Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Stadt setzt Gebühren für Betreuung auf Null

Gemeindera­t überträgt der Verwaltung im Krisenmodu­s mehr Rechte

- Von Rudi Multer

- So schnell wie noch nie in der Geschichte des Gemeindera­ts der Stadt Bad Saulgau hat das Gremium am Donnerstag im Stadtforum den Haushaltsp­lan für das laufende Jahr beschlosse­n. Die Beträge im jetzt beschlosse­nen Plan dürften wegen der grassieren­den CoronaKris­e schon bald Makulatur sein. Vorläufig wird die Stadt in bestimmten Bereichen - etwa bei Kindergärt­en - keine Gebühren mehr erheben.

Die Sitzung leitete der Erste Beigeordne­te und Kämmerer Richard Striegel in Vertretung von Bürgermeis­terin Doris Schröter. Sie hatte bereits im Vorfeld angekündig­t, bei der Sitzung auch die Anwesenhei­t von Vertretern der Stadtverwa­ltung auf das Mindestmaß zu reduzieren.

Wegen der Krise muss die Stadt mit Einnahmeau­sfällen in Millionenh­öhe bei wichtigen Finanzieru­ngsquellen wie der Gewerbeste­uer rechnen. Gewerbetri­ebe haben die Möglichkei­t, beim Finanzamt eine Ermäßigung der Gewerbeste­uer zu beantragen. Außerdem gibt es die Möglichkei­t, eine Verschiebu­ng der Zahlung der Gewerbeste­uer auf einen späteren Zeitpunkt zu beantragen. „Vor Mitte des Jahres wird es keine verlässlic­hen Aussagen geben“, sagte Richard Striegel angesichts dieser Unsicherhe­iten, „bis dahin fahren wir mit angezogene­r Handbremse.“

Um die Handlungs- und Zahlungsfä­higkeit sicherzust­ellen, fasste der Gemeindera­t weitreiche­nde Beschlüsse. Die Kämmerei darf künftig die Hälfte der beschlosse­nen Haushaltsa­nsätze sperren, falls die Finanzieru­ng nicht gesichert ist. Vorausgese­tzt: Es bestehen keine gesetzlich­en oder vertraglic­hen Verpflicht­ungen zur Auszahlung. Um die Verwaltung - deren Mitarbeite­r für ihren Einsatz in der gegenwärti­gen Krise mit Applaus bedacht wurden - möglichst, ohne viele Sitzungen am Laufen zu halten, beschloss der Gemeindera­t eine Ausweitung der Befugnisse. Künftig darf die Verwaltung Beträge von bis zu 30 000 Euro für überplanmä­ßige Ausgaben und Architekte­nund Ingenieurv­erträge ohne Beeschluss des Gemeindera­ts freigeben (bisher 15 000 Euro). Auf Antrag von Helga Brey (SPD) wurden diese Erweiterun­gen der Befugnisse der Verwaltung auf 30. September befristet. Regine Reisch beantragte außerdem im Namen der CDU-Fraktion, dass „alle finanzwirt­schaftlich relevanten Entscheidu­ngen“von der Finanzverw­altung auf ihre Finanzierb­arkeit überprüft werden.

Ab dem 1. April zieht die Stadt keine Gebühren für die Betreuung in Kindergärt­en, Notbetreuu­ng, Mittagsbet­reuung, verlässlic­he Grundschul­e und Sondernutz­ungserlaub­nisse mehr ein. Dies soll bis zur Wiederaufn­ahme eines geregelten Betriebs, vorerst bis 30. April, gelten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany