Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Aesculap wagt keine Prognose
OP-Absagen wegen Coronavirus-Krise fordern den Tuttlinger Medizintechnikhersteller heraus
- Der Medizintechnikhersteller Aesculap kämpft wegen der Absage planbarer Operationen aufgrund der Coronavirus-Krise mit Umsatzrückgängen. Entsprechende Aussagen hatte die Vorstandschefin der Aesculap-Muttergesellschaft B. Braun, Anna Maria Braun, bereits vergangene Woche gemacht. Am Dienstag bestätigte Aesculap-Chef Joachim Schulz anlässlich der Vorstellung der Geschäftszahlen des vergangenen Jahres die Situation. Er zeigte sich jedoch optimistisch, die Rückgänge aufholen zu können.
„Bis vor Kurzem erlebten wir einen vorübergehenden Rückgang des Geschäfts in China. Wir spüren hier jedoch mittlerweile wieder eine positive Entwicklung. Wir sind zuversichtlich, dass unser Geschäft nach der Corona-Situation zügig wieder anziehen wird“, sagte Schulz auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“und machte deutlich, dass die sehr dynamische Situation „eine große Herausforderung“für Aesculap sei. Keine Aussagen machte der Manager darüber, wie sich die Lage in Europa und den USA zurzeit darstellt.
Für die 3650 Mitarbeiter in Tuttlingen hat das zur Folge, dass aktuell gezielt Stunden abgebaut werden. Ziel ist es, die individuellen Zeitkonten dem tatsächlichen Arbeitsanfall anzupassen. „Dadurch können wir unsere Personalkosten reduzieren und so unsere Profitabilität auch im Geschäftsjahr 2020 sichern“, sagte Vorstandsmitglied Jens von Lackum, der den Corona-Krisenstab bei Aesculap leitet. Der mit der IG Metall abgeschlossene Standortsicherungsvertrag, der betriebsbedingte Kündigungen bis Ende des Jahres ausschließt, ermöglicht es Aesculap in Zeiten mit starker Auslastung einen Aufbau von Stunden und in Zeiten mit niedrigerem Auftragseingang den Stundenabbau.
Kurzarbeit ist Schulz zufolge „momentan“kein Thema. Ebensowenig Gehaltskürzungen. Er gab jedoch zu:
„Wir werden uns in den kommenden Wochen weiterhin intensiv mit der Situation auseinandersetzen.“Was das alles für den Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr heißt, ließ Schulz offen: „Wir können aufgrund der aktuellen und unabsehbaren Situation keine konkrete Prognose treffen.“Das Augenmerk müsse weiterhin darauf liegen, Kostendisziplin zu halten und Ressourcen richtig und nachhaltig einzusetzen.
Die Prognosen treffen – das gelang Aesculap im abgelaufenen Geschäftsjahr nur zum Teil. Mit einem Umsatzwachstum von 6,6 Prozent auf 1,97 Milliarden Euro erzielten die Tuttlinger zwar ein Wachstum am oberen Ende des vor Jahresfrist in Aussicht gestellten Zielkorridors von fünf bis sieben Prozent (unter Herausrechnung von Wechselkurseffekten). „Wir haben ein gesundes Umsatzwachstum in einem herausfordernden Jahr erzielt und uns noch besser für die Zukunft aufgestellt“, kommentierte Schulz das Zahlenwerk. Alle Geschäftsfelder hätten zum Wachstum beigetragen.
Beim Ergebnis blieb die nach Erlösen zweitgrößte B.-Braun-Sparte aber hinter den eigenen Erwartungen zurück. Denn das konnte nur „stabil gehalten“werden. Der AesculapChef verwies auf die „schwierigen Bedingungen im Berichtsjahr 2019“. Konkrete Zahlen nannte er nicht.
Diese schwierigen Bedingungen waren zum einen regulatorische Belastungen, die Aesculap erwartet hatte und die parallel zu den Entwicklungsaktivitäten gestemmt werden mussten – allen voran die Umsetzung der EU-Medizinprodukteverordnung. Die sieht vor, dass bis zum 25. Mai 2020 viele Produkte – auch solche, die bereits seit Jahren verkauft werden – neu zertifiziert werden müssen. Dazu kamen höhere Personalkosten aufgrund von Tarifsteigerungen, Anlaufkosten bei neuen Produktionslinien und eine zu Beginn des vergangenen Jahres schwache Auslastung im Bereich Instrumenteund Implantatefertigung.
Die von der EU-Kommission angesichts der Cornoavirus-Krise in Aussicht gestellte Verschiebung der EU-Medizinprodukteverordnung um ein Jahr begrüßte Schulz: „Aus unserer Sicht ist es in dieser Situation richtig, das gesamte System zu entlasten“, sagte er. Gleichzeitig machte Forschungschefin Katrin Sternberg deutlich, dass Aesculap auch zum ursprünglichen Termin die Neuzertifizierung des Produktportfolios erfüllen könne, wenn „ein voll funktionstüchtiges System von benannten Stellen" existiere. Viele dieser Prüfinstitute können wegen der Beschränkungen infolge der CoronaKrise zurzeit jedoch nicht arbeiten.
Aktuell ist für das Vorstandstrio aber vor allem eines wichtig: Die Versorgung der Kunden und Märkte mit chirurgischen Instrumenten, Implantaten und Nahtmaterial. Das sei, so Schulz, momentan weitestgehend sichergestellt.
Stuttgart
(31.03.20) - Großvieh. Preise: Bullen A 185-195 Euro, Ø 192,4 Euro, Bullen B 170-180 Euro, Kühe A 130-140 Euro, Ø 135,3 Euro, Kühe B 110-125 Euro, Kühe C 85-105 Euro, Kühe D 75-90 Euro. Färsen A 160-170 Euro, Ø 164,7 Euro, Färsen B 150-160 Euro, Färsen C 115-145 Euro. Um Notiz: 311 Bullen, 651 Kühe, 223 Färsen. Marktverlauf: mittel. Preis für QZ-Schlachtschweine, Woche vom 23.03.-29.03.20: 1,97 Euro/kg Schlachtgewicht. 730 Stück. Quelle: VFHV BW, LBV