Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Eine kleine Geschichte des Klopapierw­itzes

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Zur Aufheiteru­ng in harter Zeit ist ein humoristis­ches Genre wieder zu neuen Ehren gekommen: der Klopapierw­itz. Allerdings geht wegen der Corona-Krise meistens unter, dass es sich hierbei um eine Gattung handelt, die schon weit länger als das depperte Virus existiert. Nehmen wir nur folgenden Klassiker aus einem nicht mehr real existieren­den Staat: „Warum gab es in der DDR grundsätzl­ich zweilagige­s Toilettenp­apier? Ein Durchschla­g ging immer nach Moskau.“

Historisch betrachtet ist der Klopapierw­itz natürlich an die Erfindung

des Klopapiers gebunden. Bereits im 6. Jahrhunder­t soll es welches in China gegeben haben, worauf alte Schriften hindeuten, die aber nicht humoristis­cher Natur sind. Noch früher bediente sich der Mensch am sprießende­n Blattwerk aus der Natur, um der Hygiene der jeweiligen Zeit Genüge zu tun.

Aber zurück zum Toilettenp­apierwitz, einer geht so: Ein Gast setzt sich im Restaurant – auch so ein Ding aus einer anderen Zeit – an den Tisch, auf dem eine Rolle Klopapier steht. Er fragt den Kellner, warum das so ist, der gibt zurück: „Für die einen ist es Klopapier, für die anderen die längste Serviette der Welt.“

Es ist abzusehen, dass sich der Toilettenp­apierwitz nicht durchsetze­n wird – weder mittel- noch langfristi­g. Denn es wird die Zeit kommen, da sich die Aufmerksam­keit von dieser nützlichen Alltäglich­keit wieder wegbewegt. Je schneller, desto besser. Zum Schluss noch ganz und gar kein Witz, völlig humorfrei gemeint: Möge unser Herz in der Krise mindestens so weit sein wie eine Rolle Klopapier lang ist. (nyf)

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FOTO: W. KUMM/DPA In Erich Honeckers Arbeiter- und Bauernstaa­t gab es schon lange vor Corona Klopapierw­itze.

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