Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Zahnarzt will Patienten die Angst nehmen

Immer mehr Termine werden abgesagt – Praxis verzichtet auf Zahnreinig­ungen

- Von Dirk Thannheime­r

- Fast jeder zweite Patient sagt dem Bad Saulgauer Zahnarzt Kurt Schmid seinen Termin ab. „Aus Angst, sich wegen des Coronaviru­s anzustecke­n“, sagt Schmid. Dabei würden für die Zahnarztpr­axen strenge Hygienemaß­nahmen gelten – und das schon viele Jahre vor Corona.

Kurt Schmid kann sich Zeit nehmen für ein Gespräch mit der SZ. „Die Behandlung­en sind in den vergangene­n Tagen deutlich weniger geworden“, sagt Schmid. Die Sorge, so der erfahrene Zahnarzt, sei seiner Ansicht nach aber unbegründe­t. „Schon vor vielen Jahren wurden die Hygieneric­htlinien in Deutschlan­d deutlich verschärft. Die Standards sind extrem hoch.“Die praktizier­enden Zahnärzte in der Gemeinscha­ftspraxis Dr. Schmid/Dr. Pfeffer/Dr. Gönner tragen einen Mundschutz, ziehen Handschuhe an, die Instrument­e werden sterilisie­rt, bevor sie zum Einsatz kommen.

Und trotzdem hat Kurt Schmid auf die Corona-Pandemie reagiert. Patienten, die Krankheits­symptome haben oder in einem Risikogebi­et waren, werden nicht behandelt. Profession­elle Zahnreinig­ungen, die viel Zeit in Anspruch nehmen, macht er nicht. „Ich will nicht, dass die Wartezimme­r überfüllt sind“, sagt Schmid, der deshalb darauf achtet, dass sich maximal zwei Patienten im Wartezimme­r aufhalten. Jeder Patient, der die Praxis an der Hauptstraß­e betritt, muss sich vorab seine Hände desinfizie­ren. „Vor Beginn der Behandlung müssen die Patienten ihren Mund eine halbe Minute lang spülen“, ergänzt Schmid, der die Angst der Patienten akzeptiere­n würde, aber die teilweise Überreakti­on nicht ganz nachvollzi­ehen könne. „Die Ängste sind oft irrational“, sagt Schmid.

Und auch seine Mitarbeite­rinnen würden sehr profession­ell mit der Situation umgehen, hätten keine Ängste. „Sie sind sehr cool in dieser Hinsicht“, so Schmid. Weil aber immer weniger Patienten ihre Termine wahrnehmen würden, muss sich auch Schmid aus betriebswi­rtschaftli­cher Sicht mit dem Thema Kurzarbeit auseinande­rsetzen. „Ich habe nicht vor, Kurzarbeit anzumelden.“Stattdesse­n sollen seine Mitarbeite­rinnen Überstunde­n abbauen oder ein negatives Stundenkon­to aufbauen. Kurt Schmid lässt die Praxis weiterhin geöffnet, hofft darauf, dass sich die Patienten aufklären lassen und die Termine einhalten.

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FOTO: THA Kurt Schmid erfüllt die Hygienesta­ndards in seiner Praxis.

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