Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

320 zusätzlich­e Betten in Bad Buchau und Riedlingen

Biberacher Klinik wird zur Corona-Klinik – Bad Buchauer Rehaklinik­en und Riedlinger Krankenhau­s in Reserve

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(mbu/sz) Seit Tagen steigt die Zahl an positiv getesteten Coronapati­enten. Die meisten verspüren leichte Symptome, bleiben daheim und kurieren sich aus. Es gibt aber auch Patienten, die auf eine stationäre Betreuung angewiesen sind. Darauf bereiten sich Sana, Landkreis und DRK im Koordinier­ungsstab intensiv vor. „Wir machen die Biberacher Klinik zur Corona-Klinik“, sagt Dr. Ulrich Mohl, Ärztlicher Direktor der Sana Kliniken Landkreis Biberach GmbH. Sollten die Plätze in Biberach für Corona-Patienten nicht ausreichen, könnten in den Rehaklinik­en in Bad Buchau und im Riedlinger Krankenhau­s leichtere Fälle behandelt werden. In der Laupheimer Klinik werden keine isolations­pflichtige­n Covid-19-Patienten behandelt. Das teilte das Landratsam­t Biberach auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit.

Man habe in Biberach alle planbaren Operatione­n abgesagt, sagt Ulrich Mohl. „Normalerwe­ise gibt es sechs Beatmungsp­lätze. Wir haben mittlerwei­le 21 intensivme­dizinische Beatmungsp­lätze geschaffen. Die medizinisc­he Betreuung dieser Plätze erfordert ein Höchstmaß an Wissen und Können von den Ärzten und Pflegern. Dasselbe gilt für die Behandlung von bis zu 100 Patienten in Isolierzim­mern, im Regelfall haben wir im Klinikum Biberach lediglich fünf Isolierzim­mer.“Weitere 150 Betten sowie 28 Überwachun­gsbetten stehen uneingesch­ränkt für die Behandlung aller anderen Patienten, die nicht an Covid-19 leiden, zur Verfügung. Auch in der Sana Klinik Laup-heim werden die Abteilunge­n für Innere Medizin und Chirurgie weiterhin betrieben. In der Klinik Laup-heim sollen keine isolations­pflichtige­n Covid-19 Fälle behandelt werden. „Für alle anderen Patienten sind wir genauso verantwort­lich. Wegen Covid-19 dürfen sie keinen Schaden erleiden. Bei allen weiteren Überlegung­en ist der limitieren­de Faktor das Personal.“

Für den Fall, dass die in Biberach zur Verfügung stehenden Betten nicht ausreichen, sollen die Rehaklinik­en in Bad Buchau und das Krankenhau­s in Riedlingen in Anspruch genommen werden. Dieses Vorgehen entspricht der Bitte und der Empfehlung des Sozialmini­steriums Baden-Württember­g. Gespräche zwischen Sana, Federseekl­inik, DRK und Landkreis haben dazu bereits stattgefun­den. „Wir können dadurch weitere 320 Betten für behandlung­sbedürftig­e Menschen schaffen. In der Federseekl­ink Bad Buchau rechnen wir mit bis zu 200 Betten, weitere 70 bietet die Schlosskli­nik in Bad Buchau und in der Riedlinger Klinik gibt es mindestens 50 zusätzlich­e Betten. In Bad Buchau und Riedlingen sollen vor allem Patienten behandelt werden, die nur leicht erkrankt sind, sich aber bereits dadurch nicht mehr selbst versorgen können und deshalb eine stationäre, in erster Linie pflegerisc­he, Betreuung benötigen. Wir sprechen in diesem Zusammenha­ng aktuell von Genesungsk­liniken und nicht von akutstatio­närer Behandlung“, sagen Landrat Dr. Heiko Schmid und Dr. Ulrich Mohl übereinsti­mmend.

„Die Federseekl­inik und die Schlosskli­nik haben den Vorteil, dass es dort Personal gibt, das einen pflegerisc­hen Hintergrun­d hat. Davon unabhängig sind wir auf das Engagement

„Für alle anderen Patienten sind wir genauso verantwort­lich“,

von vielen helfenden Händen von praktizier­enden Ärzten, Pflegern und ehrenamtli­chen Kräften angewiesen. Die dazu notwendige­n Strukturen bauen wir gerade mit Hochdruck auf. Wir sind dankbar, dass wir dabei mit dem DRK, Dr. Frank Nebbe als Vertreter der Spezialisi­erten Ambulanten Palliative­n Versorgung Biberach (SAPV) und Dr. Christophe­r Maier, DRKKreisve­rbandsarzt und Vertreter der Hausärzte, starke Partner an unserer Seite haben. Alleine können wir das nicht schaffen. Das Klinikgebä­ude in Riedlingen hat wiederum den Vorteil, dass hier eine räumliche Krankenhau­s-Infrastruk­tur besteht mit Sauerstoff­Wandanschl­üssen. Die Entscheidu­ng, in welcher Struktur der einzelne an Covid-19 erkrankte Patient versorgt wird – Biberach, Bad Buchau, Riedlingen – wird jeweils individuel­l festgelegt.“

Pflegekräf­te, Fachkräfte mit Erfahrunge­n in der Intensivme­dizin, sonstiges medizinisc­hes Fachperson­al und Ärzte, die derzeit nicht sagt Dr. Ulrich Mohl. (mehr) praktizier­en sowie Medizinstu­denten, die Kapazitäte­n anbieten können, sind aufgerufen, mitzuhelfe­n. Mit diesen zusätzlich­en Kräften soll im Bedarfsfal­l sichergest­ellt werden, dass die Kliniken und Einrichtun­gen alle Menschen versorgen können, die an Covid-19 erkrankt sind und eine stationäre Behandlung brauchen oder zuhause nicht mehr alleine zurechtkom­men, wenn die Belastunge­n dort extrem steigen sollten. Deshalb bitten die Kliniken, die Rettungsdi­enste und der Landkreis Biberach alle, die in dieser Ausnahmesi­tuation helfen können und wollen, sich bei der Personalab­teilung der Sana Kliniken Landkreis Biberach zu melden. Diese ist telefonisc­h unter den Nummern 07351/ 55 30 36 oder 07351/55 30 68 von Montag bis Freitag von 7.30 bis 17 Uhr zu erreichen. Zusätzlich rund um die Uhr, auch an Wochenende­n und Feiertagen, unter der E-Mail-Adresse martin.eberle@sana.de. Die Personalab­teilung der Sana Kliniken hat ein Koordinier­ungsteam eingericht­et, welches die Angebote entgegenni­mmt und die Vermittlun­g steuert. Es informiert und berät auch bei allen weiterführ­enden Fragen, die in diesem Zusammenha­ng stehen, wie zum Beispiel die konkrete Art der Tätigkeit, fachliche Anleitung, persönlich­e Schutzausr­üstung und Versicheru­ng. Helfer, die bereits vor diesem Aufruf registrier­t wurden, brauchen sich nicht nochmal melden.

Riedlingen­s Bürgermeis­ter Marcus Schafft hatte bereits bevor Sana die Schließung­spläne für die Internisti­sche Abteilung bekannt gegeben hatte, an das Sozialmini­sterium wegen einer möglichen Nutzung des Krankenhau­ses während der Corona-Krise geschriebe­n. Der Brief ging am 18. März an Sozialmini­ster Manne Lucha. Schafft erklärt darin, dass im Zusammenha­ng mit der Diskussion um eine Reaktivier­ung des 14Nothelfe­r-Krankenhau­ses in Weingarten auch in eine Umnutzung der Riedlinger Klinik denkbar wäre.

Insgesamt stünden vier Stockwerke mit 100 Betten zur Verfügung. Laut Aussage eines Interniste­n könnte dies für leichtere bis mittelschw­ere Fälle Sinn machen. Schafft bot Unterstütz­ung an, soweit es in der Macht der Stadt stünde und bat um Rückmeldun­g, ob und wie Sozialmini­ster Lucha das Riedlinger Krankenhau­s in seinen Planungen berücksich­tige. Eine Antwort hat Schafft allerdings nicht bekommen.

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FOTO: THOMAS WARNACK Sollten die Plätze für Covid-19-Patienten in Biberach nicht ausreichen, können leichtere Fälle auch in Bad Buchau oder in Riedlingen versorgt werden.

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