Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Kreis baut Hilfe gegen sexuelle Gewalt aus
Caritas übernimmt den Betrieb der Beratungsstelle zum 1. August vom Kinderschutzbund
- Der Landkreis Sigmaringen will die Arbeit seiner Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche bei sexueller Gewalt ausbauen. Vor diesem Hintergrund gibt es zum 1. August eine Änderung bei der Trägerschaft: Die Caritas übernimmt den Betrieb der Beratungsstelle vom Deutschen Kinderschutzbund. Die Kosten erhöhen sich von jährlich 30 000 auf 65 000 Euro pro Jahr. Eine entsprechende Empfehlung für den Kreistag gab der Jugendhilfeausschuss in seiner Sitzung in der vergangenen Woche ab. Weil die nächste Kreistagssitzung wegen der Corona-Krise ausfällt, hat die Entscheidung des Ausschusses jetzt aber verbindliche Wirkung.
Der Kreisverband des Kinderschutzbunds berät Betroffene, Angehörige, Fachkräfte und weitere Ratsuchende zurzeit an 23 Stunden pro Woche. Diesen Umfang hält der Landkreis aufgrund steigender Nachfrage allerdings nicht mehr für ausreichend. „Deshalb haben wir den Vertrag mit dem Kinderschutzbund einvernehmlich aufgelöst“, sagte Bürkle. Die Organisationsstruktur des Kinderschutzbunds sei dem Aufgabengebiet nicht mehr gewachsen, ergänzte Jugendamtsleiter Hubert Schatz. Deshalb habe sich der Landkreis erkundigt, wer den Betrieb der Beratungsstelle übernehmen könnte. Dabei habe die Caritas ein überzeugendes Konzept und ein faires finanzielles Angebot vorgelegt.
Beraten will die Caritas selbstverständlich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die selbst von sexuellem Missbrauch betroffen sind. Sie und ihre Bezugs- und Vertrauenspersonen sollen die Möglichkeit bekommen, Erlebtes anzusprechen und zu verarbeiten. Wenn es gewünscht und erforderlich sei, würden die Betroffenen auch bei juristischen Angelegenheiten begleitet, heißt es im Konzept der Caritas: „Sie werden über Abläufe und Folgen eines Strafverfahrens informiert und in ihrem
Entscheidungsprozess
Zielgruppe der Beratungsstelle sind aber auch Lehrer, Erzieher, Sozialpädagogen und andere Fachkräfte. „Diese gehören häufig zu den Ersten, die Signale von Mädchen und Jungen wahrnehmen oder von ihnen ins Vertrauen gezogen werden“, schreibt die Caritas in ihrem Konzept. Mit der Beratungsstelle stehe sie diesen Menschen unterstützend zur Seite, beispielsweise bei der Verdachtsabklärung und der konkreten Vorgehensweise im Einzelfall.
Weitere Arbeitsbereiche der Beratungsstelle sieht die Caritas in der Vernetzung und Kooperation mit anderen Institutionen sowie in der Prävention und Öffentlichkeitsarbeit. „Gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern wollen wir den Schutz von Kindern und Jugendlichen verbessern und über das Thema sexuelle Gewalt aufklären“, heißt es im Konzept. „Kinder, Jugendliche und ihre Vertrauenspersonen müssen über das Thema mit seinen unterschiedlichsten Facetten unterstützt.“
informiert sein und wissen, wo sie Hilfe und Unterstützung finden.“Elterninformationsabende, Schulklassenbesuche, Vorträge, Schulprojekte, Informationsveranstaltungen, Pressearbeit, Fortbildungen und Schulungen könnten als vorbeugende Maßnahmen dazu beitragen, sexualisierte Gewalttaten zu verhindern.
Konkret plant die Caritas die Angliederung der Beratungsstelle an ihre bereits vorhandene Erziehungsberatungsstelle in Sigmaringen. Damit könnten für Termine vor Ort auch die Außenstellen in Bad Saulgau und Pfullendorf genutzt werden. Die Arbeit einer Vollzeitstelle will die Caritas auf zwei entsprechende Fachkräfte verteilen. Damit soll die Beratungsstelle von Montag bis Freitag erreichbar sein. Betroffene und ihre Familien können auch in Urlaubs- und Krankheitszeiten begleitet werden. Dafür, die Arbeit in der Beratungsstelle in die Hände der Caritas zu legen, sprach sich der Jugendhilfeausschuss einstimmig aus.