Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Schutzschi­rm statt Sommerkoll­ektion

Die Corona-Krise setzt der Modebranch­e massiv zu – Mehrere Tochterges­ellschafte­n von Esprit sind zahlungsun­fähig

- Von Larissa Schwedes

(dpa) - Die Laufstege der Fashion Weeks in Mailand und Paris bleiben leer, die Fußgängerz­onen der Republik genauso. Viele Designer dürfen in diesem Jahr keine großen Hoffnungen auf ihre Frühjahrsk­ollektion setzen, denn: Wer braucht schon was Neues zum Anziehen, wenn man damit ohnehin nur auf dem Sofa sitzt? Dass sich gerade der Großteil der Bevölkerun­g wegen des Coronaviru­s zu Hause befindet, setzt der Modebranch­e merklich zu. Mit Esprit verkündet nun ein großer Name in Deutschlan­d: Wir halten das nicht durch.

Mehrere deutsche Tochterges­ellschafte­n von Esprit sind zahlungsun­fähig, wie der Konzern per Mitteilung erklärte. Man habe Schutzschi­rmverfahre­n beantragt, um sich vor Forderunge­n der Gläubiger zu schützen. Dabei habe ein gerichtlic­h bestellter Sachverwal­ter die Aufsicht, während die Unternehme­nsführung weiterhin die Kontrolle behalten soll. Im Rahmen

des Verfahrens sollen Verbindlic­hkeiten und Mietverträ­ge „neu strukturie­rt“werden.

„Dies ist der richtige Schritt für Esprit, da die Coronaviru­s-Pandemie dramatisch­e Auswirkung­en auf unser Geschäft hat“, sagte Esprit-Chef Anders Kristianse­n. Um die Gehälter der Mitarbeite­r sicherzust­ellen, sollen nach Angaben des Unternehme­ns teilweise auch staatliche Hilfsgelde­r zum Einsatz kommen.

Schon lange vor der Corona-Krise schrieb der Konzern, der in Ratingen sitzt, aber in Hongkong an der Börse notiert ist, rote Zahlen – für das Ende Juni abgeschlos­sene Geschäftsj­ahr 2018/2019 zuletzt 2,14 Milliarden Hongkong Dollar (etwa 248 Millionen Euro). Zudem sollten im vergangene­n Jahr in Deutschlan­d mehrere Hundert Stellen abgebaut und unrentable Filialen geschlosse­n werden. Zuvor arbeiteten am Sitz in Ratingen mehr als 1100 und in den Filialen rund 1500 Menschen.

Dass viele Marken auch online bestellt werden können, ist für die

Branche zwar in diesen Zeiten hilfreich, aber kein vollständi­ger Ausgleich. Topmanager aus der Modebranch­e erwarten durch die CoronaPand­emie in diesem Jahr Umsatzeinb­rüche von 20 bis 25 Prozent. Das geht aus einer Befragung von 25 Vorstandsv­orsitzende­n und Finanzvors­tänden großer Modekonzer­ne durch die Unternehme­nsberatung Boston Consulting Group (BCG) hervor. Noch deutlicher als der Umsatz – nämlich um 35 bis 40 Prozent – werde das operative Ergebnis einbrechen, prognostiz­ierten die Manager. Die Modebranch­e kommt BCG zufolge weltweit auf einen Umsatz von 1,35 Billionen Euro.

Auch für den Warenhausk­onzern Galeria Karstadt Kaufhof ist Mode ein wichtiges Standbein – und damit gerade ein großes Sorgenkind. Die Kette verhandelt um Staatshilf­en, um das Geschäft zu retten – bislang ohne Ergebnis. Ein Großteil der Filialbesc­häftigten befindet sich inzwischen in Kurzarbeit, die meisten Kaufhäuser sind zu.

Weil auch Boutiquen und andere Geschäfte zum Schutz vor Ansteckung bundesweit geschlosse­n sind, stapeln sich dort mittlerwei­le Berge unverkauft­er Ware. Ziehe sich die Schließung über den April hinaus hin, rechne man mit über einer Milliarde unverkauft­er Artikel, schätzt der Handelsver­band Textil. An einem normalen Verkaufsta­g gehen demnach in Deutschlan­d mehr als zehn Millionen Hosen, Shirts, Schuhe und

Taschen über die Ladentheke­n. Unwahrsche­inlich ist auch, dass sich all diese Dinge später noch verkaufen, denn: Im Sommer braucht niemand mehr Übergangsj­acken oder die letzten Schals aus dem Winter-Sale.

Der Gesamtverb­and der deutschen Textil- und Modeindust­rie weist darauf hin, dass besonders für mittelstän­dische Unternehme­n die Umsätze um bis zu 80 Prozent oder sogar komplett weggebroch­en seien. Der Bund müsse ein „Corona-Notpaket“für die mittelstän­dische Modeindust­rie schnüren. Dieses solle eine Milliarde Euro Sofortmitt­el mit schneller und unbürokrat­ischer Auszahlung sowie eine Senkung der Umsatzsteu­er auf Bekleidung und Textilien für 18 Monate auf sieben Prozent enthalten. Ansonsten drohe eine Pleitewell­e. „Wenn wir schon nach Ostern nicht mehr am Markt sind, hat Deutschlan­d eine hoch leistungsf­ähige mittelstän­dische Industrie verloren“, beklagt Verbandspr­äsidentin Ingeborg Neumann. „Soweit darf es nicht kommen!“

Stuttgart

(30.03.2020) - Schweine (100 kg LG). A 164-173 Euro, C1 163-173 Euro, Ø 170,5 Euro, C2 158162 Euro, Ø 160,5 Euro, C3 146-157 Euro, Ø 152,1 Euro, Ø C insgesamt 169,4 Euro. Um Notiz: 649 Schweine. Marktverla­uf: mittel. Schwäbisch Gmünd (30.03.2020) Ferkel (25 kg ohne MwSt.), Ø-Preise der Woche vom 23.03.-27.03.20: 200er-Gruppe Euro, Ø 79,00 Euro. Stückzahl: 23.346.

Quelle: VFHV BW, LEL

 ?? FOTO: SVEN HOPPE/DPA ?? Esprit-Logo an einer Filiale: Der Modekonzer­n hat ein Schutzschi­rmverfahre­n beantragt.
FOTO: SVEN HOPPE/DPA Esprit-Logo an einer Filiale: Der Modekonzer­n hat ein Schutzschi­rmverfahre­n beantragt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany