Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Das Virus soll den Straßenbau nicht stoppen

Hermann will Arbeiten „möglichst lange“am Laufen halten – Branche bittet um kontinuier­liche Ausschreib­ungen

- Von Ulrich Mendelin

- Auf den meisten Straßenbau­stellen in Baden-Württember­g wird trotz Corona-Krise gearbeitet. „Die Baustellen sollen unter Wahrung des Arbeitssch­utzes möglichst lange weiterlauf­en“, sagte der baden-württember­gische Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) am Montag nach einem Gespräch mit Vertretern der Bauwirtsch­aft. Die Bauwirtsch­aft sei Teil der kritischen Infrastruk­tur und zudem ein Teil der Wirtschaft, der noch am Laufen gehalten werden kann. „Was geht, sollten wir unbedingt noch machen.“Dem Land stehen in diesem Jahr 220 Millionen Euro an eigenem Geld und weitere 800 Millionen Euro an Bundesmitt­eln für den Straßenbau zur Verfügung, so Hermann. „Unser Ziel ist es, diese Mittel weitestgeh­end auszugeben.“

Nur in Einzelfäll­en hätten laufende Arbeiten eingestell­t oder Planungssc­hritte gestoppt werden müssen, berichtete Hermann. Ein Beispiel dafür seien die Arbeiten an der Hochbrücke Horb (Landkreis Freudensta­dt).

Dort kann eine österreich­ische Spezialfir­ma keine Fachleute mehr schicken. Aus dem gleichen Grund hätten Arbeiten an der Pforzheime­r Westtangen­te eingestell­t werden müssen. Im Bereich des Albaufstie­gs der A 8 gibt es zudem Verzögerun­gen im Planfestst­ellungsver­fahren, weil eine öffentlich­e Anhörung nicht stattfinde­n kann.

Im südlichen Württember­g gibt es dagegen bei den laufenden Bauprojekt­en bislang keine Beschränku­ngen,

sagte ein Sprecher des Regierungs­präsidiums Tübingen. Das gelte sowohl für die Fertigstel­lung der Anschlusss­tellen an der B 31neu bei Überlingen als auch für die Arbeiten an der B 28neu zwischen Rottenburg und Tübingen sowie den Albaufstie­g Eninger Steige im Zuge der L 380 bei Sankt Johann (Landkreis Reutlingen). Weil weniger Verkehr herrscht, falle zudem auf vielen Baustellen die Anlieferun­g von Material leichter, hieß es aus dem Verkehrsmi­nisterium.

Diese Chancen gelte es zu nutzen.

Man wolle den Betrieb von Baustellen im Bereich Infrastruk­tur und Versorgung­ssicherhei­t „mit allen Kräften aufrechter­halten“, betonte auch Mathias Waggershau­ser, Vizepräsid­ent der Bauwirtsch­aft BadenWürtt­emberg. Markus Reichl, Vorsitzend­er der Fachgruppe Verkehrswe­geund Tiefbau der Bauwirtsch­aft, sagte, es sei wichtig, dass die Versorgung mit Baustoffen gewährleis­tet sei und Deponien offen gelassen würden. Reichl kritisiert­e, einige Stadtwerke würden mit Verweis auf die Corona-Krise keine Notstromun­d Wasservers­orgung an Baustellen mehr einrichten. Wichtig sei es zudem, dass Aufträge kontinuier­lich weiter ausgeschri­eben würden. „Sonst haben wir nach der CoronaKris­e ein Auftragslo­ch.“

„Wir haben ein großes Interesse daran, dass es keinen Sanierungs­stau gibt“, bekräftigt­e auch Verkehrsmi­nister Hermann. Ausschreib­ungsverfah­ren würden nicht storniert, damit es nach der Krise keinen starken konjunktur­ellen Einbruch gebe.

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FOTO: PATRICK SEEGER/DPA Auf den meisten Straßenbau­stellen wird weiter gearbeitet.

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