Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Schärfere Kontrollen schlagen sich in der Statistik nieder
Polizei stellt Zahlen zur Jugendkriminalität im Kreis vor – Drogenszene im Prinzengarten zurückgedrängt
- Im Vergleich zu den Vorjahren hat die Polizei im Landkreis Sigmaringen im Jahr 2018 eine wachsende Anzahl jugendlicher Straftäter registriert. Im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ravensburg bleiben die Zahlen hingegen eher konstant. Den Grund für die unterschiedliche Entwicklung sieht die Polizei allerdings weniger in den konkreten Straftaten als vielmehr in ihren verstärkten Kontrollen.
Die Zahlen zur Jugendkriminalität stellte der Erste Polizeihauptkommissar Alfred Härle in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses des Kreistags am Montag vor. Weil die Daten für das Jahr 2019 noch nicht freigegeben seien, gehe er vor allem auf die Entwicklung im Jahr 2018 ein, sagte Härle. Für das Polizeipräsidium Ravensburg, das die Landkreise Ravensburg, Bodenseekreis und Sigmaringen umfasst, berichtete er mit Blick auf die Jahre 2014 bis 2018 von lediglich geringfügigen Schwankungen bei der Anzahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren. Im Landkreis Sigmaringen mache diese Personengruppe 25,5 Prozent der Tatverdächtigen aus. Damit liegt der Landkreis geringfügig über den Zahlen im Bodenseekreis (23,8 Prozent) und im Kreis Ravensburg (24,1 Prozent)
In ihrer Statistik unterscheidet die Polizei zwischen Kindern (unter 14 Jahre), Jugendlichen (14 bis 17 Jahre) und Heranwachsenden (18 bis 20 Jahre). Alle drei Gruppen zusammengefasst, stieg die Anzahl der Tatverdächtigen von 572 im Jahr 2015 über 669 im Jahr 2016 und 732 im Jahr 2017 auf 751 im Jahr 2018 kontinuierlich an. Verglichen mit Städten ähnlicher Größenordnung im Bereich des Polizeipräsidiums Ravensburg ist die Anzahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren in Sigmaringen besonders hoch. Bei den Heranwachsenden hat sich die Zahl von 2014 bis 2018 mehr als verdoppelt.
Diese Entwicklung begründete Alfred Härle in der Ausschusssitzung mit den verschärften Kontrollen im Stadtgebiet, vor allem rund um den Leopoldplatz und im Prinzengarten. Bei diesen Kontrollen seien eine Reihe von Rauschgiftdelikten festgestellt worden. „Die offene Szene im Prinzengarten konnte dadurch zurückgedrängt werden“, sagte Härle. Eine Rolle spielten aber auch die Kontrollen von Ladendetektiven und Sicherheitsdienstmitarbeitern bei zwei großen Sigmaringer Lebensmitteldiscountern. Durch diese seien Ladendiebstähle konsequent angezeigt worden. Darüber hinaus schlage sich ein weiterer Aspekt in der Statistik nieder: „Es vergeht kaum ein Tag, an dem die kontrollierenden Polizeibeamten, aber auch Passanten nicht beleidigt werden.“
Es lasse sich nicht leugnen, dass es unter den Asylbewerbern in der Stadt einige Drogenhändler gebe, sagte Härle. Die Statistik zeige aber auch, dass ausländische Tatverdächtige bei den unter 21-Jährigen keine überproportional große Gruppe ausmachten. „Sie sind mehr oder weniger genauso häufig beteiligt wie Deutsche“, sagte der Erste Polizeihauptkommissar.
Hinzu komme, dass nur Ausländer bestimmte Straftaten begehen könnten, beispielsweise Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz oder das Asylgesetz. Die Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge spiele in der Statistik keine große Rolle. „Dort sind fast ausschließlich Familien und Erwachsene untergebracht.“
Ein Problem sieht Alfred Härle eher in den fünf jugendlichen Intensivtätern im Landkreis Sigmaringen, mit denen es die Polizei derzeit immer wieder zu tun hat. Diese sind zwischen 14 und 17 Jahre alt, drei von ihnen sind Deutsche. „Sie werden massiv von der Polizei kontrolliert“, sagte Härle. „Wieso zieht man sie dann nicht aus dem Verkehr?“, fragte Maik Lehn (CDU). „Wir sind nicht die Justiz“, entgegnete Härle. „Wir können nur Verstöße feststellen. Über das weitere Vorgehen entscheiden dann aber Staatsanwaltschaft und Gerichte.“
Seinen Bericht schloss er mit einem Ausblick auf die Zahlen für das vergangene Jahr. Unterm Strich gehe die Anzahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren weiter zurück, sagte Härle. Das gelte sowohl für den Bereich des Polizeipräsidiums Ravensburg als auch für den Landkreis Sigmaringen. Besonders deutlich falle dieser Rückgang bei den Heranwachsenden aus. Gleichzeitig geht die Polizei von einem signifikanten Anstieg bei den tatverdächtigen Jugendlichen aus. Bei den Kindern deutet sich also ein moderater Rückgang an.