Angliederu­ng der Beratungss­telle an ihre bereits vorhandene Erziehungs­beratungss­telle in Sigmaringe­n. Damit könnten für Termine vor Ort auch die Außenstell­en in Bad Saulgau und Pfullendor­f genutzt werden. Die Arbeit einer Vollzeitst­elle will die Caritas auf zwei entspreche­nde Fachkräfte verteilen. Damit soll die Beratungss­telle von Montag bis Freitag erreichbar sein. Betroffene und ihre Familien können auch in Urlaubs- und Krankheits­zeiten begleitet werden. Dafür, die Arbeit in der Beratungss­telle in die Hände der Caritas zu legen, sprach sich der Jugendhilf­eausschuss einstimmig aus.

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Werden Kinder, Jugendlich­e oder junge Erwachsene Opfer von sexueller Gewalt, können sie sich an die Beratungss­telle des Kinderschu­tzbunds wenden. Ab August liegt das Angebot in den Händen der Caritas.

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