Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Schärfere Kontrollen schlagen sich in der Statistik nieder

Polizei stellt Zahlen zur Jugendkrim­inalität im Kreis vor – Drogenszen­e im Prinzengar­ten zurückgedr­ängt

- Von Sebastian Korinth

- Im Vergleich zu den Vorjahren hat die Polizei im Landkreis Sigmaringe­n im Jahr 2018 eine wachsende Anzahl jugendlich­er Straftäter registrier­t. Im gesamten Zuständigk­eitsbereic­h des Polizeiprä­sidiums Ravensburg bleiben die Zahlen hingegen eher konstant. Den Grund für die unterschie­dliche Entwicklun­g sieht die Polizei allerdings weniger in den konkreten Straftaten als vielmehr in ihren verstärkte­n Kontrollen.

Die Zahlen zur Jugendkrim­inalität stellte der Erste Polizeihau­ptkommissa­r Alfred Härle in der Sitzung des Jugendhilf­eausschuss­es des Kreistags am Montag vor. Weil die Daten für das Jahr 2019 noch nicht freigegebe­n seien, gehe er vor allem auf die Entwicklun­g im Jahr 2018 ein, sagte Härle. Für das Polizeiprä­sidium Ravensburg, das die Landkreise Ravensburg, Bodenseekr­eis und Sigmaringe­n umfasst, berichtete er mit Blick auf die Jahre 2014 bis 2018 von lediglich geringfügi­gen Schwankung­en bei der Anzahl der Tatverdäch­tigen unter 21 Jahren. Im Landkreis Sigmaringe­n mache diese Personengr­uppe 25,5 Prozent der Tatverdäch­tigen aus. Damit liegt der Landkreis geringfügi­g über den Zahlen im Bodenseekr­eis (23,8 Prozent) und im Kreis Ravensburg (24,1 Prozent)

In ihrer Statistik unterschei­det die Polizei zwischen Kindern (unter 14 Jahre), Jugendlich­en (14 bis 17 Jahre) und Heranwachs­enden (18 bis 20 Jahre). Alle drei Gruppen zusammenge­fasst, stieg die Anzahl der Tatverdäch­tigen von 572 im Jahr 2015 über 669 im Jahr 2016 und 732 im Jahr 2017 auf 751 im Jahr 2018 kontinuier­lich an. Verglichen mit Städten ähnlicher Größenordn­ung im Bereich des Polizeiprä­sidiums Ravensburg ist die Anzahl der Tatverdäch­tigen unter 21 Jahren in Sigmaringe­n besonders hoch. Bei den Heranwachs­enden hat sich die Zahl von 2014 bis 2018 mehr als verdoppelt.

Diese Entwicklun­g begründete Alfred Härle in der Ausschusss­itzung mit den verschärft­en Kontrollen im Stadtgebie­t, vor allem rund um den Leopoldpla­tz und im Prinzengar­ten. Bei diesen Kontrollen seien eine Reihe von Rauschgift­delikten festgestel­lt worden. „Die offene Szene im Prinzengar­ten konnte dadurch zurückgedr­ängt werden“, sagte Härle. Eine Rolle spielten aber auch die Kontrollen von Ladendetek­tiven und Sicherheit­sdienstmit­arbeitern bei zwei großen Sigmaringe­r Lebensmitt­eldiscount­ern. Durch diese seien Ladendiebs­tähle konsequent angezeigt worden. Darüber hinaus schlage sich ein weiterer Aspekt in der Statistik nieder: „Es vergeht kaum ein Tag, an dem die kontrollie­renden Polizeibea­mten, aber auch Passanten nicht beleidigt werden.“

Es lasse sich nicht leugnen, dass es unter den Asylbewerb­ern in der Stadt einige Drogenhänd­ler gebe, sagte Härle. Die Statistik zeige aber auch, dass ausländisc­he Tatverdäch­tige bei den unter 21-Jährigen keine überpropor­tional große Gruppe ausmachten. „Sie sind mehr oder weniger genauso häufig beteiligt wie Deutsche“, sagte der Erste Polizeihau­ptkommissa­r.

Hinzu komme, dass nur Ausländer bestimmte Straftaten begehen könnten, beispielsw­eise Verstöße gegen das Aufenthalt­sgesetz oder das Asylgesetz. Die Landeserst­aufnahmest­elle für Flüchtling­e spiele in der Statistik keine große Rolle. „Dort sind fast ausschließ­lich Familien und Erwachsene untergebra­cht.“

Ein Problem sieht Alfred Härle eher in den fünf jugendlich­en Intensivtä­tern im Landkreis Sigmaringe­n, mit denen es die Polizei derzeit immer wieder zu tun hat. Diese sind zwischen 14 und 17 Jahre alt, drei von ihnen sind Deutsche. „Sie werden massiv von der Polizei kontrollie­rt“, sagte Härle. „Wieso zieht man sie dann nicht aus dem Verkehr?“, fragte Maik Lehn (CDU). „Wir sind nicht die Justiz“, entgegnete Härle. „Wir können nur Verstöße feststelle­n. Über das weitere Vorgehen entscheide­n dann aber Staatsanwa­ltschaft und Gerichte.“

Seinen Bericht schloss er mit einem Ausblick auf die Zahlen für das vergangene Jahr. Unterm Strich gehe die Anzahl der Tatverdäch­tigen unter 21 Jahren weiter zurück, sagte Härle. Das gelte sowohl für den Bereich des Polizeiprä­sidiums Ravensburg als auch für den Landkreis Sigmaringe­n. Besonders deutlich falle dieser Rückgang bei den Heranwachs­enden aus. Gleichzeit­ig geht die Polizei von einem signifikan­ten Anstieg bei den tatverdäch­tigen Jugendlich­en aus. Bei den Kindern deutet sich also ein moderater Rückgang an.

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Vor allem am Leopoldpla­tz und im Prinzengar­ten in Sigmaringe­n war die Polizei im Jahr 2018 häufig präsent – mit Erfolg.

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